"Lanxess wird noch einmal deutlich weniger abhängig von Konjunkturschwankungen", sagte Konzernchef Matthias Zachert laut Mitteilung vom Dienstag. Bei den Anlegern kam der Schritt sehr gut an. Die Aktien legten kräftig zu. Sie schnellten kurz nach dem Handelsstart um elf Prozent auf 43,42 Euro nach oben. Damit gewann der jüngste Erholungsversuch Schwung, nachdem die Papiere bis Anfang Mai stark unter Konjunktursorgen im Zuge der hohen Inflation, des russischen Krieges in der Ukraine und der harten Corona-Massnahmen Chinas gelitten hatten. Für 2022 ergibt sich damit immer noch ein Kursminus von mehr als einem Fünftel.

Das neue Gemeinschaftsunternehmen der Kölner und des Finanzinvestors Advent zahlt für das Engineering-Materials-Geschäft von DSM 3,7 Milliarden Euro. Lanxess bringt zudem seinen Geschäftsbereich High Performance Materials (HPM) in das neue Unternehmen ein. Über einen solchen Deal wurde schon seit Monaten spekuliert, denn Lanxess überführte eigene Aktivitäten, die denen von DSM ähneln, unter dem Namen HPM bereits in eine eigenständige Gesellschaft. Diese produziert Hochleistungskunststoffe vor allem für die Automobil- sowie die Elektro- und Elektronikindustrie.

Das Lanxess-Geschäft mit 1900 Mitarbeitern und dem wichtigsten Standort in Antwerpen stehe für einen jährlichen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro bei einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereinflüssen von rund 210 Millionen Euro, wie Lanxess weiter mitteilte. Der Geschäftsbereich von DSM erwirtschaftet den Angaben zufolge mit 2100 Mitarbeitern bei einem Umsatz von ebenfalls rund 1,5 Milliarden Euro eine operative Marge von etwa 20 Prozent, absolut also in etwa 300 Millionen Euro operativen Gewinn.

An dem neuen Gemeinschaftsunternehmen soll Advent mindestens 60 Prozent halten. Lanxess werde im Gegenzug eine erste Zahlung von mindestens 1,1 Milliarden Euro sowie einen Anteil von bis zu 40 Prozent erhalten, hiess es weiter. Der Vollzug werde in der ersten Jahreshälfte 2023 erwartet. Mit dem Geld will Zachert Schulden tilgen. Auch ein Aktienrückkaufprogramm für bis zu 300 Millionen Euro ist angedacht.

Mit dem Schritt wird Lanxess das HPM-Geschäft auch nicht länger vollkonsolidieren, womit der Konzern noch aus drei Spezialchemie-Segmenten bestehen wird. Zudem können die Kölner ihren Anteil am neuen Gemeinschaftsunternehmen frühestens nach drei Jahren zur gleichen Bewertung an Advent veräussern. Allerdings könnte das operative Ergebnis bis dahin deutlich steigen, da umfangreiche Kostensenkungen im Zuge der Zusammenführung mit dem DSM-Bereich erwartet würden./mis/lew/jha/

(AWP)