Bei fast allen Banken ist per Anfang Oktober Schluss mit den Negativzinsen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur AWP bei wichtigen Finanzinstituten ergab. Zuletzt verrechneten zahlreiche Finanzinstitute Kundinnen und Kunden mit grossen Guthaben noch einen "Strafzins" von -0,25 Prozent. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte am Donnerstag ihren Leitzins von einem Niveau von -0,25 Prozent auf +0,50 Prozent angehoben.
Keine Guthabengebühren
Abgeschafft werden die ungeliebten "Guthabengebühren" per Anfang des kommenden Monats auch bei der Postfinance. Das Institut hatte die Gebühren laut einer Mitteilung ab einem Kontoguthaben von 100'000 Franken erhoben. Noch schneller geht es bei der Zürcher Kantonalbank: Für die ZKB-Kunden gehören Guthabengebühren bereits ab dem Freitag der Vergangenheit an.
Bei den beiden Grossbanken hatte die Credit Suisse (CS) bereits im Juli auf die Erhebung von Negativzinsen verzichtet. Nun folgt auch die UBS: Die Bank werde dem Zinsschritt der SNB Rechnung tragen und "die Guthabengebühr für Privatkunden und Firmenkunden auf 0 Prozent reduzieren", erklärte ein Sprecher der grössten Schweizer Bank auf Anfrage.
Auch Raiffeisen Schweiz empfiehlt den Raiffeisenbanken den Verzicht auf die Erhebung von Negativzinsen und Guthabengebühren per 1. Oktober 2022, wie ein Sprecher erklärte. Die Banken der Raiffeisen-Gruppe sind allerdings autonom in der Umsetzung der Empfehlungen. Weitere Finanzinstitute gaben am Donnerstag ebenfalls offiziell das Ende der Negativzins-Ära bekannt, darunter etwa die Kantonalbanken aus Bern, Genf, Basel-Stadt sowie aus Uri.
Grosse Banken zurückhaltend
Erste Banken kündigten am Donnerstag auch eine Erhöhung der Zinsen auf Spar- und Vorsorgekonten an. Von höheren Zinsen profitieren können dabei Kundinnen und Kunden einiger mittelgrosser oder kleinerer Banken: So kündigten etwa die Luzerner Kantonalbank oder die Bank Valiant eine Anhebung der Zinsen für Sparkonten sowie für Vorsorgekonten an. Höhere Zinsen für Sparguthaben gibt es auch bei der Graubündner Kantonalbank und bei der Basler Bank WIR.
Gerade die grössten Institute gaben sich diesbezüglich am Donnerstag aber noch zurückhaltend. "Wir beobachten weiterhin die Marktentwicklungen und auch kurzfristige Anpassungen der Zinskonditionen sind möglich", hiess es etwa bei der Credit Suisse. Ähnlich klang es bei Postfinance: "Postfinance beobachtet die Marktsituation ständig und wird ihre Zinspolitik bei Bedarf anpassen", so eine Sprecherin.
Mit dem steigenden Leitzins der SNB dürfte es auch wieder bessere Konditionen für Kundinnen und Kunden auf der Zinsseite geben, räumte man bei Raiffeisen Schweiz ein. "Zum Zeitpunkt, wann dies bei Raiffeisen der Fall sein wird, können wir derzeit noch keine Aussage machen." Auch die Basler Kantonalbank gab sich bedeckt: "Wir beobachten die Situation aufmerksam und behalten uns vor, in Abhängigkeit der Marktentwicklung die Zinssätze auch kurzfristig anzupassen", so ein Sprecher.
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(AWP)