feb. Im Zuge der Finanzmarktkrise steuern die
Schweizer Pensionskassen auf ihr schlechtestes
Jahr seit Einführung des BVG-Obligatoriums im
Jahr 1985 zu. Der Pictet-25-Index (Aktienquote
25%), ein wichtiger Referenzwert bei der Verwaltung
der Gelder der beruflichen Vorsorge, lag
nach dem Ausverkauf an den Aktienmärkten am
vergangenen Freitag im Jahr 2008 mit 12,06% im
Minus. Ein anderer Pensionskassen-Index, der
BVG 25 (ebenfalls Aktienquote 25%), verbuchte
zu diesem Zeitpunkt einen Jahresverlust von
12,13%. Der Oktober sei bisher ein schlimmer
Monat für die Pensionskassen gewesen, sagte
Graziano Lusenti von der gleichnamigen Beratungsgesellschaft.
Per Ende September habe der
durchschnittliche Verlust noch 6% betragen.
Nach den starken Gewinnen an den Aktienmärkten
am Montag könnten sich die aktuellen Verluste
aber bereits wieder auf 10,5% reduziert
haben, schätzt Michael Brandenberger, CEO des
Beratungsunternehmens Complementa.
1990 als bisher schlechtestes Jahr
Bei der Betrachtung der Performance-Zahlen der
Kassen ist zu beachten, dass sie jetzt direkt nach
einer der schlechtesten Wochen aller Zeiten an
den Aktienmärkten gemessen wurden. Trotzdem
ist die Performance der Pensionskassen in diesem
Jahr historisch schlecht. Laut Lusenti erlitten die
Pensionskassen ihre bisher grössten nicht realisierten
Buchverluste im Jahr 1990, als sie im
Durchschnitt 6,5% abgaben. Damals litten die
Renditen unter dem Einmarsch irakischer Truppen
in Kuwait. Ebenfalls ein schwaches Jahr war
1994, als die Schweiz von der Immobilienkrise gebeutelt
wurde (–3%). Nach dem Platzen der New-
Economy-Blase verloren die Pensionskassen auch
2001 (–1,51%) und 2002 (–2,15%) Substanz. In
besonders schlechter Erinnerung ist Brandenberger
das Jahr 1974. Er schätzt, die imZuge der Erdölkrise
erlittenen Verluste seien noch grösser gewesen
als die heutigen. Laut Lusenti hat die
gegenwärtige Entwicklung bewirkt, dass dieWertschwankungsreserven
der Pensionskassen nun
weitgehend aufgebraucht sein dürften. Per Ende
Juni 2008 hätten sie noch schätzungsweise 6% betragen,
Ende Juni 2007 hätten sie mit 12% einen
Höchststand erreicht.
Kein Aktivismus bei der Aktienquote
Auch die Deckungsgrade der Pensionskassen
sind durch die Entwicklung an den Finanzmärkten
zwangsläufig geschrumpft. Laut Brandenberger
dürften sich am Donnerstag oder Freitag vergangener
Woche 40% bis 45% der privatrechtlichen
Pensionskassen in Unterdeckung befunden
haben. Hanspeter Konrad, Geschäftsführer des
Pensionskassenverbands Asip, teilt diese Einschätzung.
Allerdings dürfe man diese Entwicklung
nicht kurzfristig betrachten. In der Tat gab es
schon in der Vergangenheit bereits starke Unterdeckungen,
die dann in einem freundlicheren
Umfeld an den Finanzmärkten wieder mehr als
wettgemacht wurden. Ende 2002 befanden sich
beispielsweise nach dem Platzen der New-Economy-
Blase laut Brandenberger 42% der privatrechtlichen
Pensionskassen in Unterdeckung.
Als langfristig ausgerichtete Anleger vermieden
die Pensionskassen einen Aktivismus mit ungewissem
Ergebnis, heisst es in einer aktuellen
Studie von Lusenti Partners. Dies mache sie zu
stabilisierenden Elementen in einem turbulenten
Umfeld. Ausser den schwachen Aktienkursen
waren 2008 bisher auch alternative Anlagen wie
Hedge-Funds für die schwache Performance der
Pensionskassen verantwortlich. Lusenti betrachtet
die Entwicklung mit Sorge, zumal viele Marktteilnehmer
den Hedge-Funds weitere Verluste
vorhersagten. Die Schweizer Pensionskassen hätten
derzeit im Schnitt zu 7% in alternativen Anlagen,
davon etwas mehr als die Hälfte in Hedge-
Funds, investiert. Derivate setzten die Kassen
meist nur zur Absicherung von Risiken ein, die
wegen ihres Emittentenrisikos ins Gerede gekommenen
strukturierten Produkte kämen in den
Portfolios kaum vor.