Sehr viel passiert ist im Mai ja nicht.
Der im April ausgelöste Abwärtstrend ist noch in Takt. Der SMI hat im Mai 4.5% in Franken verloren, ca. 7% in Gold.
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Wir hatten kurz ein neues 8 Monatstief und somit war meine Schlussfolgerung aus dem April-Thread, Aktien zu verkaufen, soweit korrekt.
Der Abwärtstrend seit April ist noch voll in Takt und es gibt auch keine Anzeichen dafür, dass von irgend einer Seite neues Geld in die Märkte gepumpt wird. Vielleicht haben die Anleger ja auch besseres zu tun, als Aktien zu kaufen: Sie stehen in den Warteschlangen von Gold-Shops wie pro Aurum und versuchen, ihre letzten Kröten in Sicherheit zu bringen.
Insgesamt sollen Deutsche rund €1 Mrd. in den letzten Monaten in Gold investiert haben. Das klingt nach viel, entspricht aber nur gerade 0.02% des €4800 Mrd. betragenden Geldvermögens. Insgesamt sollen die Deutschen Gold im Wert von €70 Mrd. gebunkert haben. 1.47% des Volksvermögens.
Wenn es jetzt schon Goldknappheit gibt, was wird dann vor Pro Aurum erst los sein, wenn der Michel beschliesst 5% oder 10% seines Vermögens in Gold abzusichern?
Vielleicht wird dann das eintreffen, was ich schon um Pfingsten herum vermutet hatte, dass nämlich ganze Heerscharen teutonischer Goldgräber die letzten Schweizer Banken belagern, die noch physisches Gold vorrätig haben.
Vom Thema des letzten Monats - Griechenland - ist auch immer weniger zu hören. Dass kürzlich Spanien wieder mal von Fitch nach unten geratet wurde, hat die Märkte auch nicht sonderlich interessiert. Offenbar ist das Thema PIIGS und Staatsschulden mehr oder weniger eingepreist. Ein Blick auf den Euro in Dollar könnte das bestätigen: Der Euro scheint bei $1.225 einen mittelfristigen Boden gefunden zu haben, obschon rein charttechnisch der Abwärtstrend auch hier noch intakt ist.
Allerdings ist das neue Rating Spaniens erst seit Freitag bekannt. Da könnte also noch was kommen.
Was mittelfristig für Aktien spricht, ist die Angst vor Verlusten bei Staatsanleihen. Es scheint mittlerweile auch in Anlegerkreise bildungsferner Schichten durchgedrungen zu sein, dass auch Staatsanleihen nicht gefeit sind vor einem Haircut also einer gezielten Entwertung. Die nach wie vor intakte Gelddruckerei schürt ihrerseits Angst vor Inflation. Aktien gelten als Inflationsschutz und somit kann man darauf spekulieren, dass es Umschichtungen von Staatsanleihen in Aktien und Rohstoffe geben könnte.
Das Thema "Aktien=Inflationsschutz" ist allerdings nicht so eindeutig wie diese Aussage vermuten lässt:
Richtig ist, dass sich Aktienindizes in Zeiten hoher Inflation ebenfalls nach oben bewegen. Wenn auch zeitverzögert und somit real mit Verlusten behaftet. Richtig ist auch, dass sich Aktienindizes auf alle Fälle besser verhalten als Staatsanleihen.
Zu bedenken ist aber, dass man die einzelne Aktie betrachten muss. Zu empfehlen sind gute Dividendentitel aus den Bereichen Nahrung, Pharma, Energie und Rohstoffe.
Banken und Technologieaktien (also die Zykliker) will man allerdings nicht im PF haben.
Unter dem Strich lässt sich grob abschätzen: Wenn die Inflation anzieht, verliert man mit Aktien. Man verliert aber weniger als mit Bargeld oder Staatsanleihen. Es ist also die beste von mehreren schlechten Varianten.
Was die längerfristigen Ausblicke (also 6 Mt. bis 2 Jahre) betrifft, so sehe ich drei Möglichkeiten:
1. Crack-up Boom, wenn die Inflation einsetzt: Wenn die Anleger befürchten, dass ihr Geld (bzw. ihre Währung) an Wert verliert, werden sie versuchen, noch möglichst viel Bargeld loszuwerden und in Sachwerte anzulegen. Das müssen nicht zwingend Edelmetalle sein (auch!) sondern können auch Autos, Möbel etc. sein. Kurz: Nützliches, das sich lange hält. Anschaffungen, die ohnehin geplant sind und nun vorgezogen werden.
In diesem Fall werden wir einen unerwartet steilen aber kurzen Aufschwung erleben, der abrupt endet, wenn die Kohle aufgebraucht ist.
Danach tritt Szenario 2 ein.
2. Direkter Absturz der Märkte. Nicht als Crash sondern über Monate verteilt. Auf die Tiefstände vom März 2009 und wahrscheinlich sogar daraunter.
3. Einsetzende Inflation und entsprechend nominal steigende aber real fallende Märkte. Analog des Bärenmarktes 1967-1981.
Mit diesen drei Szenarien kann man als Anleger nicht viel anfangen. Ich weiss. Was soll man nun tun? Dividendentitel kaufen? Bargeld halten, weil Aktien noch billiger werden könnten? Rohstoffe Edelmetalle kaufen?
Meine Empfehlung lautet:
Der Anleger sollte sich für die nächsten Jahre in erster Linie auf Werterhalt und nicht auf Gewinn konzentrieren. Das Risiko steigt auf allen Ebenen und somit sollte man sich nicht von hohen möglichen Renditen blenden lassen. Es käme ja auch niemand auf die Idee, griechische Staatsanleihen zu kaufen, auch wenn die im Moment so 16% Rendite versprechen.
Etwa ein Drittel bis die Hälfte kann bereits jetzt in gute Aktien investiert werden. Den Rest hält man in Bar, um möglichst rasch reagieren zu können, wenn es zu einem Crack-Up Boom kommen sollte.
Wenn nicht, können die Aktien notfalls durch das Tal der Tränen mitgeschleppt werden. Sie werden dereinst ihren EP wieder sehen aber vielleicht erst in ein paar Jahren.
Und natürlich macht es immer Sinn, einen Teil seines Vermögens in Form von physischem Edelmetall zu halten, das ja genau in Krisenzeiten die beste Performance erreicht.
Nächsten Freitag treffen sich die Finanzminister der G20 Staaten, um den G20 Gipfel vom Ende Juni vorzubereiten. Es wird sicher interessant sein, was die 20 Pappnasen an neuer Symptombekämpfung ausbrüten.
Bis dahin ist nichts dramatisches in der Pipeline und so erwarte ich für den Juni mehr oder weniger seitwärts bis sinkende Kurse.
Zum Schluss möchte ich noch auf den neuen Thread "Geldsysteme" http://classic.cash.ch/node/4144 verweisen, der recht spannend zu werden verspricht!
Happy Trading!
Marcus