Im Auftrag der LGT erstellte die Abteilung für Asset Management der Johannes Kepler Universität Linz unter der Leitung von Prof. Dr. Teodoro D. Cocca seit 2010 die vierte umfassende Studie zum Anlageverhalten von Private-Banking-Kunden in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland. Dazu wurde im Frühjahr 2016 eine repräsentative Anzahl vermögender Anleger befragt.

Schweizer Private-Banking-Kunden wissen nicht, wie sie ihr Geld anlegen sollen
Gemäss der Befragung denken nur 10 Prozent der vermögenden Schweizer Anleger, dass die Zinsen in diesem Jahr steigen werden. 40 Prozent der befragten Schweizer sagen, dass sie angesichts tiefer Zinsen und der Unsicherheit an den Börsen nicht mehr wissen, wie sie ihr Geld anlegen sollen. Zwar sind 37 Prozent der Schweizer Studienteilnehmer der Ansicht, dass es in der gegenwärtigen Marktsituation keine Alternativen zu Aktien gibt, ihre Aktienquote haben sie in den vergangenen zwei Jahren aber nicht angehoben – sie liegt durchschnittlich bei 44 Prozent und ist damit im Vergleich zu 2014 unverändert geblieben, wie nahezu die gesamte Asset Allocation der Schweizer Befragten. Für 25 Prozent der Befragten sind Aktien zurzeit zu hoch bewertet. Noch grösser ist der Anteil derer, die Immobilien in der Schweiz aktuell für zu hoch bewertet halten (52 Prozent). Durchschnittlich erzielten die befragten Schweizer Anleger im Jahr 2015 eine Performance von 2.1 Prozent, in Deutschland waren es 5.3 Prozent, in Österreich 3.1 Prozent. Zufrieden mit der Performance waren 30 Prozent der Schweizer Befragten (Deutschland: 65 Prozent, Österreich: 19 Prozent).

Zufrieden mit nationaler Politik und Wirtschaft
Mehrheitlich zufrieden sind die Schweizer Befragten mit ihrer nationalen Steuerpolitik. Hohe 58 Prozent sind froh, in der Schweiz Steuern zahlen zu dürfen, und 38 Prozent sind zufrieden damit, wie die Steuergelder verwendet werden. Die Österreicher sind hier wesentlich skeptischer: Nur 27 Prozent sind froh darüber, dass sie in Österreich Steuern zahlen (Deutschland: 35 Prozent), und lediglich 7 Prozent der befragten Österreicher sind mit der Verwendung der Steuergelder zufrieden (Deutschland: 21 Prozent). Mittelwerte von 6.7 bzw. 7.0 auf einer 10er-Skala zeigen, dass die Befragten aus der Schweiz ihrer nationalen Politik bzw. ihrer Wirtschaft durchaus Vertrauen entgegenbringen. Geringer fällt ihr Vertrauen gegenüber der Bankenaufsicht und den Banken generell aus (Mittelwert 5.3 bzw. 5.0). Noch wesentlich kritischer eingestellt sind die Schweizer Befragten gegenüber der Europäischen Zentralbank (3.8), der Weltwirtschaft (4.0) und dem globalen Finanzsystem (3.4).
Die befragten Schweizer Anleger sind nicht der Ansicht, dass die Akteure aus der Schulden- und Eurokrise gelernt haben. Nur 12 Prozent haben das Gefühl, dass man Lehren aus der Vergangenheit gezogen hat. Mit einem Auseinanderbrechen der Eurozone rechnen aber nur 24 Prozent.

An Bedeutung gewonnen haben in den vergangenen Jahren nachhaltige Anlagen. Kunden möchten ihre Gelder zunehmend in ökologisch, sozial und ethisch unbedenkliche Anlagen investieren. 38 Prozent der Befragten aus der Schweiz berücksichtigen bereits jetzt konkret ethische Aspekte bei ihren Anlageentscheidungen. 33 Prozent möchten ihren Anteil an nachhaltigen Anlagen in nächster Zeit aufstocken. 49 Prozent der Schweizer Studienteilnehmer würden für Nachhaltigkeit sogar auf Rendite verzichten. Dabei geht fast die Hälfte, nämlich 48 Prozent, aber ohnehin davon aus, dass die Rendite von nachhaltigen Anlagen in etwa gleich ist wie die traditioneller Anlagen.

Technologien werden verstärkt genutzt, persönlicher Kontakt bleibt aber wichtig
Immer wichtiger werden auch in der Finanzbranche neue technologische Möglichkeiten: Lediglich 15 Prozent der Befragten in der Schweiz, Österreich und Deutschland bezeichnen sich noch als "Digital Deniers", die Online-Banking in keinerlei Weise nutzen. Mehr als die Hälfte der Schweizer Befragten nutzen im Alltag gerne die Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten des Internet (64 Prozent). Für 50 Prozent der Schweizer ist es wichtig, dass die eigene Bank innovative Online-Dienstleistungen anbietet. Rund 46 Prozent können sich sogar vorstellen, Finanzgeschäfte und Anlagetransaktionen mit der eigenen Bank vor allem online zu tätigen, 29 Prozent sind nicht abgeneigt, vom eigenen Kundenberater vor allem online beraten zu werden.

Besonders wichtig ist es den Kunden, von zu Hause aus Zugang zum Depot zu haben, Informationen abzufragen und Aufträge zu übermitteln (Schweiz: 71 Prozent). Der mobile Zugriff auf das Bankdepot ist insbesondere für Schweizer Anleger wesentlich weniger relevant (Schweiz: 22 Prozent, Österreich: 47 Prozent, Deutschland: 32 Prozent). Die in den vergangenen Jahren noch festgestellte Alterslücke bei der Nutzung neuer Technologien schwindet zusehends. Trotzdem bleibt im Private Banking die persönliche Beziehung wichtig – mehr als die Hälfte der Befragten aus der Schweiz möchte nach wie vor im persönlichen Kontakt mit dem Berater Anlageoptionen diskutieren und Aufträge erteilen (60 Prozent).

Zufriedenheit mit der eigenen Bank steigt
Erfreulich für die Banken: Die Zufriedenheit Schweizer Bankkunden ist in den letzten zwei Jahren nochmals gestiegen. Hohe 83 Prozent erklären sich zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrer Hauptbank (2014: 81 Prozent), 60 Prozent sind sogar begeistert (2014: 57 Prozent). Die meisten zufriedenen Kunden haben Onlinebanken (96 Prozent), gefolgt von Privatbanken (90 Prozent). Der tiefste Wert resultierte bei Grossbanken (78 Prozent).
Wichtigstes Beratungsbedürfnis bleibt das Erzielen einer besseren Anlagerendite, gefolgt von einer Beratung, die Diskretion gewährleistet, sowie einer transparenten und nachvollziehbaren Beratung. Seit Jahren ist ersteres eines der wichtigsten Ziele der Bankberatung, das ebenfalls seit Jahren – unabhängig von den Marktentwicklungen – ungenügend erfüllt wird.

 

 

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