Das für uns wichtigste Ereignis des September war die Untergrenze Euro/Franken auf 1.20 durch die SNB. Dadurch wurde der Franken gegen alle Währungen abgeschwächt, was durch den SMI aber zum Teil ausgeglichen wurde.
Während nämlich Dow Jones und DAX im September leicht abgegeben haben, konnte der SMI von 5447 auf 5531 sogar leicht ansteigen. Spektakulär ist das allerdings nicht.
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Der Smiley kämpft sich langsam in Richtung 5646, was einer 50% Korrektur des Falles Mai-August entspricht.
Unter dem Aspekt des rund 10% billigeren Franken ist auch mein Fazit aus dem September-Thread zu verstehen:
MarcusFabian wrote:
ZitatAlles anzeigen
Fazit
Kurzfristig liegen noch ein paar Prozentpunkte in Richtung Norden drin bevor der Bärenmarkt wieder zuschlägt.
Neue Long-Positionen im Bereich von mehreren Tagen oder gar Wochen würde ich allerdings nicht mehr eingehen. Eher schon Shorts in die steigenden Kurse hinein laden.
Wer bereits long ist … wird ohnehin nicht auf mich hören, sonst wäre er ja schon Anfang August ausgestiegen
Die Saisonalität spricht ebenfalls für sinkende Kurse. September und Oktober sind ja nicht gerade für ihre Bullenfreundlichkeit bekannt.
Bei Gold erwarte ich bis zum QE-Entscheid der FED eine Konsolidierung also eine volatile Seitwärtsbewegung auf aktuellem Niveau. Tendenz eher abwärts.
Einen Kursschub dürfte es allerdings geben, wenn die FED QE3 einführt. Aber das kennen wir ja bereits.
Saisonal sind September/Oktober zwar positiv für Gold, allerdings wurde die Gold-Rally bereits im August unerwartet stark abgearbeitet.
http://classic.cash.ch/node/4933
Der Bärenmarkt hat nicht erneut zugeschlagen. Wir hatten am 29.9. ein kleines neues Monatshoch, befinden uns also derzeit nach einem Zwischentop wieder auf dem Weg nach unten. Wir werden beobachten müssen, ob wir in der Gegend um 5300-5350 wieder abbremsen und einen weiteren Zacken nach oben laufen (vielleicht diesmal bis 5700) oder ob die Märkte gleich durchsacken. Auf alle Fälle lässt sich konstatieren, dass die Bärenmarktrally, die am 9. August begonnen hat, noch intakt ist und die Fortsetzung des langfristigen Bärenmarktes noch auf sich warten lässt.
Mit der Aussage: Gold … Tendenz eher abwärts lag ich insofern falsch als ich nicht mit einem Absturz von Netto 11% in Dollar gerechnet hätte. In Franken ist Gold zwar mit einem Plus von 0.09% stabil geblieben. Aber das kennen wir von weiter oben: Das ist dem geschwächten Franken geschuldet.
The bigger picture
Das grosse Bild wird von Inflation/Deflation, von Quantitative Easing der FED bzw. der mit "E" beginnenden Buchstabensuppe der europäischen Rettungsschirme bestimmt.
Ich muss deshalb zunächst auf mein Eröffungsposting Mai 2011 zurückgreifen. Damals schrieb ich:
MarcusFabian wrote:
ZitatAlles anzeigen
Die FED braucht QE, um die Zinsen unten zu halten. Wenn die FED nicht mehr als Käufer von Staatsanleihen einspringt, sinken dort die Preise und die Zinsen steigen.
Die USA würden dementsprechend einen Anstieg der Zinsen für Staatsschulden ähnlich wie Griechenland erleben:
Damit stiegen aber auch die Zinsen von Unternehmenskrediten bis Hypotheken. Entsprechend würden die Immobilienpreise die Talfahrt wieder aufnehmen. Konsumkredite würden ebenfalls teurer, was den Konsumenten Kaufkraft entzieht. Somit weniger Umsatz für Unternehmen bei gleichzeitig steigender Zinsbelastung. Sinkende Gewinne sind das Minimum.
Andererseits würde durch die Einstellung von QE das Vertrauen in den Dollar wieder gefestigt. Ausländische Anleger kaufen wieder Staatsanleihen (wenn auch zu höheren Renditen), die Teuerung steigt nicht mehr, Rohstoff- und Edelmetallpreise stabilisieren sich.
Ergo:
Stopp von QE
* Zinsen steigen
* Aktien- und Bondpreise fallen
* Gold- / Silberpreis fällt
* Dollar steigt
Deshalb mein Vergleich mit Griechenland: Wird QE im Juni gestoppt und nicht erneuert, beschreiten die US den Weg Griechenlands. Also einen rigiden Sparkurs, der zwar die Währung stabilisiert, das Vertrauen in Staatsanleihen wieder festigt und ausländische Gläubiger schützt, andererseits aber dem eigenen Volk und der eigenen Wirtschaft harte Zeiten auferlegt. Ob das in den USA durchsetzbar wäre?
Ich halte es für durchaus plausibel, dass die FED dieses Experiment wagen und im Juli kein neues QE3 einführen wird:
Geht alles gut und die Wirtschaft steigt weiter, die Zinsen steigen nur auf erträgliches Niveau, und die Bonds crashen nicht, hat die FED das Spiel gewonnen und wir müssen langsam daran denken, unser Gold zu verkaufen.
Dabei werden wir die Chinesen mit Argusaugen beobachten müssen: Werden sie sich zufrieden geben und wieder US Treasuries kaufen oder werden sie die nun günstige Gelegenheit weiter dazu verwenden, möglichst viele Dollars loszuwerden um dafür Sachwerte zu kaufen?
Andererseits: Crashen nach Aussetzung von QE3 die Bond- und Aktienmärkte, haben wir den endgültigen Beweis, dass die Preise nur dank Pumpenkohle der FED die letzten zwei Jahre so hoch geblieben bzw. gestiegen sind. Dann dürfte auch dem letzten Schwachmaten klar werden, dass man durch Monetarisierung nur zeitlich begrenzt, keinesfalls aber nachhaltig die Märkte ankurbeln kann.
Wie wird die FED dann reagieren? Wird sie mit QE3 ihren Kurs der Monetarisierung wieder aufnehmen? Oder wird sie gleich "Game Over" erklären und eine Währungsreform einleiten?
Und wie wird der Markt dann QE3 aufnehmen? Wird der Markt das Spiel noch eine weitere Runde mitmachen? Steigende Aktienpreise - hurrah - dank Pumpenkohle, die von den Banken gerne angenommen wird?
Oder wird das Vertrauen in den Dollar im allgemeinen und die FED im speziellen bereits so angekratzt sein, dass sich der Markt gleich ganz aus dem Dollarraum verabschiedet?
Fragen über Fragen, die wir im Moment noch nicht beantworten können.
http://classic.cash.ch/node/4743
Also kurz zusammengefasst:
Ohne QE3 bekommen wir ein deflationäres Szenario (Deflation = nicht monetär, die Geldmenge sinkt ja nicht aber in Form sinkender Assetpreise!), in dem so ziemlich alles sinkt und nur der Dollar steigt.
Mit QE3 das bekannte Spiel: Alles steigt gegen Dollar.
Seit dem 20. September wissen wir, dass vorerst kein QE3 in Sicht ist. Entsprechend trifft das deflationäre Szenario ein. Die einzige Aktion der FED besteht im Twist, also im Ankauf langjähriger Treasuries bei gleichzeitigem Verkauf der kurzfristigen. Es entsteht also kein neues Geld, es ist eine reine Umschichtung.
Die FED erreicht damit ein Absinken der langfristigen Renditen und entsprechend steigende Preise der langfristigen.
Das hat folgende Konsequenzen:
1. Die Trader wissen, dass die langfristigen Staatsanleihen steigen werden. Ergo stecken sie alles verfügbare Geld in langfristige Staatsanleihen, um von den Käufen der FED zu profitieren. Da aber die verfügbare Geldmenge konstant bleibt, müssen sie logischer Weise etwas verkaufen, um in lange Staatsanleihen umschichten zu können. Sie verkaufen also alles, was in diesem Umfeld sinken wird: Aktien, Edelmetalle, Rohstoffe.
2. Für nicht-US Trader gilt: Um überhaupt US Staatsanleihen kaufen zu können, braucht man Dollars. Wer z.B. europäische Aktien verkauft, bekommt dafür Euros, Franken oder Pfund, die zunächst gegen Dollar verkauft werden müssen. Das erklärt den Anstieg des Dollars gegen diese Währungen.
Was sich die FED vom Twist erhofft ist, dass sich andere langfristige Zinsen wie Hypotheken, Unternehmenskredite und Leasings ebenfalls verbilligen. Damit wären die Schuldner vorläufig etwas entlastet und die Verschuldung könnte eine Runde weitergehen. Es ist also ein Spiel auf Zeit aber keinesfalls eine Lösung!
Im Moment spielt der Markt also auf Deflation. Noch besser als bei Aktien-Indizes sieht man das am Goldpreis, der allerdings durch Margin-Erhöhungen von 27% einen zusätzlichen Abwärtsschub erfahren hat.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die FED es darauf anlegt, uns alle auf dem falschen Fuss zu erwischen.
Das heisst: Wir gehen long Dollar, long Treasuries, short Aktien, short Rohstoffe, short Edelmetalle und dann … kommt QE3 und wir haben exakt das falsche im PF!
QE3 wurde zwar am 20. September nicht beschlossen aber ganz vom Tisch ist es noch nicht. Oder wie es Bernanke selbst Ende September ausdrückte:
"if inflation falls too low or inflation expectations fall too low, that would be something we would have to respond to because we do not want deflation."
Wie genau ein neues QE3 aussehen wird, steht in den Sternen. Aber ich vermute, dass es etwas anders aussehen wird als die bisherigen QE's.
Zur Erinnerung:
QE1 kam nur den Banken zu Gute.
QE2 war der Aufkauf von Staatsanleihen in Höhe von $600 Mrd. Das kam indirekt der Wirtschaft zu gute als der Staat das Geld ja ausgibt. (wenn auch nicht besonders sinnvoll).
Für QE3 gibt es meiner Meinung nach zwei plausible Szenarien:
1. Es wird in den Immobilienmarkt gepumpt. Das könnten z.B. Direktzahlungen an bedürftige Hausbesitzer sein, künstlich verbilligtere Hypothekarzinsen. Bailouts von Immos, die unter Wasser stehen.
2. Ein international konzertiertes QE3. Also gleichzeitiges QE gemeinsam mit der EZB, evtl. auch BoE, BoJ, SNB etc. Das hätte zur Folge, dass alle Währungen gleichzeitig abgewertet würden und es somit kaum Schwankungen der Währungen untereinander gäbe. Mit Ausnahme zu Gold natürlich, das ja nicht inflationiert werden kann.
Wir können nicht abschätzen, wann genau die FED QE3 einführen wird aber zumindest wissen wir, dass sich die Chance auf QE3 erhöht, wenn die Märkte weiter sinken. Einige Analysten gehen davon aus, dass die Schmerzgrenze der FED bei einem Stand von 950 Punkten beim S&P liegt. Das wären also rund -15% ab dem aktuellen Niveau.
Daraus ergibt sich folgendes mögliche Szenario für den Oktober:
Absinken der Aktienmärkte auf das Tief August oder darunter. Danach überraschendes QE3 der FED mit entsprechender Trendwende, die den Dow vielleicht 500, den SMI 300 Punkte nach oben treibt.
Danach das übliche Spiel der bisherigen QE: Top-Bildung, wenn die Pumpenkohle der FED verbraucht ist.
Entsprechend für Währungen: QE3 löst eine Verkaufswelle von Dollars aus und entsprechend steigen Euro, Franken, Gold.
Daraus leite ich folgende konkrete Empfehlungen ab:
Aktien: Im Moment shorten. Aber immer mit Blick auf die FED. Und wenn sich zeigt, dass Ben QE3 ankündigt, volle Kanne kaufen.
Gold/Silber: Hier ist die Situation insofern pervers als einerseits die Preise an den Märkten um gut 10% heruntergeprügelt wurden, sich andererseits aber lange Schlangen von Käufern bei den Edelmetallhändlern bilden, die teilweise gar kein Material mehr haben.
In einem normalen Markt müsste man ja davon ausgehen, dass die Preise steigen, wenn die Nachfrage steigt und das Angebot sinkt.
Hier gibt es offensichtlich eine grosse Diskrepanz zwischen dem reinen Papierhandel (Future-Markt der Comex) und dem physischen Handel.
Da hat der Schwanz mit dem Hund gewedelt. Warten wir also, bis der Hund wieder mit dem Schwanz wedelt, sprich: der physische Handel die Preise des Papierhandels bestimmt.
Happy Trades
Marcus