Der Klimawandel ist eine der drängendsten Herausforderungen für die Weltbevölkerung. (Bild: Shutterstock.com/Riccardo Mayer)
Der Klimawandel ist eine der drängendsten Herausforderungen für die Weltbevölkerung. (Bild: Shutterstock.com/Riccardo Mayer)

Die Welt steht vor zahlreichen Herausforderungen: die Zunahme geopolitischer Konflikte, die zu massiven Migrationen führen und den Zugang zu Agrarrohstoffen und Energiequellen destabilisieren, die Bevölkerungsexplosion in einigen Entwicklungsländern, Schwierigkeiten beim Zugang zu Bildung für alle, Ungleichheit, Arbeitslosigkeit und Armut. Laut den Vereinten Nationen leben 1,2 Milliarden Menschen (15% der Weltbevölkerung) von weniger als einem Dollar pro Tag und vier Milliarden (61% der Weltbevölkerung) von 365 bis 3000 Dollar pro Jahr. Und schliesslich, vielleicht am dringendsten, führt der Klimawandel zu einem Anstieg des Meeresspiegels und zu vermehrten Naturkatastrophen, die die Natur und die Biodiversität erschüttern werden. "Diese Herausforderungen werden in den kommenden Jahren nicht ohne Folgen bleiben und insbesondere zu neuen sozialen Spannungen führen. Aktivitäten haben immer tiefergehende und globale Auswirkungen auf den Planeten, die Ozeane, das Klima, die Städte und sicherlich auch auf das Leben", mahnt Nicolas Pelletier, Investment Manager - US Equity, SRI & Impact Investing bei Reyl.

Was kann man tun, um den Wandel einzuleiten?

Die Arbeit von Regierungen, Entwicklungshilfeorganisationen und NGOs trage einen grossen Teil dazu bei, den Wandel einzuleiten. "Dennoch reiche dies nicht aus. Es muss ein Gang höher geschaltet werden, denn die Zeit drängt", fordert der Investment Manager. Der Investitionsbedarf sei gigantisch, die jährliche Finanzierungslücke beläuft sich nach Schätzungen der OECD auf über 1,7 Bio. USD. Die Beteiligung des Privatsektors an diesen Veränderungen sei eine Selbstverständlichkeit: Impact Investing sei eine der notwendigen Antworten auf diese Herausforderungen, um das Entstehen einer kohlenstoffarmen und sozial integrativeren Wirtschaft zu fördern.

Impact Investors zielen auf Unternehmen ab, deren Geschäftsmodelle auf nachhaltigen Technologien, bezahlbarer Gesundheit, fairer Bildung, verantwortungsvoller Landwirtschaft, sauberem Konsum und sauberer Energie basieren. Pelletier führt ein Beispiel an: Das in Norwegen börsenkotierte Unternehmen Scatec Solar liefere Solarenergie zu attraktiven Preisen. Auf diese Weise wirke sich das Unternehmen doppelt positiv auf das Klima und auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen aus. Das Unternehmen sei in vielen Ländern tätig, in denen ein Teil der Bevölkerung arm ist, wie z. B. Ruanda, Mosambik, Ägypten, Südafrika und Jordanien. Im Jahr 2021 erwirtschaftete es Einnahmen von über 470 Millionen Euro und ein Ergebnis von 29 Millionen Euro. Seine Arbeit wird von der Weltbank und vielen Entwicklungsbanken anerkannt.

Wie sicherstellen, dass Investitionen wirklich positive Auswirkungen haben?

"Wenn es unerlässlich ist, die Auswirkungen der Investitionen auf die globale Erwärmung durch CO2- oder Methanemissionen besser zu messen, wird es auch notwendig, ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft, die Natur und die Menschen zu messen. Die Instrumente, Datenbanken und Rechnungslegungsstandards werden nach und nach verbessert", sagt Pelletier und erläutert weiter: "In den USA tragen das International Sustainability Standard Board (ISSB) und in Europa die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) dazu bei, die Qualität der Unternehmensdaten zu verbessern. Mehrere Akteure wie das Global Impact Investing Network (GIIN) mit seiner Methode IRIS+, die Vereinten Nationen mit den SDG Impact Standards oder die Weltbank und die IFC mit den Prinzipien für Impact Investing, die von mehr als 150 Vermögensverwaltern ratifiziert wurden, bringen ebenfalls Bewegung in die Sache."

Schliesslich müsse auch die Regulierung vorangetrieben werden, da der Markt sich nicht immer selbst reguliert. Die Einführung von Labels und neuen Gesetzen sei notwendig, wie die neue europäische Taxonomie, die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), die 2021 verabschiedet wurde und für Banken gilt, oder die neuen Regeln, die von den aufeinanderfolgenden COPs eingeführt wurden.

Die Schweiz ist laut Pelletier eines der führenden Länder für Investitionen mit sozialer Wirkung und verfügt über ein echtes Ökosystem: den europäischen Sitz der Vereinten Nationen, internationale Fachorganisationen, NGOs, Stiftungen, Akteure in den Bereichen Mikrofinanz und Impact Investing, Privatbanken, Vermögensverwalter und institutionelle Anleger. "Die Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung, insbesondere der Klimawandel, die Erhaltung der Natur und die Achtung der Menschenwürde, werden die Art und Weise, wie investiert wird, sowohl in der Schweiz, in Europa als auch in den USA, verändern. Investitionen mit sozialer Wirkung, die auf einer Analyse basieren, die langfristige Ziele einbezieht, sind in den kommenden Jahrzehnten eine Notwendigkeit. Sie sind keine Modeerscheinung, sondern vielmehr ein Bewusstsein für die Verantwortung jedes Einzelnen. Alle sind Akteure dieses Wandels, unabhängig von der Position in ihrem Unternehmen oder ihrer Organisation. Selbst wenn das Gefühl herrsche, dass das, was getan werde, nur ein Tropfen im Ozean ist, bilden diese Tropfen zusammen die Ozeane", kommentiert Pelletier abschliessend.

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