Börsen: Der finale Ausverkauf ist aufgeschoben
30.09 23:00
Die Kreditmärkte sind tot, doch die Börsen setzen auf die Hoffnung Staatshilfe. An der Notwendigkeit des US-Rettungspakets gibt es auch Zweifel.
Gestern Morgen sah es nach einem Waterloo aus: Der Swiss Market Index (SMI) lag nach dem Scheitern des US-Rettungspakets im vorbörslichen Handel bei 6300 Punkten – dem tiefsten Stand seit über drei Jahren. Aber die Marktbereinigung blieb aus. Der SMI kletterte im Tagesverlauf um 2,4 Prozent auf 6555 Punkte. Auch die europäischen Leitindizes legten zu.
Grund sind die Blanko-Checks, welche europäische Staaten ihren Krisenbanken ausgestellt haben. Auch jenseits des Atlantiks keimte die Hoffnung: Die US-Börsen starteten im Plus.
Dabei bleibt die Lage dramatisch. «Die Geldmärkte sind komplett zusammengebrochen», sagt Zins-Stratege Christoph Rieger von Dresdner Kleinwort. Der Satz, zu dem sich Banken Geld ausleihen, stieg auf die Rekordmarke von 6,9 Prozent. Einzig die Geldflut der Notenbanken hält das System aufrecht.
Investoren suchen weiterhin «sichere» Anlagen. Der Franken legte gegen den Euro bis am Abend auf 1,575 zu. Auch Investment-Guru Jim Rogers kauft zurzeit Franken. In einem Bloomberg-Interview bezog Rogers pointiert Stellung gegen den Nutzen eines US-Rettungsplans.
Auch Janwillem Acket, Chefökonom der Bank Julius Bär, zweifelt an der Notwendigkeit dieses 700-Milliarden-Pakets. «Der Markt hat bereits vieles bereinigt», sagt Acket. «Das kann er auch künftig ohne Rettungsplan, auch wenn es schmerzhaft wird.» (Peter Hody/Andreas Kohli)