Bereits bei Vorlage der Zahlen für das erste Quartal hatte der Konkurrent von Deutscher Wohnen und LEG sein Ergebnisziel wegen des Zukaufs von Buwog in Österreich auf 1,03 bis 1,05 Milliarden Euro erhöht. Beide Auslandszukäufe sollen ab dem dritten Quartal in die komplette Vonovia-Bilanz einfliessen.

Nach den jüngsten Kursgewinnen gerieten die Vonovia-Aktien im frühen Handel unter Druck. Die Papiere verbilligten sich in der Spitze um mehr als dreieinhalb Prozent. Zuletzt betrug das Minus noch gut zwei Prozent, damit gehörten die Papiere zu den Schlusslichtern im Dax. Ein Händler begründete die Schwäche mit einem verhaltenen Ausblick der Immobiliengesellschaft: "In den vergangenen Wochen hatte sich der Markt für mehr Optimismus positioniert". Allerdings hat sich die Aktie seit ihrem jüngsten Tief bei 38,50 Euro Ende Mai deutlich erholt und am Mittwoch bei 44,88 Euro ein Rekordhoch erreicht.

Im ersten Halbjahr legte das operative Ergebnis ohne die jüngsten Zukäufe im Jahresvergleich um knapp zwölf Prozent auf 510,3 Millionen Euro zu. Die Mieteinnahmen stiegen leicht auf 838,8 Millionen Euro. Der Leerstand blieb gering.

Für Vonovia läuft es vor allem aufgrund der Wohnungsnot in den Metropolen schon seit längerem gut. Die Mieten steigen dort seit Jahren, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Zudem profitiert das Unternehmen von einem nach eigenen Angaben hochwertigeren Wohnungsbestand, Dienstleistungen rund um Gebäude und geringeren Finanzierungskosten.

"Operativ sind wir weiter stark", sagte Unternehmenschef Rolf Buch. Das Unternehmen sei nun dabei, den Dialog mit den Mietern zu verbessern. Der Konzern steht schon seit längerem in der Kritik wegen seiner Modernisierungen und der damit verbundenen Mietsteigerungen.

Die monatliche Miete erhöhte sich im Schnitt im ersten Halbjahr auf 6,41 Euro pro Quadratmeter - das waren fast fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Grund hierfür waren unter anderem Kosten für Modernisierungen, die Vonovia im Schnitt mit sieben Prozent auf die Jahresmiete umlegt. Buch kündigte an, im kommenden Jahr prozentual weniger von den Kosten auf die Mieter umzulegen. Die Aufwendungen für Modernisierung inklusive Neubau kletterten auf 360,3 Millionen Euro - das war gut ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor.

Der Mieterbund kritisiert, dass grosse Vermieter in Deutschland sich mit Modernisierungsumlagen eine goldene Nase verdienten. Für viele Mieter seien die Mieterhöhungen nicht tragbar, sie würden aus ihren Wohnungen verdrängt oder abhängig von Sozialleistungen. Vermieter können Modernisierungskosten bislang mit 11 Prozent auf die Jahresmiete umlegen - unabhängig von der Gesamthöhe der Kosten.

Unternehmenschef Rolf Buch räumte in einem Interview mit den Nachrichtenagenturen dpa-AFX und dpa ein "zunehmendes gesellschaftliches Akzeptanzproblem" vor allem bei energetischen Modernisierungen ein. Dabei geht es etwa um Energiesparen durch die Dämmung von Fassaden oder den Einbau neuer Fenster. Für den einzelnen Mieter bedeute dies zwar heute schon geringere Heizkosten, allerdings sei der wesentliche Effekt erst bei weiter steigenden Energiekosten spürbar, sagte er.

"Es bleibt dabei, die Warmmiete steigt erst einmal. Allerdings ist der Vergleich der reinen Kaltmiete irreführend", betonte Buch. Gesamtgesellschaftlich wäre ein Verzicht auf energetische Sanierungen im Wohnungsbestand in Deutschland eine "Katastrophe", meinte er. Viele Immobilien stammten aus den 70iger-Jahren und seien wie auch Brücken und Strassen in die Jahre gekommen.

Zu jährlich rund 20 000 energetischen Modernisierungen kämen bei Vonovia etwa 13 000 sonstige Wohnungsmodernisierungen hinzu, etwa durch den Einbau neuer Bäder. Während gegen den Willen der Mieter in den Wohnungen nichts gemacht werde, könnten bei der energetischen Sanierung ganzer Häuser einzelne Wohnungen nicht herausgenommen werden.

Vonovia investiere jährlich bis zu 1,4 Milliarden Euro in Neubau, Modernisierung und Instandhaltung. Angesichts eines "dramatischen" Mangels an Handwerkern sei kein Anstieg der Investitionen möglich. "Ich bin froh, wenn wir die halten können", sagte Buch. Für Vonovia-Mieter führe der Engpass bei Handwerkern oft zu längeren Wartezeiten bei nicht dringenden Reparaturen. "Die Mieter akzeptieren zwei Wochen. Dann verstehe ich die Unzufriedenheit", sagte er.

Dem Immobilienkonzern Vonovia - der früheren Deutschen Annington - gehören bundesweit rund 400 000 Wohnungen. Die Bochumer sind in den vergangenen Jahren vor allem durch Grossübernahmen von Rivalen wie Gagfah, Süddeutsche Wohnen (Südewo), Franconia und Wiener Conwert stark gewachsen. Im laufenden Jahr kamen die Immobilienkonzerne Buwog aus Österreich und Victoria Park aus Schweden hinzu.

Das Periodenergebnis legte in den ersten sechs Monaten um knapp 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu. Hier profitierte Vonovia von einer Aufwertung seines Immobilienvermögens und auch von den beiden jüngsten Zukäufen.

Vonovia will aber nicht nur über Zukäufe wachsen, sondern in den kommenden Jahren jährlich rund eine Milliarde Euro in Neubau, Dachaufstockungen und Modernisierungen stecken. Jährlich sollen so rund 2000 neue Wohnungen entstehen. Für das laufende Jahr rechnet Vonovia-Chef Rolf Buch allerdings nur mit rund 550 fertiggestellten Wohnungen.

Der Bau dringend benötigter neuer Wohnungen in deutschen Metropolen wird Buch zufolge nicht von fehlenden Finanzmitteln gebremst. "Geld haben wir genug, auch dieses Land hat genug Geld", sagte er. Es fehlten einfach die Baukapazitäten und die Genehmigungen. Zudem gebe es nur bedingt Grundstücke. Für Vonovia ergebe sich vor allem wegen der langen Wartezeiten für Baugenehmigungen ein Problem./mne/bgf/tav

(AWP)