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CH/Russland-Reise Leuthard: Schweizerisch-russisches Wirtschaftstreffen eröffnet
Jekaterinburg (AWP/sda) Auf ihrer Russland-Reise hat Bundesrätin Doris Leuthard
am Donnerstag in Jekaterinburg ein schweizerisch-russisches Wirtschaftstreffen
eröffnet. Damit sollen die wirtschaftlichen Beziehungen beider Seiten gestärkt
werden.
Die Schweizer Wirtschaft habe ein grosses Interesse an der Region Swerdlowsk
mit der Hauptsstadt Jekaterinburg, sagte Leuthard vor knapp 200 Vertretern vor
allem kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU). Das Gebiet Swerdlowsk sei eine
Schlüsselregion der russischen Wirtschaft.
Denn von dort kommt der Stoff, der Russland seinen Aufstieg beschert. In dem
Gebiet, das fünfmal so gross ist wie die Schweiz, liegt die grösste Öl- und
Erdgasförderung des ganzen Riesenlandes.
Wegen des Reichtums an Rohstoffen wie Metallen und Kohle hat sich die Region
Swerdlowsk seit dem 19. Jahrhundert zum Zentrum der Schwer- und
Rüstungsindustrie entwickelt. Bis zum Fall des Eisernen Vorhangs war die Stadt
Swerdlowsk, wie Jekaterinburg unter den Sowjets hiess, Sperrgebiet für
Ausländer.
"Im Prinzip wird hier das Geld verdient, das in der russischen Föderation
ausgegeben wird. 70% aller Steuereinnahmen stammen von hier", sagte ein Kenner.
Dies bedeute aber nicht, dass das Geld auch hier verrechnet werde. Swerdlowsk
habe die grösste Wirtschaftskraft aller Regionen ausserhalb von Moskau.
Nach dem Ende der Krise in den 1990er-Jahren sei die Wirtschaft im Durchschnitt
zwischen 8 und 9% gewachsen, sagte der Regierungschef der Region, Viktor
Kokscharow, am Wirtschaftstreffen, das die
Aussenwirtschafts-Förderungsorganisation OSEC organisiert hatte. 2007 habe die
Region Swerdlowsk um 9,3% zugelegt.
Das haben auch westliche Firmen gemerkt, die sich immer mehr in der Region
Swerdlowsk ansiedeln. Der ganze Güterhandel mit dem Ausland belief sich 2007
auf 10 Mrd USD. Die Schweiz ist allerdings bislang schwach vertreten. Mit einem
Güterhandelsvolumen von 108 Mio USD liegt sie auf Platz 21 der Länderrangliste.
Seit 1996 ist der Elektrotechnikkonzern ABB in Jekaterinburg tätig. Dort werden
Transistoren und andere Bestandteile zur Aufrüstung des russischen Stromnetzes
hergestellt. Der Modernisierungsbedarf ist riesig, das Geschäft boomt.
Seit 2005 habe ABB Russland mit seinen insgesamt acht Fabriken den Umsatz auf 1
Mrd USD verdreifacht, sagte ABB-Russland-Chef Ulisses de la Orden beim Besuch
von Bundesrätin Leuthard in der Fabrik.
Das jetzige Werk in Jekaterinburg sei zu klein. Nun will der Konzern mit der
grossen Kelle anrichten und für 90 Mio. Dollar eine neue Fabrik bauen, die 2010
den Betrieb aufnehmen und 1000 Mitarbeiter beschäftigen soll. Innert fünf
Jahren will ABB Russland den Umsatz von 1 Mrd auf 3 Mrd USD steigern.
Seit Monaten sucht ABB ein geeignetes Grundstück, bislang allerdings erfolglos.
Das grösste Problem sei die Bürokratie, sagte de la Orden. Jetzt liege ein
Angebot der Gesellschaft Renova des Oligarchen Viktor Vekselberg vor, dem
Vieles in Jekaterinburg gehört, sagte ABB Senior Vice President Richard Friedl.
Vekselbergs Renova-Gruppe hat Riesenprojekte in der Stadt vor. So will sie bis
2016 einen ganz neuen Geschäftsdistrikt realisieren, wie Bürgermeister Arkadi
Tschernjetski beim Treffen mit Leuthard sagte. Für 30 Mrd USD solle zudem bis
2025 ein ganz neuer Stadtteil, der Akademicheski Bezirk, für 325'000 Bewohner
aus dem Boden gestampft werden.
Gruss,
Simona