Ob die aktuelle Aufwärtsbewegung eine stärkere Erholung eingeleitet hat oder lediglich eine Reaktion auf die vorhergegangenen Verluste darstellt, ist noch unklar. Marktexperte Andreas Lipkow will bislang nicht von einer "Trendumkehr" sprechen, sondern sieht die Gewinne als Reaktion auf den übertriebenen Pessimismus an den Märkten an. "Es braucht jetzt mehr positive Impulse, um eine nachhaltige Trendumkehr einleiten zu können", betonte Lipkow. "Es gibt noch zu viele potentielle Belastungsfaktoren und negative Aspekte, die gegen eine nachhaltige Kurserholung bei europäischen Aktien sprechen."

Einen Lichtblick bot der ZEW-Index. "Die Konjunkturerwartungen sind leicht gestiegen und fallen damit besser aus als erwartet", stellten die Volkswirte der Heleba fest. Allerdings sei es angesichts der weiter gefallenen Lageeinschätzung noch nicht an der Zeit, von einer Entwarnung auszugehen.

Dass die Kurse bereits viel Negatives vorweggenommen haben, zeigte sich auch an der Entwicklung von Swiss Re . Für die Aktien des Rückversicherers ging es trotz Ankündigung eines Verlusts im dritten Quartal aufwärts. Der Rückversicherer gab den geschätzten Schaden durch den Hurrikan "Ian" bekannt und stellte dabei einen Verlust für das dritte Quartal von etwa 500 Millionen US-Dollar in Aussicht. Zudem wird das Ziel für die Eigenkapitalrendite 2022 wohl verfehlt werden.

Auch andere Werte des Sektors zeigten sich resistent gegenüber belastenden Nachrichten. Obwohl Goldman für eine ganze Reihe von Versicherungsaktien das Kursziel gesenkt hatte, ging es für Werte wie Axa oder Zurich leicht nach oben.

Noch stärker stiegen die Autowerte. Spekulationen über eine Neugestaltung der Partnerschaft mit dem japanischen Autobauer Nissan beflügelten Renault -Aktien, die um 1,8 Prozent anzogen. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine mit der Sache vertraute Person schrieb, stünden die beiden Unternehmen kurz vor der Unterzeichnung eines Vertrages, der ihre Partnerschaft neu ordnen soll.

Zur Schwäche neigten dagegen die Pharmawerte. Der Schweizer Pharmakonzern Roche hatte sein moderates Wachstum in den ersten neun Monaten 2022 zwar fortgesetzt. Doch bekam das Unternehmen die sinkenden Umsätze mit Corona-Produkten zu spüren. Das Pharma-Schwergewicht büsste darauf 1,3 Prozent ein./mf/stk

(AWP)