Wo immer auch die Musik im Mai gespielt hat, in den Aktienmärkten sicherlich nicht. Der SMI steht etwa da, wo er schon Anfang Mai stand und um die Dollarentwertung bereinigt gilt das auch für den S&P 500. Der Dow hat knapp ein halbes Prozent gewonnen, der Dollar rund 5% an Wert verloren. Gibt also unter dem Strich einen Verlust von 4.5% im Dow aber kaum einer hat das realisiert.
Der Mai war vielmehr geprägt durch die einsetzende Entwertung des Dollars und folgerichtig der beginnenden Flucht aus US Staatsanleihen.
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Mit derzeit 4.3% liegen die Renditen der 30-jährigen Treasuries zwar noch nicht hoch aber die Richtung ist Massgebend. Ausländische Investoren - allen voran China - weigern sich zusehends US Schulden aufzukaufen, wie diese Grafik zeigt:
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Wer also kauft US-Treasuries? Amerikaner etwa?
Die Antwort ist ebenso einfach wie erschreckend: Die FED! Und da die FED ja auch keine Kohle mehr hat, wird das Geld einfach gedruckt. Das nennt man "monetarisieren" der Schulden und bedeutet nichts anderes als dass der Dollar entsprechend der neu gedruckten Geldmenge entwertet wird.
Nicht sofort, nicht von heute auf morgen aber die Saat ist ausgebracht. Waren es im März noch 8.3 Billionen Dollar, spricht man jetzt bereits offiziell von über 9 Billionen und inoffiziell von 11 Billionen.
Wo dieses Geld genau ist, weiss niemand. Nicht einmal Elizabeth Coleman, die Chef-Revisorin der FED!
Wenn wir uns die Treasuries aus mehrjähriger Perspektive anschauen, könnte man rein vom Chartbild her zum Schluss kommen, dass gar nichts schlimmes passiert ist:
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Nach einem Crash der Renditen (also einer Treasury-Rally) Ende 2008 normalisiert sich die Lage nun wieder auf dem Niveau von 2007. Doch diese Schlussfolgerung ist falsch!
Damals - 2007 - nämlich bestand eine effektive Nachfrage nach Treasuries. Die US-Wirtschaft machte den Anschein der Stabilität und Solvenz und kaum jemand zweifelte an der legitimen Rolle des Dollars als Welt-Leitwährung.
Treasuries wurden nur deshalb kaum nachgefragt, weil sie im Vergleich zu Aktien eine schlechtere Rendite abwarfen.
Durch den Aktien-Crash 2008 wendete sich das Blatt. Treasuries wurden kurzfristig zum sicheren Parkplatz für die abgezogenen Billionen aus den Aktienmärkten. Da Treasuries in Dollar zu bezahlen sind, führte die Treasury-Rally gleichzeitig zu einer Dollar-Rally. Dollars wurden stark nachgefragt, um damit Treasuries zu kaufen.
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Doch die Dollar-Rally ist nun vorbei und der Dollar wieder auf dem Weg zur Parität mit dem Schweizer Franken.
Der Aufkauf der eigenen Schulden mit neu gedrucktem Geld gereicht auf den ersten Blick zum Vorteil der USA, denn durch den wertloser werdenden Dollar verringert sich ja auch die Kaufkraft der Schulden.
Solange der Rest der Welt dem tatenlos zuschaut und sich von den Amerikanern entreichern lässt, passiert auch nicht viel. Nur haben China, Russland und andere Staaten das Problem erkannt und beginnen langsam aber stetig an der Vormachtstellung des Dollars zu sägen.
Der Antrag der BRIC-Staaten anlässlich des G20-Gipfels, die Sonderziehungsrecht statt des Dollars als Welt-Leitwährung zu etablieren (SZR sind ein Korb der wichtigsten Währungen) ist zwar gescheitert aber das bedeutet noch lange nicht, dass sich die BRIC Staaten nun damit zufrieden geben. Die Chinesen haben bekanntlich damit begonnen, ihre Goldreserven zu erhöhen und kaufen Rohstoff-Minen auf der ganzen Welt, besonders in Afrika.
Die Schweiz hat grundsätzlich zwei Möglichkeiten, auf die Dollarentwertung zu reagieren:
1. Sie lässt den Franken stabil.
Vorteil: Der Franken-Raum wird vermehrt von Dollar-Flüchtlingen nachgefragt. SMI steigt relativ zum Dow und die Teuerung in der Schweiz bleibt niedrig.
Nachteil: Export-Güter werden teurer. Vor allem der US-Export wird leiden, da die Amis nun mehr wertlose Dollars für dieselben Schweizer Produkte hinblättern müssen.
2. Sie entwertet den Franken parallel zum Dollar.
Vorteil: Die Exportindustrie ist glücklich
Nachteil: Preise für Rohstoffe werden auch in der Schweiz steigen. Geldvermögen wie AHV, Pensionskasse etc. werden real entwertet.
Erfahrungsgemäss wird die SNB den zweiten Weg beschreiten, denn die Lobby der Exportindustrie ist laut und stark während andererseits das Volk noch gar nicht realisiert hat, dass seine Altersvorsorge durch eine Schwächung des Frankens leidet.
Ausblick auf Juni
Der springende Punkt ist die Entwertung der Währungen und wann genau hier eine Beschleunigung einsetzt. Entsprechend macht es wenig Sinn, über den Verlauf des SMI zu orakeln, weil wir ja nicht wissen, in welcher Art "Franken" der in ein paar Monaten noch bewertet ist.
Einen Mai-Crash gab es bisher noch nicht. Ich erwarte tiefere Kurse und evtl. sogar einen nominal endgültigen Boden mit neuen Tiefs im Verlauf des Sommers oder Herbsts.
Eine einsetzende starke Inflation macht dieses Szenario allerdings hinfällig. Wir hätten zwar real immer noch einen Absturz der Märkte aber nominal gerechnet steigende Preise.
Damit meine ich folgendes:
In Dollars gerechnet hatten wir im Dow eine massive Rally in den Jahren 2003-2007:
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Bewerten wir aber den Dow in Gold und nicht in Dollars, sieht das Bild schon anders aus:
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Vor allem die jüngeren Leser, die die Periode der 1970er Jahre nicht bewusst erlebt hat, werden wieder lernen müssen, was eine hohe Inflation für den realen Wert des eigenen Portofolios bedeutet!
Happy Trades
Marcus