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Anfang März wurde hierzulande die von Thomas Minder ins Leben gerufene Abzocker-Initiative mit einer überwältigenden Mehrheit angenommen. Am 24. November kommt nun die 1:12-Initiative vors Volk. Mit diesem Vorstoss verlangen die Jungsozialisten eine Anbindung des höchsten Salärs eines Unternehmens an das tiefste in genau diesem Verhältnis.

Am Schweizer Aktienmarkt ist die Initiative wenige Monate vor der Abstimmung noch kein Thema. In einem mir aus dem Berufshandel zugetragenen Kommentar schreibt mit Kepler Cheuvreux erstmals ein Bankinstitut über die möglichen Folgen der 1:12-Initiative.

Zwar sieht der Verfasser des Kommentars im politischen Vorstoss ein Risiko für den Schweizer Aktienmarkt. Doch obschon eine im Mai durchgeführte Umfrage auf eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung hindeute, sei ein Sieg der Jungsozialisten alles andere als sicher.

In der Schweiz liege das durchschnittliche Einkommen bei 5560 Franken im Monat, so der Experte. Unternehmen, bei denen der tiefste Lohn diesem Monatseinkommen entspreche, könnten in der Chefetage weiterhin Löhne von bis zu 800'000 Franken im Jahr entrichten. Und obschon das Problem hoher Spitzenlöhne bestehen bleibe, sei die Initiative zu radikal um an der Urne gute Chancen zu haben.

Der Experte zeigt im Kommentar auch auf, wie die 1:12-Initiative von Firmen umgangen werden kann. Beispielsweise könnten schlecht bezahlte Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden, was allerdings recht unwahrscheinlich sei. Viel eher sei möglich, dass hoch bezahlte Mitarbeiter in Zukunft von einem Tochterunternehmen im Ausland angestellt werden.

Ausserdem gibt man bei Kepler Cheuvreux zu bedenken, dass eine Umsetzung der Initiative mehrere Jahre dauern könnte. Sollten Unternehmen ausserhalb des Finanzsektors dann aber die Spitzenlöhne kürzen, sei aus Aktionärssicht mit deutlich höheren Margen zu rechnen.

Der für Kepler Cheuvreux tätige Experte hat den ersten Schritt gemacht. Ich bin gespannt, ob weitere Bankinstitute nachziehen und dieses für sie politisch brisante Thema aufgreifen werden. Darf man dem mir vorliegenden Kommentar Glauben schenken, dann ist die 1:12-Initiative vor allem eines: ein Sturm im Wasserglas.

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Die Baissiers dürften sich in diesen Tagen ungläubig die Augen reiben: Innerhalb nur weniger Wochen hat sich die Gold-Unze um nicht weniger als 20 Prozent von ihren Mehrjahrestiefstständen erholt. Als treibende Kraft erwies sich zuletzt die Eskalation im Nahen Osten.

Geht es nach den Strategen von Nomura, dann wird das Edelmetall schon in den nächsten Tagen in die Region von 1500 Dollar die Unze vorstossen. An den Futures-Märkten seien vermehrt Deckungskäufe zu beobachten, der Verkaufsdruck bei börsengehandelten Goldfonds lasse nach und China bezahle weiterhin eine Prämie auf dem physischen Edelmetall. Auch mittelfristig geben sich die Strategen etwas optimistischer für das Gold, obschon sie für das Edelmetall weiterhin mit einem herausfordernden kommenden Jahr rechnen.

Nach dem Stimmungsumschwung beim berühmt-berüchtigten Baissier JP Morgan Chase von Anfang August war klar, dass das Gold die Talsohle zumindest vorläufig durchschritten hat. Die weitere Entwicklung des Edelmetalls ist vor allem davon abhängig, ob und wann die US-Notenbank ihr Rückkaufprogramm für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypotheken drosselt.

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Vergangene Nacht stellte Roche einmal mehr eindrücklich unter Beweis, dass die von produktseitigen Rückschlägen überschatteten Jahre endgültig der Vergangenheit angehören. An der diesjährigen Konferenz der American Society of Retina Specialists präsentierte der Basler Pharmakonzern überraschend starke Studienergebnisse zum Augenmedikament Lampalizumab.

Lampalizumab wurde gegen die trockene Form der altersbedingten Makulardegeneration entwickelt und deckt als erste Therapie auf diesem Gebiet einen auf jährlich fünf Milliarden Dollar geschätzten Markt ab. Das Gute aus Sicht der Aktionäre: Mit Ausnahme von Merrill Lynch berücksichtigt bisher kaum ein anderes Bankinstitut einen zukünftigen Umsatzbeitrag dieses Präparats im Bewertungsmodell.

Der für Merrill Lynch tätige Experte lässt in einem Kommentar denn auch verbal den Champagnerkorken knallen. Er bezeichnet die Studienergebnisse zu Lampalizumab als beeindruckend. Die Wirksamkeit des Medikaments habe selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen. Der Experte beziffert das risikobereinigte Umsatzpotenzial auf 1,75 Milliarden Franken im Jahr.

Auf Basis der vorliegenden Studienergebnisse ist so gut wie sicher, dass weitere Analysten dem Berufskollegen von Merrill Lynch folgen und Umsatzbeiträge von Lampalizumab in ihr Bewertungsmodell einbauen werden. Sobald es das Marktumfeld zulässt, werden sich die Bons von Roche deshalb wieder positiv in Szene setzen können.