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Vom Hauptsitz der UBS am Paradeplatz ist es nur ein kurzer Spaziergang bis zur Credit Suisse. Dennoch trennen die beiden Schweizer Grossbanken Welten. Während sich die UBS schon vor Jahren auf ihre traditionelle wirtschaftliche Rolle zurückbesonnen hat, wildert ihre kleinere Konkurrentin noch immer in den weiten Tiefen des kapitalintensiven Investment Bankings.

In einem Punkt ähneln sich die Probleme der beiden Erzrivalinnen allerdings: Nicht nur im Investment Banking, auch im Wealth Management sind die guten Tage längst gezählt.

Obschon beiden Schweizer Grossbanken die gebratenen Tauben - sprich die Milliarden an Nettoneugeld - nur so in den Mund fliegen, lässt die Ertragskraft in diesem einst sehr lukrativen Geschäftszweig immer mehr zu wünschen übrig. Das mag durchaus mit der Zurückhaltung der Kundschaft zu tun haben, wie die Firmenvertreter von UBS und Credit Suisse gerne behaupten.

Aufgrund der gedrückten Zinsen droht aus dieser Zurückhaltung allerdings eine dauerhafte Flaute zu werden. Denn dass sich die Vermögensverwaltungskunden in Anbetracht fehlender Renditemöglichkeiten endlich auch mal mit den ihnen anfallenden Kosten auseinandersetzen, kann man ihnen nicht verübeln.

Vermutlich sitzen die Probleme von UBS, Credit Suisse und Co. aber noch viel tiefer. Es dürfte nämlich mehr als nur ein Zufall sein, dass die Bruttomargen im Wealth Management spätestens seit dem politischen Todesstoss für das Schweizer Bankgeheimnis unter Druck stehen.

In der zweiten Hälfte vergangener Woche unterzog der für J.P. Morgan tätige Analyst seine Gewinnschätzungen für die grossen Schweizer Banken einer prozentual zweistelligen Abwärtskorrektur. Darf man dem Experten Glauben schenken, dann ist der Margendruck im Wealth Management noch immer nicht ausgestanden. Und er macht kein Geheimnis daraus, dass viele seiner Berufskollegen ihre Prognosen für die kommenden Jahre noch einmal kräftig mit dem Rotstift überarbeiten müssen. Für gewöhnlich bleiben solche Abwärtsrevisionen nicht ohne Folgen für die Kursnotierungen. Nur gerade die Aktien von Julius Bär werden bei der amerikanischen Investmentbank mit "Overweight" und einem Kursziel von 50 Franken zum Kauf empfohlen. Für jene von UBS und Credit Suisse lautet das Anlageurteil des Analysten nur gerade "Neutral".

Kaum ein anderer Wirtschaftszweig unterliegt derart starken Zyklen wie die Bankbranche. Nach dem Todesstoss für das hiesige Bankgeheimnis frage ich mich, wie im Wealth Management noch Geld verdient werden soll. Das Wealth Management verkommt immer mehr zu einem Massengut (z.B. wegen dem Einsatz börsengehandelter und indexnaher Fonds) und die Differenzierungsmöglichkeiten werden damit weniger.

UBS, Credit Suisse und Julius Bär befinden sich übrigens alle drei in bester Gesellschaft mit kleineren Vermögensverwaltern wie EFG International oder dem Fondsanbieter GAM. Auch bei diesen sind die goldenen Tage gezählt.

Meines Erachtens sind an nachhaltig hohen Dividenden interessierte Anleger in den Schweizer Versicherungsaktien sehr viel besser aufgehoben.

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Gerade auf die Aktionäre von Swiss Re prasselte in den letzten Jahren ein sintflutartiger Geldregen nieder. Wer jetzt denkt, dass der Rückversicherungskonzern aus Zürich von Gestalten auf Verteilen umgeschaltet habe, der irrt. Das Unternehmen ist beim Neugeschäft zwar selektiver geworden, mischt aber noch immer munter mit.

Nach schadensarmen Jahren häufen sich die Naturkatastrophen seit wenigen Monaten wieder. Das ist nicht nur für die Bevölkerung in den betroffenen Regionen sehr belastend, sondern auch für die Versicherungsindustrie - zumindest finanziell.

Experten schätzen die versicherten Schäden aus den Erdbeben in Japan und Ecuador auf gut drei Milliarden Dollar. Das ist jedoch nichts im Vergleich mit der im Zusammenhang mit den Unwettern und den Waldbränden in Nordamerika zu erwartenden Schadensumme. Sie wird auf bis zu 10 Milliarden Dollar beziffert.

Wie mir nun berichtet wird, versuchte der Rückversicherungskonzern die Gemüter anlässlich einer von Barclays Capital organisierten Investorenkonferenz zu beruhigen. Es gebe noch keine konkreten Anhaltspunkte für Schadensersatzforderungen von 200 Millionen Dollar oder mehr, so liess man die Anwesenden wissen. Dort liegt nämlich der firmeninterne Schwellenwert für die Beurteilung von Einzelereignissen.

Über die vergangenen Wochen haben gleich mehrere hochkarätige Analysten das Handtuch geworfen und die Aktien von Swiss Re heruntergestuft. Das mag vor allem mit dem schon seit Monaten zu beobachtenden Druck auf die Prämienansätze im Rückversicherungsgeschäft zu tun haben. Nach der jüngsten Häufung von Naturkatastrophen könnte dieser Druck jedoch allmählich nachlassen.

 

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