Am Donnerstag hatte der Dax mit 15 520 Punkten noch den höchsten Stand seit fast einem Jahr erreicht. Die durch den starken US-Arbeitsmarktbericht vom Freitag angeheizten Zinssorgen drückten ihn zu Wochenbeginn aber zeitweise bis auf 15 275 Punkte nach unten. An den US-Börsen war es vor allem für Technologiewerte weiter abwärts gegangen, wobei sich nach dem europäischen Handelsende aber nicht mehr viel getan hatte - aktuell zeichnet sich hier ebenfalls wenig Bewegung ab.

Der Dax zeige weiter eine erstaunliche Stabilität, schrieb Molnar. Er verwies - auch am Beispiel der laufenden Warnstreiks bei der Deutschen Post , für deren Beschäftigte die Gewerkschaft Verdi 15 Prozent mehr Lohn und Gehalt fordert - auf die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale in Zeiten einer ohnehin schon hohen Inflation.

Am späten Nachmittag steht eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell auf der Agenda, bei der die Marktteilnehmer angesichts neuerlicher Zinssorgen wohl besonders genau zuhören werden. Bereits davor fanden einige Konjunkturdaten und Unternehmenszahlen die Aufmerksamkeit der Anleger.

Die Industrie in Deutschland schloss ein turbulentes Jahr 2022 noch deutlich schwächer als erwartet ab, wie der Produktionsrückgang im Dezember gegenüber dem Vormonat belegt. Der Rücksetzer stimme nachdenklich, da sich die Lieferkettenschwierigkeiten in den vergangenen Monaten deutlich gemildert hätten, schrieb Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank. Sie fügten sich indes in das Bild schwacher Dezember-Daten.

Der Energietechnikkonzern Siemens Energy berichtete für das erste Geschäftsquartal einen mehr als verdoppelten Verlust, was die Aktien am Dax-Ende mit einem weiteren Kursrückgang um 4,4 Prozent quittierten. Während sich das eigene Geschäft deutlich verbesserte, verhagelten erneute Belastungen bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa das Ergebnis. Siemens Energy hatte deswegen bereits vorläufige Zahlen veröffentlicht und den Ergebnisausblick gesenkt. Für Aufmerksamkeit sorgte der Plan, zur Finanzierung der Gamesa-Komplettübernahme bis zu weitere 1,5 Milliarden Euro einzusammeln. Durch eine Analystenpräsentation wurde dies den Anlegern nun klarer, auch wenn der Plan nicht neu ist. Abgestimmt wird darüber auf der heutigen Hauptversammlung.

Die Aktien von Synlab brachen am Ende des Nebenwerte-Index SDax um 22 Prozent auf ein Rekordtief ein. Der Laborspezialist legte Eckdaten für 2022 vor und senkte seine Ziele für 2023 wegen einer geringeren Nachfrage und niedrigeren Preisen bei seinen Corona-Tests. In der Folge will der Vorstand auch das geplante Budget für Zukäufe drastisch reduzieren. Christophe-Raphael Ganet von der Investentbank Oddo BHF reagierte darauf mit einer doppelten Abstufung der Aktie. Am Nachmittag steht noch eine Telefonkonferenz zu Zahlen und Ausblick des Unternehmens an.

Dagegen konnten sich die Anteilseigner von Teamviewer über einen Kurssprung von über 16 Prozent und den MDax-Spitzenplatz freuen. Die Aktien waren damit wieder so teuer wie zuletzt im vergangenen Frühjahr. Der Spezialist für Fernwartungssoftware nimmt sich nach dem guten Schlussquartal 2022 für das neue Jahr überraschend viel Geschäft vor. Ein Börsianer sprach von einem soliden Ausblick, der zusammen mit den angekündigten Aktienrückkäufen den seit Jahresbeginn stagnierenden Titeln erst einmal helfe.

Der IT-Dienstleister Bechtle verzeichnete im vergangenen Jahr auch dank eines starken Schlussquartals ein weiteres kräftiges Wachstum, wie Eckdaten belegen. Die Aktien verloren dennoch 0,5 Prozent und zollten damit der etwas enttäuschenden Profitabilität sowie ihrer guten Entwicklung seit Jahresbeginn weiter Tribut. Am Donnerstag hatten sie noch den höchsten Stand seit Mitte September markiert.

Neben Zahlen bewegten auch Analystenaussagen. Beim Mobilfunk-Anbieter Freenet sorgte eine Kaufempfehlung der französischen Grossbank Societe Generale für Gewinne von 0,8 Prozent. Eine gleich doppelte Hochstufung durch Exane BNP Paribas bescherte dem Autovermieter Sixt ein Kursplus von 2,1 Prozent.

Dagegen liess eine Abstufung durch die Privatbank Berenberg die Aktien des Luft- und Raumfahrtkonzerns Airbus um 1,6 Prozent sinken. Experte Philip Buller begründete seine nun geltende Verkaufsempfehlung mit dem negativen Einfluss von Inflationsschutzklauseln in Flugzeug-Lieferverträgen auf die Profitabilität./gl/jha/

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

(AWP)