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Ende Januar kommunizierte die Credit Suisse erstmals eine Liste mit möglichen Übernahmekandidaten, darunter auch zahlreiche Schweizer Unternehmen.

Aus aktuellem Anlass legen die verantwortlichen Strategen heute nach und veröffentlichen eine überarbeitete Liste. Insbesondere im Gesundheitssektor nennen die Experten gleich drei Firmen aus der Schweiz, die das Interesse ausländischer Mitbewerber wecken könnten. Neben Nobel Biocare werden überraschend auch Straumann und Sonova als Übernahmekandidaten genannt.

Bei den Chemieherstellern wird hingegen Clariant als Ziel einer Übernahme aus dem Ausland gehandelt. Als möglicher Käufer muss der grosse deutsche Rivale BASF herhalten, der vor vielen Jahren schon einmal in Basel auf Einkaufstour war. Aussergewöhnlich ist Clariant vor allem deshalb als Ziel einer Übernahme, weil sich der Spezialitätenchemiehersteller in der Vergangenheit selber neu ausgerichtet hat und mittlerweile eher als Jäger denn als Gejagter gilt.

Darf man den Strategen der Credit Suisse Glauben schenken, dann verspüren hierzulande auch ABB, Nestlé, Novartis, Richemont, RocheSwatch Group und Tecan Appetit auf Firmenübernahmen.


Interessant ist die Aufzählung der Schweizer Grossbank vor allem deshalb, weil sie Unternehmen beinhaltet, welche bei anderen Banken nicht als Übernahmeziele genannt werden. Darüber hinaus raten die Experten der eigenen Anlagekundschaft mittels eines Aktienkorbes zu einer Wette auf diese Firmen.

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Dass die Aktien grosser Unternehmen vermehrt wieder in der Anlegergunst stehen, ist kein Geheimnis. Auch hierzulande berichten mir Händler schon seit Tagen von riesigen aus dem Ausland eintreffenden Kaufaufträgen.

Solche sind es denn auch, die die Namenaktien von Nestlé gestern im späten Handel erstmals in der Firmengeschichte auf über 70 Franken klettern liessen.

Für Rückenwind sorgt auch eine Unternehmensstudie aus dem Hause Morgan Stanley. Darin zieht die viel beachtete Verfasserin das Kursziel für die mit "Overweight" empfohlenen Valoren auf 75 (71) Franken hoch. Insbesondere in den USA ortet die Analystin beim Westschweizer Nahrungsmittelhersteller Optimierungspotenzial und über die kommenden 12 bis 24 Monate eine Belebung, sowohl beim Umsatz- als auch bei der Margenentwicklung. Die Bewertung hält sie hingegen noch immer für vernünftig.

An dieser Stelle sei gesagt, dass die Analystin auf Basis ihrer nächstjährigen Gewinnschätzungen auf ein stolzes Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18,5 kommt. Die Bewertung bezeichnet sie vor allem aufgrund der leicht höheren Bewertung der Aktien von Unilever als vernünftig.

Obschon ich die Papiere von Nestlé weiterhin zu meinen Schweizer Aktienfavoriten für 2014 zähle, rate ich auf dem aktuellen Kurs- und Bewertungsniveau von einem Einstieg eher ab.

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Vom Eingang zum Hauptsitz der UBS sind es am Paradeplatz in Zürich nur wenige Schritte bis zu jenem der Credit Suisse. Und dennoch trennen die beiden Erzrivalinnen Welten. Während sich die grössere der beiden Schweizer Grossbanken aus weiten Teilen des Investment Bankings zurückgezogen hat, hält die andere unbeirrt an diesem Geschäftszweig fest.

Auch um den Steuerstreit mit den USA muss sich die UBS anders als die Credit Suisse keine Sorgen mehr machen, hat sie ihren Kopf doch schon vor Jahren mit einem Vergleich aus der Schlinge gezogen.

Wie der für die UBS Investmentbank tätige Bankenexperte die Situation der Erzrivalin beurteilt, ist ziemlich aufschlussreich. In einem mir zugespielten Kommentar schlägt der Verfasser vehement verteidigende Töne für die mit "Buy" und einem 12-Monats-Kursziel von 33,50 Franken eingestuften Namenaktien an.

Seit Ende April habe die Schweizer Grossbank gut 2 Milliarden Franken an Börsenwert eingebüsst. Mittlerweile sei nicht nur die in der Presse herumgereichte Vergleichszahlung im Gegenwert von bis zu 1,8 Milliarden Franken eingepreist, sondern auch ein drohender Nebeneffekt auf das Tagesgeschäft. Mit einer negativen Abwärtsspirale rechnet der Experte hingegen nicht.

Koste der Vergleich die Credit Suisse über die bisher getätigten Rückstellungen hinaus zusätzliche umgerechnet 700 Millionen Franken, schmälere das den Börsenwert um gerademal 2 Prozent und die Kernkapitalquote (Tier 1) um 20 Basispunkte. Beides sei aus Sicht der Grossbank verkraftbar.

Die Anhaltspunkte häufen sich, dass die Credit Suisse im Streit mit dem amerikanischen Justizministerium unmittelbar vor einem Vergleich steht. Liegen die Kosten dafür in der jüngst herumgereichten Grössenordnung, ist den Aktien eine vorübergehende Erholung so gut wie sicher. Und so brutal es auch klingen mag: Muss CEO Brady Dougan als Bauernopfer im Steuerstreit den Hut nehmen, spräche das sogar für ein kleineres Kursfeuerwerk.