Fast 7 Prozent hat der Swiss Market Index seit Jahresbeginn zugelegt. Der Small-Cap-Index Russell 2000 in den USA verzeichnet gar den besten Jahresstart seit 32 Jahren. Anderswo sieht der Jahresauftakt an den Börsen ähnlich gut aus. Doch die Investoren haben Angst, dass die Märkte wieder einen Rückfall erleiden.

Diese Angst ist laut Nariman Behravesh unbegründet. Auf die Frage, ob die Erholung an den Börsen nachhaltig ist, sagt er: "Ich glaube, die Antwort ist ja. Die Märkte haben im gleichen Mass überschossen an der oberen Seite wie an der unteren Seite", sagt der Chefökonom der international tätigen Consultingfirma IHS Markit im cash-Video-Interview im Vorfeld des Worls Economic Forum in Davos, das am Dienstag beginnt.

Behravesh, der den Gang der Weltwirtschaft beruflich seit über 40 Jahren verfolgt, sieht die Märkte wieder zulegen. Allerdings würden sie nicht mehr auf die Niveaus vom letzten Jahr steigen. "Wir werden irgendwo ein Gleichgewicht finden. Der Vorteil des Börsensturzes sei, dass die Bewertungen der Aktien nun wieder sehr günstig seien.

Unterstützt werden könnten die Aktienmärkte in den USA auch durch das Ausbleiben von Zinserhöhungen in den USA, was den Dollar schwächt. Und ein schwächerer Dollar ist ebenfalls tendenziell gut für die Börsen, da eine schwache Landeswährung die Exporte billiger macht. 

Am Dienstag beginnt das World Economic Forum in Davos. cash-Chefredaktor Daniel Hügli liefert als akkreditierter Journalist täglich bis Freitag Interviews und Berichte aus dem Kongresszentrum. Verfolgen Sie auf cash.ch auch seinen WEF-Ticker, der den ganzen Tag mit News, Videos und Tweets rund um das Weltwirtschaftsforum angereichert wird.

Seine recht optimistische Haltung begründet Behravesh vor allem aber damit, dass die Wirtschaft in den USA noch immer recht gut laufe. "Für die USA bin ich vorsichtig optimistisch, über China machen wir uns allmächlich Sorgen. Dort verlangsamt sich das Wachstum", so Behravesh, der ursprünglich aus dem Iran stammt und bei IHS Chef von rund 400 Ökonomen und Analysten ist.

Ein Rezessionsszenario sieht der Ökonom in diesem Jahr in keinem Wirtschaftsraum. Und im nächsten Jahr? Immerhin endeten seit dem Zweiten Weltkrieg 12 von13 Zinserhöhungszyklen in den USA in einer Rezession. Behravesh winkt ab. "Die Fed hat die Leitzinsen noch nicht genug angehoben, um eine Rezession auszulösen", sagt er. Dazu müssten die Leitzinsen noch weiter steigen. 

Derzeit liegt der Leitzins in den USA in einer Spanne zwischen 2,25 bis 2,50 Prozent. Nachdem Notenbank-Präsident Jerome Powell angekündigt hatte, bei künftigen Zinsentscheidungen stärker die konjunkturelle Entwicklung im Blick zu haben, wird an den Finanzmärkten die Wahrscheinlichkeit selbst für eine einzige Zinserhöhung bis Ende 2019 als gering eingeschätzt. Noch Ende letztes Jahr war man von zwei Zinserhöhungen für 2019 ausgegangen. 

Im cash-Video-Interview äussert sich Nariman Behravesh zu möglichen Auswirkungen des «Shutdowns» auf die US-Wirtschaft.