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Ziemlich genau 18 Monate ist es her, dass sich die Schweizerische Nationalbank (SNB) zur Einführung eines Negativzinses auf Giroguthaben bei ihr gezwungen sah. Als sie diesen kurz darauf erhöhte und die Geschäftsbanken ihn den Vorsorgeeinrichtungen weiterbelasteten, ging ein Aufschrei durch unser Land. Denn über die Vorsorgeeinrichtungen wird nicht nur der hart arbeitende Teil der Bevölkerung zur Kasse gebeten, irgendwann trifft es womöglich auch die Rentnerinnen und Rentner.

Doch die Banken haben daraus gelernt: Nur so lässt sich erklären, weshalb einige von ihnen still und leise damit begonnen haben, auch wohlhabenden Privatkunden den Negativzins aufs Auge zu drücken.

Dass sich in diesen Tagen ausgerechnet Goldman Sachs in einer Strategiestudie auf die Suche nach dividendenstarken Aktien macht, ist vermutlich bloss ein Zufall. Bei den für die wohl mächtigste Investmentbank der Welt tätigen Studienautoren zeichnet sich ein Umdenken ab. Hatten es ihnen in der Vergangenheit vor allem Unternehmen mit einem guten Dividendenwachstum angetan, so setzen sie neuerdings auf solche mit einer grosszügigen aber gleichzeitig auch stabilen Ausschüttungspolitik.

Erst vergangene Woche strich Goldman Sachs die Prognosen für den viel beachteten Stoxx Europe 600 Index zusammen. Mit der vorliegenden Strategiestudie, in welcher die amerikanische Investmentbank zur Jagd nach dividendenstarken Aktien bläst, unterstreicht sie ihre eher vorsichtige Haltung für die europäischen Börsen.

Aus Schweizer Sicht werden in der Studie allerdings nur gerade die Valoren von Nestlé und Roche namentlich erwähnt.

Längerfristig trägt die Dividendenkomponente bei Aktien um die 60 Prozent zur Gesamtrendite bei. Berechnungen von Goldman Sachs zufolge waren es bei europäischen Aktien über die letzten zehn Jahre sogar knapp 100 Prozent. An der Schweizer Börse gibt es neben den Papieren von Nestlé und Roche aber noch weitere Rendite-Perlen. Ich verweise dabei auf meine Dogs of the SMI von Mitte Januar. Diese konnten seit damals übrigens um überdurchschnittliche 4,1 Prozent zulegen.

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Es gibt verschiedene Ansätze, ein Unternehmen zu bewerten. Einer davon ist die Summe des Werts einzelner Geschäftsbereiche zu ermitteln, im angelsächsischen Raum deshalb auch Sum-of-the-Parts genannt.

Gerade Finanzinvestoren ziehen diesen Ansatz gerne hinzu, um beurteilen zu können, ob und allenfalls wie stark eine Publikumsgesellschaft unterbewertet ist. Liegt der Börsenwert deutlich unter der Summe des Werts der einzelnen Geschäftsbereiche, lässt sich mit einer Unternehmensaufspaltung für gewöhnlich viel Geld machen.

Es sind solche Hau-Ruck-Übungen, welche den Hedgefonds und Private Equity Firmen den Vergleich mit "hungrigen Heuschrecken" eingebracht haben. Denn nicht selten gehen diese gierigen Finanzinvestoren über Leichen. Was mit den Mitarbeitern oder anderen Anspruchsgruppen geschieht, ist ihnen ziemlich egal. Après moi le déluge, so lautet die Devise.

Ein von der Börse deutlich unter seinem Wert genommenes Unternehmen ist OC Oerlikon. In einem Kommentar beziffert der für die MainFirst Bank tätige Autor die Summe des Werts der einzelnen Geschäftsbereiche auf 11,20 Franken je Aktie, die latent vorhandenen Pensionsverpflichtungen miteinbezogen.

In den beiden Paradedisziplinen Oberflächenbehandlung (Surface Solutions) und Textilmaschinen (Manmade Fibre) hält er den Industriekonzern aus Zürich für gut aufgestellt. Im Bereich Antriebssysteme (Drive Systems) macht der Experte hingegen weiteren Restrukturierungsbedarf aus. Sobald dieser Geschäftszweig wieder auf Vordermann gebracht sei, werde man sich ihm entledigen, so glaubt er.

Bei der MainFirst Bank werden die Aktien deshalb mit "Outperform" und einem Kursziel von 11,50 Franken zum Kauf empfohlen.

Angst vor den "hungrigen Heuschrecken" aus der Private Equity Industrie braucht OC Oerlikon trotzdem nicht zu haben. Schliesslich vereint Viktor Vekselberg als Schlüsselaktionär gut 43 Prozent der Stimmen auf sich. Doch auch der russische Milliardär dürfte daran interessiert sein, den Wert seiner Beteiligung möglichst zu steigern - wenn auch nicht durch eine etwas gar radikale Aufspaltung des Unternehmens.
 

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