Da sich die Schuldenkrise nicht nur in Europa, sondern auch in Asien und Amerika zuspitzt, eröffne ich nun diesen Thread!
Freue mich jetzt schon auf viele interessante Diskussionen.
Da sich die Schuldenkrise nicht nur in Europa, sondern auch in Asien und Amerika zuspitzt, eröffne ich nun diesen Thread!
Freue mich jetzt schon auf viele interessante Diskussionen.
TOKIO (awp international) - Das hochverschuldete Japan ist wegen eines Streits zwischen Regierung und Opposition um die Ausgabe neuer Staatsanleihen in Finanzierungsschwierigkeiten geraten. Die Regierung kündigte am Donnerstag an, kurzfristig Ausgaben in Höhe von voraussichtlich 5 Billionen Yen (50 Mrd Euro) bis November zu kürzen, da sonst die Zahlungsunfähigkeit drohe. Sollten sich die Regierung und die Opposition nicht schnellstens auf einen Kompromiss einigen, könne es zu weiteren für die Bürger schmerzhaften Einschnitten kommen. Die Opposition weigert sich, einem Gesetz der regierenden Demokratischen Partei (DPJ) von Premier Yoshihiko Noda zuzustimmen, das die Regierung zur Ausgabe neuer Staatsanleihen ermächtigt. Die Opposition will so eine Parlamentsauflösung und Neuwahlen erzwingen./ln/DP/jkr
Quelle: www.nzz.ch
TOKIO (awp international) - Die Stimmung der japanischen Verbraucher hat sich im August überraschend aufgehellt. Der entsprechende Indikator sei von 39,7 Punkten im Vormonat auf 40,5 Zähler gestiegen, teilte die Regierung am Montag in Tokio mit. Dies ist der höchste Stand sei Mai. Volkswirte hatten hingegen mit einem Rückgang auf 39,4 Punkte gerechnet./
Quelle: www.nzz.ch
PEKING (awp international) - Schwache Aussenhandelsdaten haben die schlechten Konjunkturaussichten für China bestätigt. Die chinesischen Importe fielen im August überraschend um 2,6 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres, wie die staatliche Zollverwaltung am Montag in Peking berichtete. Es war der dritte monatliche Rückgang in Folge. Die schwache Nachfrage nach "Made in China" durch die Wirtschaftskrise in Europa und den USA liess die chinesischen Exporte auch nur langsamer als erwartet mit 2,7 Prozent ansteigen. Der Handelsüberschuss legte somit leicht von 25,2 Milliarden US-Dollar im Vormonat auf 26,66 Milliarden US-Dollar im August zu./lw/DP/jsl
Quelle: www.nzz.ch
PEKING/TOKIO (awp international) - Die schwache Weltwirtschaft bremst China und Japan. Die globale Konjunkturflaute verpasst den asiatischen Volkswirtschaften jeweils deutliche Dämpfer. Die chinesischen Importe seien im vergangenen Monat um 2,6 Prozent gesunken, wie die staatliche Zollverwaltung am Montag in Peking berichtete. Und die Nachfrage nach Waren "Made in China" stieg mit 2,7 Prozent langsamer als erwartet.
Auch Japan bekam die sich abkühlende Weltwirtschaft zu spüren. Das Bruttoinlandsprodukt der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt wuchs im zweiten Quartal des laufenden Kalenderjahres nur noch mit einer hochgerechneten Jahresrate von 0,7 Prozent und nicht wie zunächst angenommen um 1,4 Prozent. Die am Montag von der Regierung vorgelegten Daten verstärken laut Ökonomen die Zweifel an einer weiteren Erholung der Wirtschaft. Vielmehr befürchten viele im späteren Jahresverlauf ein erneutes Abrutschen in die Rezession.
Zum Vorquartal legte die Wirtschaft um 0,2 statt um 0,3 Prozent zu. Wie die Regierung in Tokio weiter mitteilte, sanken die Exporte dabei um 7,4 Prozent und damit im nunmehr zweiten Monat in Folge. Vor allem die Ausfuhren nach Europa und China schwächelten, hiess es.
Bereits zuvor hatten verschiedene Frühindikatoren darauf hingewiesen, dass Japan zunehmend die Abkühlung der Weltwirtschaft zu spüren bekommt. So war unerwartet die Industrieproduktion im Juli gesunken: zum Vormonat um 1,2 Prozent. Ökonomen sind vor allem über die geringe Nachfrage der privaten Haushalte besorgt, die in Japan zu 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes beiträgt. So endet in Japan ein staatliches Subventionsprogramm für umweltfreundliche Autos, was die private Nachfrage stimuliert hatte.
China will hingegen bei den staatlichen Investitionen deutlich nachlegen. Zur Ankurbelung der Wirtschaft hat die Regierung in Peking in den vergangenen Tagen eine Reihe von Investitionen in Transport- und Strassenprojekte angekündigt, die sich zusammen auf umgerechnet 250 Milliarden Euro belaufen. Weitere massive Investitionen in Häfen, Müllentsorgung, Kläranlagen oder Eisenbahn sind geplant. Chinas Wirtschaftswachstum war im zweiten Quartal schon auf 7,6 Prozent gefallen - den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren.
Besonders die Exportindustrie in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt ist hart getroffen. Der Handel mit der schuldengeplagten Europäischen Union, dem grössten chinesischen Exportmarkt, ging seit Jahresanfang um 1,9 Prozent zurück. Der Zuwachs im Handel mit den USA fiel mit 9,6 Prozent nur noch halb so hoch aus wie im Vorjahreszeitraum mit 20 Prozent. In den ersten acht Monaten des Jahres stieg der Aussenhandel insgesamt nur um 6,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit wird das Ziel der Regierung von zehn Prozent Wachstum für dieses Jahr verfehlen.
Die Zahlen zeigten wenig Verbesserung in der Nachfrage nach Waren aus China, sagte der Ökonom Liu Ligang von der neuseeländischen ANZ National Bank der Nachrichtenagentur Xinhua. Es gebe vielmehr die Notwendigkeit für weitere Stimulusmassnahmen, um das Wachstum anzukurbeln./
Quelle: www.nzz.ch
(11.09.2012 / 14:41:30)
TIANJIN (awp international) - Chinas Regierungschef Wen Jiabao will mit allen Mitteln ein "robustes" Wachstum der zweitgrössten Wirtschaftsnation sichern. "Wir werden der Stabilisierung des wirtschaftlichen Wachstums grössere Priorität einräumen", versprach der Premier am Dienstag auf dem Sommertreffen des Weltwirtschaftsforums in der ostchinesischen Metropole Tianjin. Vor dem Hintergrund unerwartet schlechter chinesischer Wirtschaftsdaten betonte Wen Jiabao, in den Haushaltskassen seien genug Mittel, um die Konjunktur anzukurbeln. "Wir werden nicht zögern, diese einzusetzen."
China müsse aber auch strukturelle Reformen vorantreiben, um ein qualitativ besseres Wachstum zu erreichen. Trotz aller Probleme werde das Wachstumsziel von 7,5 Prozent in diesem Jahr erreicht, gab sich Wen Jiabao zuversichtlich. "Ich stimme dem Argument nicht zu, dass Chinas Wachstum zu einem Ende gekommen ist." Ähnlich wies der Premier die Warnungen vor einem versteckten Schuldenberg lokaler Regierungen zurück. "Die Risiken sind im wesentlichen unter Kontrolle", beteuerte Wen Jiabao. Die Regierung habe immer ein "ehrliches Bild" von den Schulden der Kommunen gezeichnet.
Der scheidende Ministerpräsident nutzte das "Sommer Davos", wie das Treffen in Anlehnung an das winterliche Weltwirtschaftsforum im Schweizer Luftkurort Davos genannt wird, um sein politisches Erbe zu verteidigen. Zu dem dreitägigen Spitzentreffen sind 2000 Teilnehmer aus rund 90 Ländern angereist. Dazu gehören die Ministerpräsidenten Dänemarks, Pakistans, Lettlands und andere Politiker sowie Wirtschaftsführer, Experten und Beobachter. Im Schatten der europäischen Schuldenkrise und Probleme in den USA geht es um die neue Wirtschaftsordnung und die Rolle grosser Unternehmen.
Die Krise in der Euro-Zone wird nach Überzeugung des Währungsfonds (IWF) noch einige Zeit dauern, doch gingen die Bemühungen "in die richtige Richtung", sagte IWF-Vizedirektor Zhu Min. "Die Krise ist noch nicht vorbei. Wir stecken noch mitten drin", sagte Zhu Min. "Es liegt noch ein langer Weg vor uns." Der IWF befürchte bei einer dramatischen Verschlechterung der Lage in Europa "enorme Auswirkungen" auf die Welt. Die Wirtschaftsleistung in den USA könnte nach IWF-Studien um 1,0 bis 2,5 Prozent fallen, in China um 1,0 bis 1,5 Prozent und in Japan um knapp 2 Prozent.
Der chinesische Ökonom in der IWF-Führung begrüsste die jüngsten Beschlüsse der Europäischen Zentralbank (EZB), um die Stabilität der Eurozone zu unterstützen. Er sprach der europäischen Währung sein Vertrauen aus: "Der Euro ist sicher." Europa müsse die Integration seiner Finanz- und Haushaltspolitik weiter vorantreiben. Die Welt sei gegenwärtig aber nicht nur mit der Schuldenkrise in Europa konfrontiert. Zhu Min nannte drei weitere grosse Risiken: Die hohe Verschuldung der USA, eine mögliche "harte Landung" der Schwellenländer, deren Wachstum sich spürbar verlangsamt habe, sowie den drastischen Anstieg der Nahrungsmittelpreise.
Bei den Bemühungen im Kampf gegen die globalen Konjunkturprobleme spiele die Entwicklung in China eine grosse Rolle. "Das Wachstum zu stabilisieren und nicht die Strukturreformen zu vergessen, hat höchste Priorität", sagte Zhu Min zu der Konjunkturschwäche im Reich der Mitte. Gründe sind der Rückgang der Exporte durch die schwache Nachfrage in Europa und den USA sowie das Auslaufen der Projekte, die mit dem massiven Konjunkturprogramm nach der globalen Finanzkrise 2008 angeschoben worden waren. In den vergangenen Tagen hat Chinas Regierung im Schnellverfahren neue Infrastrukturprojekte in einem Umfang von schätzungsweise 250 Milliarden Euro gebilligt./lw/DP/bgf
Merken MerkenE-Mail Drucken Drucken
Im August hat der Hauptindex an der Börse Schanghai den vierten Monat in Folge an Terrain verloren. Um die Liquidität ist es schlecht bestellt, die täglichen Handelsumsätze liegen im Keller. Das letzte Mal, dass die chinesischen Festlandbörsen einen strammen Bullenmarkt verzeichneten, ist eine halbe Ewigkeit her, man schrieb das Jahr 2007. Der Shanghai-Composite-Index (SCI) knickte in den Turbulenzen der Finanzmarktkrise von 6000 auf 2000 Punkte ein und hat danach den Anlegern nie mehr so richtig Freude gemacht. In den vergangenen sechs Monaten gab der Leitindex mehr als 12% nach und erreichte in der vergangenen Woche bei 2038 Punkten ein Jahrestief und gleichzeitig den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahren. In den vergangenen Tagen war eine leichte Gegenbewegung zu beobachten. Am Mittwoch schloss der SCI bei 2126 Punkten. Die führenden Aktienmärkte haben dagegen die Tiefstände vom Winter 2009 weit hinter sich gelassen.
In den ersten Monaten des Jahres hatte der SCI eine durchaus gute Performance hingelegt und Anfang Mai ein Hoch bei 2450 Punkten erklommen. Seitdem allerdings belasten enttäuschte Hoffnungen über eine Konjunkturwende das Klima schwer. Jetzt sind noch ernüchternde Unternehmensergebnisse für das erste Geschäftshalbjahr hinzugekommen. Zahlreiche Sektoren, auf deren starke Ertragszuwächse man sich in den vergangenen Jahren verlassen konnte, wie etwa Stahl, Maschinenbau, Solarenergie, Mineralöl und auch Banken, sind von schweren Verlusten oder zumindest stark schrumpfender Gewinndynamik gezeichnet.
Analytiker tun sich schwer, einen Sektor zu identifizieren, dem ungebrochene Wachstumsfortschritte und höhere Profite zugeschrieben werden können. Was die Aussicht auf marktbreite Impulse angeht, ist der allfällige Blick auf die Zentralbank nicht sonderlich vielversprechend. Die People's Bank of China hatte zwar im Mai und Juni die Zinsen gesenkt, doch verpuffte die Wirkung zumindest am Aktienmarkt völlig. Mit einer weiteren monetären Lockerung aber scheint sie sich noch bis zum vierten Quartal zurückhalten zu wollen.
Chinas enttäuschte Privatanleger, auf die sich im Gegensatz zu westlichen Handelsplätzen etwa 85% der Marktkapitalisierung auf dem Festland gehandelter chinesischer Börsenwerte verteilen, sehen den allmächtigen Staat gefordert, stärker auf das Börsenklima einzuwirken. Der Ruf nach staatlichen Aktienkaufprogrammen, wie sie «zur Behebung von kurzfristigen Marktanomalien» in der Vergangenheit vorgekommen sind, verhallt allerdings ungehört. So liess die Wertpapieraufsichtsbehörde China Securities Regulatory Commission (CSRC) jetzt ein Statement «in Antwort auf Investorenfragen» verbreiten, aus dem hervorgeht, dass man in Peking nicht daran denkt, mit expliziten Stützungsmassnahmen auf niedrige Indexstände einzuwirken.
Bezeichnend ist der Appell der CSRC an die Investoren, sich rational zu verhalten und einen günstigen Zeitpunkt für langfristige Investments zu erkennen, weil der chinesische Aktienmarkt im internationalen Vergleich auf einem historisch niedrigen Bewertungsniveau stehe. Tatsächlich liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis der im SCI vertretenen Werte derzeit bei 9,3, während es im Mittel der zurückliegenden fünf Jahre bei knapp 18 stand. Man kann also durchaus von fundamental günstigen Bedingungen für einen Einstieg in den Markt sprechen. Nur findet dies wenig Resonanz bei von schlechten Erfahrungen geprägten chinesischen Privatanlegern. Sie trachten danach, die Verluste der letzten Jahre wettzumachen, sind aber kaum bereit, neues gutes Geld dem schlechten alten nachzuwerfen.
Eine andere Optik bietet sich ausländischen Fondsgesellschaften, denen die Regierung in diesem Jahr eine deutlich von 30 Mrd. auf 80 Mrd. $ angehobene Gesamtquote für chinesische Kapitalmarkt-Investments eingeräumt hat. Grosse Staatsfonds aus den Golfstaaten, Korea oder Singapur unterstreichen ihr Interesse an einem verstärkten Engagement in den ihnen bisher wenig zugänglichen chinesischen Festlandaktien. Eine entsprechende Blutzufuhr durch ausländisches institutionelles Kapital würde dem chinesischen Aktienmarkt zwar nicht schaden. Die Höhe des zulässigen Gesamtrahmens reicht aber nicht aus, um dem chinesischen Markt über die Liquiditätsschiene eine rasche Wende angedeihen zu lassen.
Quelle: www.nzz.ch
SINGAPUR (awp international) - Die Ölpreise haben am Donnerstag nach schwachen Konjunkturdaten aus China und Japan an ihre Vortagesverluste angeknüpft. Am Mittwochnachmittag hatte bereits ein überraschend deutlich ausgefallener Anstieg der US-Ölreserven die Notierungen unter Druck gebracht. Am heutigen Morgen kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November 107,81 US-Dollar. Das waren 38 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI (West Texas Intermediate) zur Oktober-Lieferung fiel um 1,05 Dollar auf 90,93 Dollar.
Händler nannten vor allem schwache Konjunkturmeldungen aus Asien als Belastung für die Ölmärkte. In China weisen die jüngsten Umfragewerte der Einkaufsmanagerindizes darauf hin, dass die Produktion im September den elften Monat in Folge sinken wird. In Japan fielen die Exporte im vergangenen Monat abermals schwach aus, wie am Morgen veröffentlichte Zahlen zeigen. Im weiteren Handelsverlauf stehen vor allem die Einkaufsmanagerindizes für den Euroraum im Fokus der Anleger. Sie dürften signalisieren, dass sich die Wirtschaft in der Währungszone weiter auf Schrumpfkurs befindet
Quelle: www.nzz.ch
Es lohnt sich, grosse volkswirtschaftliche Themen ab und zu aus der Sicht eines Buchhalters zu betrachten. Währungskrisen beispielsweise folgen einer brutalen buchhalterischen Mechanik, wie sie in Europa gegenwärtig besonders eindrücklich am Beispiel Spaniens zu beobachten ist. Vereinfacht gesagt: In der Summe fliesst seit Monaten deutlich mehr Kapital von Spanien ins Ausland, als dass Kapital vom Ausland nach Spanien fliesst. Die Zahlungsbilanz ist rot, das Land blutet aus – respektive benötigt laufend Transfusionen von der Europäischen Zentralbank.
Auch die Asienkrise von 1997 und 1998, die unter anderen Thailand, Indonesien, Korea und Malaysia heimsuchte, war im Kern eine Zahlungsbilanzkrise.
Eine der eindrücklichsten Verwerfungen in der Zahlungsbilanz eines Landes findet derzeit jedoch in China statt.
Letzte Woche haben wir in diesem Blogbeitrag festgestellt, dass Chinas Zentralbank, die People’s Bank of China (PBoC), seit 2007 für die weitaus grösste Geldmengenausweitung weltweit verantwortlich war. Damals haben wir Ihnen versprochen, darzulegen, wie es dazu kam und was das für den Rest der Welt bedeutet.
Schauen wir’s uns also an.
Zunächst jedoch eine kurze, stark vereinfachte Übersicht über die wichtigsten Bilanzen eines Landes:
Die Leistungsbilanz (engl. current account) misst den Handel von Waren und Dienstleistungen mit dem Ausland. Exportiert ein Land mehr Waren und Dienstleistungen, als es importiert, ist der Saldo seiner Leistungsbilanz positiv.
Die Kapitalbilanz (engl. capital account) misst die grenzüberschreitenden Kapitalflüsse eines Landes. Darin enthalten sind alle möglichen Arten von Investitionen, die Inländer des fraglichen Landes im Ausland tätigen, beziehungsweise die Ausländer im Inland tätigen. Das kann beispielsweise eine Firma sein, die im Ausland einen Konkurrenten übernimmt, oder es können private Sparer sein, die ihr Geld in ausländischen Vermögenswerten anlegen.
Die Saldi der Leistungsbilanz und der Kapitalbilanz zusammen ergeben die Zahlungsbilanz (engl. balance of payments).
In einer normalen Welt mit freien Wechselkursen sollten sich die Saldi der Leistungs- und der Kapitalbilanz auf null addieren – die Zahlungsbilanz ist ausgeglichen. Deutschland beispielsweise erwirtschaftet einen Leistungsbilanzüberschuss und ein Defizit in der Kapitalbilanz. Das heisst: Die Exporte Deutschlands sind höher als die Importe, und mehr Kapital fliesst von Deutschland ins Ausland als vom Ausland nach Deutschland.
(Hier ein kleiner Exkurs: Es wird gemeinhin als erstrebenswert erachtet, dass ein Land einen Leistungsbilanzüberschuss erzielt. Damit einher geht aber auch ein Kapitalabfluss ins Ausland – und gerade die deutschen Banken beispielsweise haben sich in den vergangenen Jahren als phänomenale Kapitalvernichtungsmaschinen mit ihren Investments im Ausland erwiesen. Mehr zu diesem Thema in diesem Blogbeitrag von Kollege Markus Diem Meier.)
Nun kommt dieser reine Fall, dass sich Leistungs- und Kapitalbilanz die Waage halten, in der realen Welt nicht oft vor. In der Praxis ist die Zahlungbilanz selten ausgeglichen, und der Saldo wird über die Veränderung der Devisenreserven der Notenbank des betreffenden Landes ausgewiesen.
Schönes Beispiel hierfür: Die Schweiz erwirtschaftet einen Überschuss in der Leistungsbilanz. Und weil gleichzeitig viele Ausländer ihr Geld in die Schweiz bringen und die Schweizer ihrerseits die Lust an Investitionen im Ausland verloren haben, vermag die Kapitalbilanz den Leistungsbilanzüberschuss nicht zu kompensieren: Abzulesen in den steigenden Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank. Mein Redaktionskollege Philippe Béguelin hat im Momentum-Blog der FuW (hier der Link) über diese in der Schweiz bislang weitgehend unbeachtete Mechanik geschrieben.
Aber wir wollten ja über China sprechen.
China hat seit 1998 auf Quartalsbasis ohne Unterbruch einen Überschuss in seiner Leistungsbilanz erwirtschaftet. Gleichzeitig schloss in den meisten Quartalen aber auch die Kapitalbilanz mit einem positiven Saldo: Es strömte mehr Investitionskapital nach China als von China ins Ausland. Als Folge dieser beiden Entwicklungen hat auch die Zahlungsbilanz Chinas während 14 Jahren ohne Unterbruch einen positiven Saldo ausgewiesen. Die Kollegen des auf China spezialisierten Blogs Also sprach Analyst haben dazu diese Grafik erstellt:
Die blauen Balken zeigen den Überschuss in Chinas Leistungsbilanz (current account balance), auf Quartalsbasis seit 1998. Die roten Balken zeigen den Saldo der Kapitalbilanz (capital & financial account balance). Mit ganz wenigen Ausnahmen liegen sie beide stets im positiven Bereich. Die grünen Balken schliesslich zeigen den Zahlungsbilanzsaldo respektive die Veränderung der Reserven der People’s Bank of China (reserve assets). Wichtig: Die grünen Balken im Minusbereich der Grafik bedeuten, dass die Reserven der Zentralbank gestiegen sind.
Hätte China während dieser Zeit seine Währung, den Renminbi, frei «floaten» lassen, hätte er sich durch den Kapitalzufluss kräftig aufgewertet. Diese Währungsaufwertung wiederum hätte die chinesischen Waren auf dem Weltmarkt verteuert, die Exporte des Landes wären dadurch gesunken und der Überschuss in der Leistungsbilanz hätte sich verringert. Die Währungsaufwertung hätte also das Zahlungsbilanz-Ungleichgewicht korrigiert.
Diesen Prozess hat die People’s Bank of China jedoch bewusst unterbunden und den Wechselkurs des Renminbi (hauptsächlich zum Dollar) künstlich tief gehalten. Sie tat dies, indem sie Renminbi auf den Markt warf und damit Fremdwährungsreserven aufbaute.
So sieht die Zusammensetzung der Bilanz der People’s Bank of China aus (Quelle: Also sprach Analyst):
Die Grafik zeigt die enorme Ausweitung der Bilanz, von rund 5000 Milliarden Renminbi im Jahr 2004 auf aktuell rund 28’600 Milliarden Renminbi. Die weitaus wichtigste Bilanzkomponente wird durch die dunkelblaue Fläche dargestellt: Ausländische Wertschriften (Foreign Assets). Zu einem grossen Teil handelt es sich dabei um US-Schatzanleihen.
Mit dieser Ausweitung ihrer Bilanz – als Folge der Zahlungsbilanzüberschüsse – flutete die People’s Bank of China den Markt mit Renminbi.
Möglicherweise geht diese grosse Bewegung aber nun zu Ende. Die schwarze Kurve in der Grafik zeigt die Wachstumsrate der Bilanz der PBoC. Sie ist auf nahezu null gefallen.
Im zweiten Quartal dieses Jahres ist zudem etwas geradezu Historisches geschehen: Erstmals seit 1998 schloss Chinas Zahlungsbilanz im Minus, die Devisenreserven der PBoC bildeten sich leicht zurück.
Hier nochmals die Grafik der Bilanzsaldi:
Ganz rechts in der Grafik ist zu sehen, wie im zweiten Quartal 2012 die Kapitalbilanz (roter Balken) deutlich ins Minus rutschte. Der negative Saldo der Kapitalbilanz war sogar grösser als der positive Saldo der Leistungsbilanz (blau), wodurch die Zahlungsbilanz (grün) erstmals seit 14 Jahren ins Minus rutschte.
Derzeit verlässt also mehr Kapital China, als dass ausländisches Kapital nach China strömt. Leider lässt es sich aus den Statistiken nicht ermitteln, um welche Art von Kapitalfluss es sich handelt. Vielleicht investieren chinesische Unternehmen besonders viel Kapital im Ausland, vielleicht ziehen aber auch ausländische Investoren ihr Kapital ab oder – wie seit Wochen gerüchteweise zu hören ist – reiche Chinesen verschieben ihr Vermögen ins Ausland.
Eines ist jedoch sicher: Wenn die Zahlungsbilanz Chinas ins Defizit rutscht, muss die People’s Bank of China ihre Devisenreserven verkaufen und dem Markt Renminbi entziehen. Die Zeit, als die PBoC die fleissigste Gelddruckerin der Welt war, dürfte vorbei sein.
Bereits zeigen sich erste Signale von Liquiditätsnot im chinesischen Bankensystem (mehr dazu hier).
Bleiben wir dran.
PEKING (awp international) - Die Sorgen um eine harte Landung Chinas wachsen weiter: Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor fiel im September von 56,3 Punkten im Vormonat auf 53,7 Zähler und deutet damit auf das schwächste Wachstum seit März 2011 hin. Das geht aus einer Mitteilung der Regierung in Peking vom Mittwoch hervor.
Am Montag hatte bereits der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe der zweitgrössten Volkswirtschaft weltweit die Markterwartungen enttäuscht. Das Barometer stieg zwar leicht von 49,2 Punkten im August auf 49,8 Punkte. Allerdings hatten Analysten damit gerechnet, dass der Index über die Schwelle von 50 Zählern klettert, ab der Wachstum signalisiert wird
Quelle: www.nzz.ch
Ich lese gerade beim Cash-Guru, dass die Börsen in China wegen nationaler Ferien geschlossen bleiben, für eine ganze Woche.
Was sind denn das für Ferien? Wozu und warum, haben die sonst keine? Kann mich da jemand aufklären, denn das höre ich echt erstmals?
:roll:
Lorenz hat am 03.10.2012 - 09:35 folgendes geschrieben:
Ich lese gerade beim Cash-Guru, dass die Börsen in China wegen nationaler Ferien geschlossen bleiben, für eine ganze Woche.
Was sind denn das für Ferien? Wozu und warum, haben die sonst keine? Kann mich da jemand aufklären, denn das höre ich echt erstmals?
smiley
Die gesetzlichen Feiertage in China im Allgemeinen
Die gesetzlichen Feiertage in China sind
- das Neujahr (1. Januar, ein Tag Urlaub im ganzen Land),
- das Frühlingsfest (das Neujahr nach dem Mondkalender, drei Tage Urlaub im ganzen Land),
- der Ahnenverehrungstag (nach dem Lunisolarkalender, ein Tag Urlaub im ganzen Land),
- der Internationale Tag der Arbeit (1. Mai, ein Tag Urlaub im ganzen Land),
- das Drachenbootsfest (nach dem Mondkalender, ein Tag Urlaub im ganzen Land),
- das Mittherbstfest (nach dem Mondkalender, ein Tag Urlaub im ganzen Land) und
- der Nationaffeiertag (1. Oktober, zwei Tage Urlaub im ganzen Land).
Besten dank für die Aufklärung. Das erscheint schon etwas normaler und leuchtet mir ein!:biggrin:
Die Warenausfuhr Japans ist im letzten Monat um 10,3 Prozent eingebrochen: Mit ein Grund ist der Handelsboykott in China. Auch das Abschalten der Atomkrafte drückt auf die Bilanz. http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/
26.10.2012 06:33
TOKIO (awp international) - Die japanische Regierung will mit einem milliardenschweren Konjunkturpaket die stagnierende Wirtschaft ankurbeln. Das Kabinett beschloss am Freitag eine geplante Konjunkturspritze im Volumen von 422,6 Milliarden Yen (4 Mrd Euro). Unter anderem soll die Nutzung erneuerbarer Energien angekurbelt, der Wiederaufbau der Tsunami-Gebiete im Nordosten Japans verstärkt und die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft verbessert werden. Das Paket kommt zu einer Zeit, da der im Volk unbeliebte Regierungschef Yoshihiko Noda angesichts der lahmenden Wirtschaft und nahenden Wahlen unter Druck steht. Seiner Partei DPJ droht der Machtverlust./ln/DP/zb
Quelle: www.cash.ch
Anleger fassen langsam wieder Vertrauen in die indische Wirtschaft. Doch Streitereien in der Regierung könnten die Investoren erneut verjagen.
Zumindest ein Ziel hat P. Chidambaram schon erreicht: In den elf Wochen seit dem Amtsantritt des neuen Finanzministers ist der indische Aktienmarkt um rund acht Prozent gestiegen. Doch nach dem Vertrauen der Börsianer muss Chidambaram nun den Glauben an die Erfolgsgeschichte der indischen Wirtschaft wiederherstellen. In diesem Fall arbeitet die Zeit gegen ihn: Denn harte Einschnitte wie Subventionskürzungen für Benzin, Nahrungsmittel und Dünger muss er deutlich vor den Parlamentswahlen 2014 hinter sich bringen, wenn er der Opposition keine Steilvorlage für ihren Wahlkampf liefern will.
Unbestritten ist, dass die ausländischen Anleger wieder allmählich an den indischen Markt zurückkehren, nachdem sie im Frühjahr noch massiv Gelder abgezogen hatten. Ein Teil dieses Vertrauens geht auf das Konto von Chidambaram und Ministerpräsident Manmohan Singh, die mit verschiedenen Maßnahmen auf das eingegangen sind, was Investoren seit Monaten gefordert haben. So wurden die Beschränkungen für ausländische Investitionen in Fluggesellschaften, Versicherungen und Einzelhandelsfirmen gelockert. Nach Lesart der Regierung ist das Teil einer zweistufigen Strategie: Zuerst soll der Finanzmarkt angekurbelt, dann das Haushaltsdefizit zurückgeschraubt werden.
Der erste Schritt hat funktioniert. Unter dem Strich flossen 7,7 Milliarden Dollar in indische Aktien und Anleihen, seit Chidambaram zum Finanzminister berufen worden ist.
Wirtschaftsprognose nach unten korrigiert
Der zweite Schritt dürfte schwieriger werden. Kürzlich kappte der Internationale Währungsfonds (IWF) seine Wachstumsprognose für Indiens Wirtschaft in diesem Jahr auf 4,9 von zuvor 6,1 Prozent. Eine Regierungskommission warnte zudem davor, dass der Subkontinent vor einem "finanziellen Abgrund" stehe und für dieses Jahr ein Defizit von 6,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aufweisen könnte. Chidambaram sagte, er sei sich der Gefahren bewusst. Der Minister wird wohl noch vor der nächsten Sitzung der indischen Notenbank am 30. Oktober einen Plan vorlegen, mit dem die Haushaltslöcher gestopft werden sollen.
Allerdings könnten Streitereien in der Koalition und eine schwache Regierungsführung auf Bundes- und Landesebene die ambitionierten Pläne Chidambarams durchkreuzen. In der Koalition herrscht beispielsweise Streit über neue Regelungen beim Landerwerb. Der Umweltminister wiederum sperrt sich dagegen, dass das zähe Verfahren für die Genehmigung von Infrastrukturprojekten vereinfacht wird. Zu allem Überfluss ist ein Koalitionspartner von der Fahne gegangen, so dass Ministerpräsident Singh nun ohne parlamentarische Mehrheit dasteht - und auf zwei wankelmütige Partner angewiesen ist. Die im Kabinett beschlossenen Reformen für Versicherungen und Rentenkassen könnten deshalb im Parlament noch zu Fall gebracht werden. Das Risiko, dass die Regierungskoalition endgültig auseinanderbricht und Neuwahlen ausgerufen werden, ist alles in allem nicht kleiner, sondern größer geworden.
Angesichts dieser Gefahren bezweifeln manche Beobachter, dass Singh und Chidambaram das Reformtempo fortsetzen können und wollen. Auch in der regierenden Kongresspartei macht sich Widerstand breit. So setzt sich die einflussreiche Parteichefin Sonia Gandhi für Maßnahmen im sozialen Bereich ein, die zulasten des Haushalts gehen würden. Ölminister Jaipal Reddy sagte zudem, er ginge "nicht allzu beherzt" an die Erhöhung der Spritpreise heran, nachdem eine Anhebung im September zu landesweiten Protesten geführt hatte. Reddys Aussagen lassen vermuten, dass sich die Regierung bereits für den kommenden Wahlkampf wappnet und manche Reformen lieber auf die lange Bank schieben will. Das Zeitfenster für P. Chidambaram schließt sich. http://www.cash.ch/news/topnew…nlegerexodus_-1228056-771
Der internationale und auch der japanische Finanzmarkt zeigen sich immer besorgter über die finanzielle Situation Japans. Dieser Tage haben grosse institutionelle Anleger mit Finanzminister Koriki Jojima über die Lage beraten. Dem Land droht bereits Ende November, spätestens Anfang Dezember ein Engpass, wenn die Opposition weiter das Gesetz blockiert, das die Regierung zur Ausgabe von Staatsanleihen berechtigt. Der Finanzminister zeigte sich nach dem Treffen zuversichtlich, dass es wie geplant am 4. Dezember zur Auktion von Staatsobligationen kommen wird.
Regierungschef Yoshihiko Noda hat das Parlament soeben zu einer ausserordentlichen Session bis Ende November einberufen. Jojima hofft, dass die Opposition, die im Oberhaus, der zweiten Kammer des Parlaments, die Mehrheit hat, ihre Blockade aufgeben und den Weg für die Ausgabe von Staatsanleihen frei machen wird. Einige Marktteilnehmer hätten um ein Treffen gebeten aus Sorge, dass eine weitere Verzögerung des Gesetzes den Markt für Anleihen treffen könnte, sagte der Finanzminister.
Japan finanziert seinen Staatshaushalt bereits seit Jahren fast zur Hälfte über die Ausgabe neuer Staatsanleihen. Der Finanzhaushalt für das laufende Jahr (bis Ende März 2013) sieht insgesamt Ausgaben von 90,3 Bio. Yen (1065 Mrd. Fr.) vor. Davon ist mit 46,1 Bio. Yen gut die Hälfte durch Steuer- und sonstige Einnahmen gedeckt. Für 38,3 Bio. Yen will das Finanzministerium Staatsanleihen ausgeben. Sollte das Parlament dazu die Zustimmung versagen, drohte bereits in zwei Wochen technisch die Zahlungsunfähigkeit. Da der Vorgänger von Jojima laufende Zahlungen an Präfekturen im September in drei Schritten um 5 Bio. Yen gekürzt hat, kommt die Regierung zumindest bis Ende November über die Runden. Bis dahin müsse das Parlament dem Gesetz zur Ausgabe der Staatsanleihen aber zugestimmt haben, erklärte das Finanzministerium. Sonst droht die Gefahr, dass die Finanzmärkte ihr Vertrauen in Japan verlieren. Die Rating-Agentur Standard and Poor's hat damit gedroht, die Bonitätsnote herabzusetzen.
Sollte es nicht bald zu einer Einigung mit der Opposition kommen, läuft Japan Gefahr, dass die Risikoprämien für seine Anleihen steigen werden. Nichts käme der Regierung ungelegener als das. Jene Finanzinvestoren, die Jojima zu dem Gespräch drängten, zeigten sich auch irritiert darüber, dass die Regierung am Freitag trotz der angespannten Finanzlage ein neues Konjunkturprogramm mit einem Volumen von 422,6 Mrd. Yen beschlossen hat. Damit will Noda die Wirtschaft ankurbeln. Der Finanzminister verwies in dem Zusammenhang zwar auf stille Reserven im Haushalt, konnte die Sorgen der Investoren aber nicht zerstreuen.
Die japanische Regierung nutzt die angespannte Lage auch, um hinter den Kulissen den Druck auf die Bank of Japan zu erhöhen, ihr Programm zum Ankauf von Staatsanleihen weiter auszuweiten. Doch auch hier wächst das Risiko, dass die Märkte das als Monetarisierung der japanischen Staatsschuld werten. Der neue Vorsitzende der oppositionellen Liberaldemokraten, Shinzo Abe, meldete Obstruktion an. Doch auch Abe, der schon ein Jahr lang – ohne Fortüne – als Regierungschef im Amt gewesen war, weiss, dass er es sich nicht leisten kann, in der Öffentlichkeit als verantwortlich dafür dazustehen, dass womöglich Beamte im Dezember ihre Gehälter nicht mehr erhalten.
Schon jetzt machen sich die Kürzungen in den Regionen bemerkbar, weil Tokio Zahlungen streckt. Acht Präfekturen haben nach einer Erhebung der Wirtschaftszeitung «Nikkei» damit begonnen, eigene Anleihen auszugeben. Die Zentralregierung überweist Steuereinnahmen jeweils im April, im Juni, im September und im November. Als Teil des Programms, die Zahlungsfähigkeit bis Ende November zu sichern, hat sie die September-Zahlungen teilweise ausgesetzt. Auch LDP-Provinzpolitiker machen Druck, dass Abe der Ausgabe von Staatsanleihen zustimmt. Abe fordert im Gegenzug aber von Noda, dass dieser vorzeitigen Neuwahlen noch in diesem Jahr zustimmt. Japans Staatsanleihen sind ein gefährlich hoher Einsatz in diesem politischen Pokerspiel.
Im Kampf gegen eine drohende Rezession zieht die japanische Notenbank alle Register. Sie weitete am Dienstag ihr Programm zum Ankauf von Anleihen und zur Vergabe von Krediten um umgerechnet 107 Milliarden Euro auf 884 Milliarden Euro aus.
Damit stützen die Zentralbanker die von Weltwirtschaftflaute und Euro-Krise gebeutelte Konjunktur bereits den zweiten Monat in Folge. Einen solchen geldpolitischen Doppelschlag der Notenbank hatte es zuletzt 2003 gegeben. Die Währungshüter um Gouverneur Masaaki Shirakawa beschlossen zudem, Geschäftsbanken langfristig zu günstigen Konditionen mit Geld zu versorgen - ohne Limit nach oben.
Bereits im September hatte die Notenbank ihr Programm zum Ankauf von Wertpapieren ausgeweitet. Die Exportnation leidet unter der Schuldenkrise in Europa und dem starken Yen, der Waren "Made in Japan" im Ausland verteuert. Zudem belastet ein Streit mit dem wichtigen Handelspartner China um eine unbewohnte Inselgruppe die Geschäfte in der Volksrepublik.
"Die schwache Weltwirtschaft belastet die japanischen Ausfuhren und dämpft die Binnenwirtschaft", sagt Ökonom Marco Wagner von der Commerzbank. Er rechnet damit, dass die japanische Wirtschaft im dritten Quartal geschrumpft ist und im vierten Quartal allenfalls ein Miniwachstum erreichen wird. Die Notenbank stutzte zugleich ihre Wachstumsprognose für das im März 2013 endende Haushaltsjahr auf 1,5 von 2,2 Prozent zurecht.
Globale Wirtschaftsflaute
Shirakawa räumte ein, dass die Notenbanker ihre Stützungsmaßnahme vom Vormonat im Nachhinein nicht mehr für ausreichend hielten: "Wir waren uns der globalen Konjunkturabkühlung im September zwar bewusst, aber die Entwicklung hat gezeigt, dass sich die Abkühlung verschärft hat." Die Unternehmen zögern derzeit Investitionsentscheidungen wegen des trüben Konjunkturausblicks hinaus. Das Öffnen der Geldschleusen kann dem Land nach Ansicht von Experten daher nur vorübergehende Linderung verschaffen. Japan ist bereits seit Jahren in einer Spirale aus fallenden Preisen und sinkender Nachfrage gefangen. Regierung und Notenbank versicherten überraschend in einer gemeinsamen Erklärung, dass sie den Kampf gegen die Deflation gemeinsam führen wollen. Die Zentralbank strebt einen Preisauftrieb von einem Prozent an. Doch eine solche Teuerungsrate wird voraussichtlich selbst Mitte des Jahrzehnts nicht erreicht, wie die Notenbank in ihrem halbjährlichen Ausblick eingestehen musste.
Minister und Notenbank vereint
Die Notenbank ist seit 1998 unabhängig von der Regierung. Dennoch ließ es sich Wirtschaftsminister Seiji Maehara nicht nehmen, an der Notenbanksitzung teilzunehmen und dort um weitere Geldspritzen für die Wirtschaft zu werben. Shirakawa verwies seinerseits darauf, dass sich die Regierung in der gemeinsamen Erklärung verpflichtet habe, den Investitionsstandort Japan durch Strukturreformen und Deregulierung zu stärken: "Die Tatsache, dass wir diese Erklärung gemeinsam abgeben, ist von gewichtiger Bedeutung für die Regierung."
Industrieproduktion auf Talfahrt
Auch die einbrechende Industrieproduktion bietet großen Anlass zur Sorge: Sie setzte ihre Talfahrt fort und ist im September überraschend deutlich gesunken - und zwar um 4,1 Prozent. Es ist der stärkste Rückgang seit dem Rekordeinbruch von 16,2 Prozent nach der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe im März 2011. Experten hatten nur mit einem Minus von 3,3 Prozent gerechnet. Schon im Juli und August hatten die Industriefirmen in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt ihre Produktion gedrosselt. Nach einer Umfrage der Regierung rechnen die Unternehmen im Oktober mit einem weiteren Rückgang von 1,5 Prozent, bevor es im November mit 1,6 Prozent wieder aufwärtsgehen soll.
Quelle: www.cash.ch
12.11.2012 06:39
Eine nachlassende Nachfrage aus dem Ausland und ein schwacher Konsum im Inland haben die japanische Wirtschaft im dritten Quartal schrumpfen lassen. Die Wirtschaftsleistung lag im Juli bis September um 0,9 Prozent niedriger als im Vorquartal, wie die Regierung am Montag mitteilte.
Der erste Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) seit drei Quartalen war in dieser Grössenordnung von den Experten erwartet worden. Im Vorquartal war das BIP noch um revidiert 0,1 Prozent gewachsen.
Die Entwicklung dürfte den Druck auf die Notenbank aufrechterhalten, die Geldpolitik weiter zu lockern. Neben der weltweiten Abkühlung der Wirtschaft belasten der starke Yen und die Auswirkungen eines Gebietsstreits mit China zusätzlich die Exportwirtschaft des Landes.
Quelle: www.cash.ch
Zyndicate hat am 12.11.2012 - 08:53 folgendes geschrieben:
ZitatDie Entwicklung dürfte den Druck auf die Notenbank aufrechterhalten, die Geldpolitik weiter zu lockern. Neben der weltweiten Abkühlung der Wirtschaft belasten der starke Yen
Der starke Yen, trotz der lockeren Geldpolitik.
Mehr als 20 Jahre steckt das Land nun schon in einem deflationistischen Umfeld.