Lyoness Cashback macht wieder die Runde. Man wollte mir heute das Ding andrehen.
Der Goldesel
Angeblich weiss niemand, woher die Einkaufsgemeinschaft Lyoness ihre Millionen hat. Recherchen des Beobachters ergaben: Führende Schweizer Exponenten machten ihr Geld mit illegalen Schenkkreisen. Doch die Schweizer Behörden interessiert das wenig.
In der Welt von Lyoness strahlen alle Menschen, sie sind hübsch, schwelgen im Luxus und leben ihre Träume. Im Werbevideo klingt das so: «Glück ist ein wunderbares Gefühl, Freundschaft ist unbedingtes Vertrauen, Liebe ist unser höchstes Ziel.» Die Botschaft heisst: Geld macht glücklich.
Glücklich ist vor allem der enge Kreis um den 41-jährigen Firmengründer Hubert Freidl in Graz, Österreich. Die Geldquellen sprudeln unaufhörlich. Hinter Lyoness verbirgt sich ein schwer durchschaubares Geschäftsmodell. Sich selbst bezeichnet Lyoness als Einkaufsgemeinschaft. Wer bei Partnerfirmen einkauft, erhält Rabatte im tiefen einstelligen Prozentbereich. Diese Rabatte lassen sich die Mitglieder in «Einheiten» gutschreiben, um später Prämien zu erreichen. Weil das mit normalen Einkäufen zu lange dauert, wird den Mitgliedern empfohlen, solche «Einheiten» mit «Gutscheinanzahlungen» zu kaufen und dank neugeworbenen Mitgliedern und deren zugekauften «Einheiten» in der Hierarchie aufzusteigen – um so noch höhere Prämien zu erreichen.
Der Umsatz der gesamten Gruppe wird auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt. Die Schweiz bildet im Lyoness-System de facto die Finanzdrehscheibe. Hierhin fliessen die Gelder, die Lyoness in Europa und in der Welt zusammenträgt. In Buchs SG ist Lyoness International mit ihren Tochterfirmen domiziliert, darunter die Lyoness Europe AG mit rund 30 weiteren Tochtergesellschaften.
Millionen dank «Einkaufsgutschriften»:
Das Geld von Schweizer Mitgliedern hingegen wird in der Schwesterfirma in Graz verbucht – zum Leidwesen jener, die nun ihre eingezahlten Gelder wieder zurückfordern und so juristisch schlechte Karten haben. Aus der Schweiz fliessen Jahr für Jahr mehrere Millionen Franken dorthin, wie aus der Bilanz im österreichischen Handelsregister (Firmenbuch) hervorgeht. Der ausgewiesene Gewinn aus dem Schweizer Geschäft ist in den letzten Jahren bescheiden geblieben, der Umsatz aber schnellte massiv in die Höhe.
Die Bilanz wirft allerdings Fragen auf. Praktisch der gesamte Umsatz wird als Verbindlichkeiten (Schulden) ausgewiesen. So werden offensichtlich die von Schweizer Mitgliedern eingezahlten Gelder verbucht – als deren Guthaben. 2010 ereignete sich Wundersames: Die Verbindlichkeiten betrugen anfänglich 19,9 Millionen Euro – bei einem Umsatz von 20,4 Millionen Euro und einem bescheidenen Stammkapital von bloss 35'000 Euro. Wenige Monate später wird die Bilanz um satte elf Millionen nach unten korrigiert. Was mit den elf Millionen passiert ist, will Lyoness nicht sagen. Es sei «wenig sinnvoll, einzelne Positionen zu kommentieren». Woher die Millionen aus der Schweiz konkret kommen, ist unklar, eine Erfolgsrechnung wird nicht veröffentlicht.
Einst glühende Verfechter des Systems berichten heute unisono, dass man mit dem blossen Einkauf und den dadurch gesammelten Rabatten nie auf einen grünen Zweig komme. So zielt auch internes Schulungsmaterial darauf ab, Mitgliedern den Kauf von «Verrechnungseinheiten» aufzuschwatzen. Damit «kaufen» Mitglieder absurderweise Anzahlungen für künftige Einkäufe, von denen sie nicht einmal wissen, ob sie sie jemals gebrauchen werden.
http://www.beobachter.ch/konsum/konsumfallen/artikel/lyoness_der-goldesel/