Man kann beim besten Willen nicht behaupten, dass der vergangene November ein sonderlich spannender Monat war. Gross verändert hat sich nichts: Der SMI steht 100 P. tiefer, Gold $40 höher, Dow und Dollar sind in etwa gleich gebleiben.
Entsprechend ergibt sich auch, dass der SMI - wie in den letzten Monatseröffnungen immer wieder erwähnt - in Gold gerechnet sich seinem Tief vom März 2009 nähert.
Dieser Punkt ist nun erreicht und es wird spannend werden, zu beobachten ob das Tief hält oder nach unten durchbricht.
Das dürfte nach meiner Einschätzung aber nicht mehr dieses Jahr passieren, denn jetzt ist Jahresendrally angesagt. Saisonal dürften deshalb im Dezember sowohl Aktien als auch Edelmetalle im Preis steigen.
Traditionell dauert die Jahresendrally bis etwa Mitte Januar. Bis Jahresende sind es das Weihnachtsgeschäft und Window Dressing, das die Kurse oben hält; in den ersten beiden Januarwochen der Bedarf der Pensionskassen, die neuen Zahlungen sinnvoll anzulegen.
Waren Anfang November noch die Augen der Welt auf die USA, auf QE2 und die zu erwartende weitere Schwächung des Dollars gerichtet, so liegt der Focus jetzt wieder mal auf Europa und wir erleben erneut eine Situation, die an Perversion kaum zu überbieten ist. Warum?
Wir hatten einerseits die Bankenkrise, die von den Banken selbst verursacht wurde, da sie Investitionen getätigt hatten, deren Risiko sie völlig falsch eingeschätzt haben. Wenn man aber mit einer Eigenkapitaldecke von vielleicht 50 Mrd eine Bilanz von 2000 Mrd vor sich her schiebt, dann bleibt für Verluste nur ein sehr geringer Spielraum.
Entsprechend - auch das ist Geschichte - mussten die Staaten eingreifen, um mit Steuergeldern bzw. neuen Staatsschulden die Banken retten.
Mittlerweile geraten nun die Staaten selbst mehr und mehr unter Druck. Griechenland war der Anfang, jetzt ist Irland dran und Portugal, Spanien, Italien stehen recht weit oben auf der Liste.
Der "Lösungsvorschlag" lautet nun, die Banken sollen sich an der Rettungsaktion für Irland beteiligen. Ja wie denn um Himmelswillen?
Die Staaten retten die Banken, die Banken retten die Staaten? Ja, wer rettet denn jetzt wen? Ein klassischer Schwanzbeisser. Wer hat denn noch Geld? Die Banken haben keines, die Staaten auch nicht also wieder ein Fall für die Druckerpresse?!
Leidtragende werden wie immer die Steuerzahler sein, die die Suppe auslöffeln müssen, die die Banker und deren politische Marionetten ihnen eingebrockt haben. Denn eines ist klar: Die Banken werden keinesfalls für ihre Fehler einstehen. Schliesslich haben sie viel Zeit und Mühe investiert, um uns dummen Michels klarzumachen, dass sie "Systemrelevant" sind und die Welt untergehen müsste, falls sie Konkurs gehen. Meiner Meinung nach sind zwar Arbeiter, Bauern, Ärzte und Mechaniker weitaus systemrelevanter als Banker haben aber nicht so eine starke Lobby in den Medien wie die Banker.
Wie dem auch sei, wir werden damit leben müssen und es ist jedem von uns frei gestellt, wie er sich in dieser Situation verhält. Ob er da mit macht oder aussteigt.
Wer nichts unternimmt und so weiterlebt wie bis anhin, wird schleichend entreichert werden, weil seine Ersparnisse in Pensionskasse, AHV etc. langsam weiter an Wert verlieren werden. Denn: Die entscheidende Frage ist nicht, ob ich in 20 Jahren 500k oder 600k aus meiner Pensionskasse ziehen kann sondern was ich mir in 20 Jahren noch für 500k werde kaufen können.
Was das zukünftige längerfristige Szenario betrifft, hat Jungle im Gold-Thread ( http://classic.cash.ch/node/200#comment-64504) folgenden interessanten Chart aus einem anderen Forum gepostet:
Der Chart ist etwas verwirrend, denn meiner Meinung nach können Hyperinflation und massiv sinkende Aktienpreise (der Chart zeigt ja den S&P500) nicht Hand in Hand gehen. Zumindest dann nicht, wenn man den Chart in Dollar bewertet, was hier der Fall ist.
Aber wenn wir "Inflation"/"Deflation" nicht als monetäres Phänomen verstehen sondern uns der landläufigen Meinung von "steigende"/"sinkende" Preise unterordnen, zeigt er unter dem Strich sehr schön, was passiert ist, passiert und wahrscheinlich passieren wird:
Nach einem enormen Bullenmarkt seit 1980 sind wir seit 2000 in einer Phase der Disinflation. Wo also die Geschwindigkeit der Inflation abnimmt. Oder einfacher: Einer Seitwärtsbewegung. Einer Konsolidierung, einer Top-Bildung.
Eigentlich hätte bereits im Jahr 2002 der Bärenmarkt einsetzen sollen. Doch wurde der vom "Maestro" Allan Greenspan verhindert, der die Zinsen senkte und die Immobilienblase ins Leben rief.
Das hat den Börsen bis 2007 wieder Auftrieb verschafft. Allerdings zum Preis, dass die Konsumenten, die Immobilienbesitzer bis über beide Ohren verschuldet sind.
Die Konsumenten haben wie blöd Schulden gemacht und ihr Geld ausgegeben. So etwas kann eine Weile lang gut gehen, hört aber spätestens auf, wenn man keine neuen Kredite mehr bekommt und seine Schulden somit nicht mehr weiter ausweiten kann.
Diesen Punkt haben wir etwa 2007 erreicht.
Was folgte war der Crash von 2008, bei dem allerdings ab 2009 nicht die verschuldeten Konsumenten und Immobilienbesitzer sondern deren Banken vom Staat "gerettet" wurden. (Man stellt sich auch einen Staat vor, der seine eigenen Bürger rettet! Gott bewahre!)
Diese Geld-Druck-Massnahmen, die wir seither bestaunen dürfen haben zwar nicht verhindert, dass Menschen weiter ihre Arbeit verlieren und die Immobilien zwangsvollstreckt werden aber immerhin konnten sie die Aktienindizes oben halten. Der Preis, den wir diesmal dafür zahlen: Höhere Staatsverschuldung.
Die Fed konnte die Konsumenten "retten", indem sie ihnen mehr Kredit zur Verfügung stellte.
Die Staaten konnten die Banken retten, indem sie über Staatsschulden den Banken Geld zuschoben.
Doch wer rettet nun, in Phase 3, die Staaten?
Im Moment sind wir nämlich alle verschuldet: Die Konsumenten, die Banken und jetzt auch die Staaten.
Entsprechend logisch die Konsequenz, dass dies nur in einer ausufernden Gelddruckerei enden kann, die - das wissen wir aus der Geschickte - immer in einer Hyperinflation und Währungsreform endet.
Sparer sind dabei die Leidtragenden, Schuldner die Profiteure.
Sparer können sich nur schützen, indem sie auf harte Assets ausweichen. In der Anfangsphase wären das Edelmetalle, später dann Aktien.
Aber das muss uns im Moment die kommende Weihnachtszeit noch nicht vermiesen, denn bis es so weit ist, wird noch etwas Wasser den Rhein hinunter fliessen.
Meine Prognose bis Ende Dezember:
* Aktienmärkte: Aufwärts, wenn auch nicht sonderlich euphorisch.
* Bonds, Staatsanleihen: Strong Finger weg! Dabei kann man sich nur die Finger verbrennen
* Dollar/CHF. Weiterhin runter, was bedeutet, dass der DOW in Dollar auch weiterhin nominal besser performen dürfte als der SMI in Franken.
* Gold/Silber: Bereiten sich auf den nächsten Ausbruch vor.
* Rohstoffe: Haben sich nach enormem Ausbruch im November auf hohem Niveau stabilisiert. Da ist nichts von Korrektur zu sehen und über kurz oder lang dürften die gestiegenen Rohstoffpreise auch auf Konsumprodukte durchschlagen.
Happy Trades
Marcus