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Mir ist durchaus bewusst, dass die Hochstufung der Namenaktien der Credit Suisse von "Neutral" auf "Buy" durch Goldman Sachs schon gestern über die Ticker der Nachrichtenagenturen geflimmert ist. Dasselbe gilt für die Aufnahme der Papiere auf die viel beachtete "Conviction Buy List", auf die es nur auserwählte Aktien schaffen.

Mit einem Kursplus von 2,1 Prozent fiel die Marktreaktion überraschend unterkühlt aus. Denn für gewöhnlich zündet das wohl mächtigste Bankinstitut der Welt mit seinen aggressiven Kaufempfehlungen ein regelrechtes Kursfeuerwerk. Doch die Zündschnur schien gestern zu feucht für ein solches.

Interessant ist die mir von einem Kontakt aus London zugetragene Studie alleweil. Und das gleich aus mehreren Gründen. Die Botschaft der drei für Goldman Sachs tätigen Bankenexperten ist unmissverständlich: Die Papiere der Credit Suisse stehen am Anfang einer Aufholjagd gegen jene der UBS.

Die über die vergangenen zwölf Monate unterdurchschnittliche Kursentwicklung wird einerseits mit rückläufigen Konsensschätzungen andererseits aber auch mit dem teurer als erwarteten Vergleich im Steuerstreit mit den USA und seinen Folgen für das Kernkapital sowie mit der Debatte um die Grösse begründet.

Obschon die Experten ihre diesjährigen Gewinnschätzungen um gut 5 Prozent zusammenstreichen, erhöhen sie das 12-Monats-Kursziel auf 36,50 (34,10) Franken. Davon lässt sich ein Aufwärtspotenzial von gut 33 Prozent ableiten.

Doch damit nicht genug: Überdenkt auch die Credit Suisse ihre Strategie nach dem Vorbild der UBS, beziffert man bei Goldman Sachs das Aufwärtspotenzial der Aktien sogar mit bis zu 50 Prozent.

Ich habe bei der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken den Glauben an einen strategischen Kurswechsel mittlerweile verloren. Ausserdem ist Goldman Sachs in einem Punkt alles andere als konsequent: Obschon den Aktien der Credit Suisse eine Aufholjagd gegen jene der UBS zugetraut wird, werden Letztere ebenfalls mit einem optisch hohen Kursziel zum Kauf empfohlen.

Nach einem ernüchternden ersten Quartal häufen sich die Anzeichen für ein ebenfalls verhaltenes Folgequartal. Dies gilt insbesondere im für die Credit Suisse wichtigen Investment Banking. Erste Analysten haben ihre diesjährigen Gewinnschätzungen bereits nach unten angepasst. Weitere Abwärtsrevisionen dürften jedoch folgen und jegliche Aufholjagd gegen die Aktien der UBS fürs erste vereiteln.

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Die Namenaktien von Holcim werden heute von Anschlusskäufen erfasst und weiter nach oben getragen. Seit gestern Nachmittag steht fest, dass gleich mehrere prominente Private-Equity-Firmen um die zum Verkauf stehenden Geschäftsaktivitäten Reihe stehen.

Dieses Interesse ist wichtig, gelten die Devestitionen doch als Grundvoraussetzung für ein Zustandekommen des geplanten Zusammenschlusses mit der weltweiten Nummer zwei im Zementmarkt, Lafarge.

Interessant ist auch eine Rückmeldung seitens von Oddo Securities von einer Road-Show mit Firmenverantwortlichen im frankophonen Kanada. Darin gibt sich der verantwortliche Experte zuversichtlicher denn je, was den Zusammenschluss mit Lafarge anbetrifft. Letzterer verbessere den freien Cashflow und damit die Wahrscheinlichkeit einer Kapitalrückführung an die Aktionäre. Die Aktien von Holcim werden bei Oddo Securities weiterhin mit einem Kursziel von 98 Franken zum Kauf empfohlen.

Ich gehe mit dem Experten einig, dass sich der für die Aktionäre entstehende Mehrwert noch nicht genügend in der Kursentwicklung widerspiegelt. Dieser Mehrwert dürfte bei rund 20 Franken je Aktie liegen. Sollte sich der regulatorische Nebel zu lichten beginnen, steht einer weiteren Neubeurteilung und –bewertung nichts mehr im Weg.

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Die europäische Chemieindustrie unterzog sich in den letzten Jahren einem radikalen Umbau. Nicht zuletzt aufgrund eines intensiveren Wettbewerbs von Anbietern aus den Schwellenländern trennten sich viele Unternehmen vom margenschwachen Mengengeschäft.

Doch nicht in allen Fällen wurden damit auch Aktionärswerte geschaffen, wie die Credit Suisse in einer Sektorenstudie eindrücklich aufzeigt. Gelungen ist das hierzulande unter anderem Clariant. Die Studienverfasser sagen dem Basler Spezialitätenchemiehersteller eine vielversprechende Zukunft vorher und errechnen auf Basis einer HOLT-Analyse einen fairen Wert von 26,90 bis 27,10 Franken je Aktie.

Interessant ist, dass die Experten die Aktien von Clariant offiziell dennoch nur mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 18 Franken einstufen. Daran scheint auch das gute Ergebnis der HOLT-Analyse nichts zu ändern.

Ob die Papiere ihren Höhenflug der letzten Jahre fortsetzen, hängt nicht zuletzt von der Verwendung der Erlöse aus den zahlreichen Bereichsverkäufen vergangener Tage ab. Obschon immer wieder auf ein Aktienrückkaufprogramm spekuliert wird, wäre ein solches aus Aktionärssicht vermutlich nur die zweitbeste Lösung. Denn die Verantwortlichen von Clariant verfügen bei Übernahmen über einen Leistungsausweis, der sich sehen lassen kann.