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Keine andere Aktie aus dem Swiss Market Index (SMI) spaltet die Gemüter so sehr wie die Inhaberaktie der Swatch Group. Seit nunmehr zwei Jahren durchleben die einst erfolgsverwöhnten Anteilseigner des Luxusgüterherstellers aus der Westschweiz regelrecht ein Martyrium.

Am frühen Freitagnachmittag spielten sich an der hiesigen Börse einmal mehr dramatische Szenen ab. Vom Dividendenabgang sowie von Gerüchten rund um einen orchestrierten Angriff ausländischer Hedgefonds belastet, tauchten die Papiere vorübergehend in die Nähe von 300 Franken und damit auf den tiefsten Stand seit Oktober 2011.

Prominente Unterstützung erhielten die Leerverkäufer von einem für Redburn tätigen Analysten aus London. Mit seiner Herunterstufung der Aktien der Swatch Group auf "Sell" habe dieser den Stein überhaupt erst ins Rollen gebracht, so lasse ich mir sagen.

Noch bis vor wenigen Monaten liefen Wetten im Umfang von 30 und mehr Prozent der frei handelbaren Aktien gegen den Luxusgüterhersteller. Gemäss dem Beratungsunternehmen Markit waren es zuletzt noch rund 17,5 Prozent. Das entspricht rund 70 Prozent von dem, was die Wertpapierleihe aktuell hergibt. Folglich verfügen die Leerverkäufer noch immer über Munition, auch wenn ein erster Angriff auf die Marke von 300 Franken am Freitag vereitelt werden konnte.

Die ausländischen Hedgefonds spielen mit dem Feuer. Denn mit jedem Angriff auf die Valoren der Swatch Group wird ein Rückzug des Unternehmens von der Börse wahrscheinlicher. Dass die Familie Hayek einen solchen Plan in der Pultschublade bereithalte, wird ja schon länger behauptet.

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Auch in den Aktien von Adecco liefern sich Haussiers und Baissiers schon seit Tagen einen erbitterten Schlagabtausch. Stein des Anstosses ist der vergangene Woche öffentlich gemachte Zahlenkranz. Trotz einer Belebung im Schlüsselmarkt Frankreich deutet dieser unmissverständlich auf eine Wachstumsverlangsamung im März hin. Und als ob das nicht schon genug wäre, lassen die vom Stellenvermittler gemachten Aussagen darauf schliessen, dass die Dinge seither nicht besser geworden sind.

Wie ich einem mir aus Genf zugespielten Kommentar aus dem Hause Helvea entnehme, waren die Firmenvertreter von Adecco letzte Woche genauso von den Kursverlusten überrascht wie viele mir bekannte Händler. Schliesslich wächst das Unternehmen noch immer aus eigener Kraft, wenn auch etwas langsamer als in den letzten Jahren.

Während der für Helvea tätige Analyst die Aktien mit einem Kursziel von 71 Franken zum Kauf empfiehlt, traut sein Berufskollege von Barclays Capital ihnen sogar einen Vorstoss auf 75 Franken zu. In einer Unternehmensstudie findet der Experte klare Worte: Nach dem jüngsten Kurseinbruch werden die Papiere von Adecco gegenüber dem Stoxx Europe 600 Index mit einem Abschlag von 25 Prozent gehandelt. Relativ betrachtet entspricht das dem tiefsten Stand seit rund 20 Jahren.

Nach dem überraschenden Rücktritt von Konzernchef Patrick De Maeseneire und Finanzchef Dominik de Daniel vom vergangenen Sommer muss der Stellenvermittler den Beweis antreten, dass er auch ohne die beiden zweifelsohne fähigen Schlüsselpersonen erfolgreich sein kann. Gerade in angelsächsischen Börsenkreisen war dieses Zweiergespann, in Anlehnung an den Comic-Held Batman und seinen Gehilfen Robin gerne auch mit dem "Dynamischen Duo" verglichen, jedenfalls sehr beliebt.

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Was die Spatzen in Washington schon seit Wochen von den Dächern pfeifen, ist seit diesem Wochenende bittere Gewissheit: Jetzt schaltet sich auch noch das amerikanische Landwirtschaftsministerium in die geplante Übernahme von Syngenta durch ChemChina ein.

Bislang stecken die Aktien des Agrarchemiekonzerns aus Basel diese Neuigkeiten überraschend gut weg. Schliesslich verfolgt das politische Säbelrasseln nur ein Ziel: Washington will die Regierung in Peking zur Marktöffnung Chinas für amerikanische Saatguthersteller drängen.

Findige Hedgefonds machen sich das zunutze. Wie Börsenstatistiken verraten, haben sie ihre Wetten gegen die in New York gehandelten Titel von Syngenta innerhalb von gerademal zwei Wochen mehr als verdoppelt - wenn auch nur von einem recht bescheidenen Niveau aus.

Die grösseren ausserbörslichen Blocktransaktionen von vergangener Woche lassen ebenfalls darauf schliessen, dass mächtige Marktakteure ihre Finger im Spiel haben. Allerdings scheinen sich die hiesigen Anleger nicht mehr länger vom politischen Säbelrasseln beeindrucken zu lassen.
 

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