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Im Aktionariat von ABB herrscht Katerstimmung. Diese Vermutung legt zumindest die Kursentwicklung der Namenaktien seit der Ergebnisenttäuschung vom letzten Donnerstag nahe. Für Unbehagen sorgt vor allem das Ausbleiben von Grossaufträgen.

Zumindest bei Merrill Lynch gibt man nun allerdings Entwarnung. Zwar seien beim Zürcher Industriekonzern im zweiten Quartal kaum Grossaufträge eingegangen, so ist in einer Stellungnahme nachzulesen. Beunruhigend sei dies allerdings nicht. Stattdessen habe sich das Unternehmen beim Auftragsbestand bedient, um die Umsatzentwicklung voranzutreiben. Der Verfasser der Stellungnahme schliesst daraus, dass die Firmenverantwortlichen selber nicht von einer längeren Auftragsflaute ausgehen. Das Eintreffen neuer Grossaufträge sei deshalb nur eine Frage der Zeit.

Darüber hinaus hält der Experte die Aussicht auf höhere Margen für intakt. Der vorliegende Zahlenkranz gebe einige ermutigende Anhaltspunkte. Zum einen zeichne sich bei den frühzyklischen Geschäftsaktivitäten eine Nachfrageerholung ab. Letztere decke sich mit dem Anstieg wirtschaftlicher Frühindikatoren. Zum anderen habe sich die Preisgestaltung bei den spätzyklischen Geschäftsaktivitäten aufzuhellen begonnen. Dies gelte insbesondere für das Sorgenkind Power Products. Sollten in diesem Bereich nun auch noch Grossaufträge eingehen, seien positive Überraschungen so gut wie sicher.

Auf Basis der Quartalszahlen reduziert der Experte seine zukünftigen Gewinnschätzungen um durchschnittlich 3 Prozent. Neu beziffert er das Kursziel für die zum Kauf empfohlenen Aktien auf 24 (25) Franken. Bei Merrill Lynch macht man bei Kursen unter 21 Franken günstige Einstiegsgelegenheiten aus.

Die Geschäftsentwicklung von ABB bleibt von Licht und Schatten geprägt. Gab noch bis vor wenigen Monaten die Margenentwicklung zu denken, so ist es mittlerweile die Auftragslage. Allerdings teile ich die Meinung des für Merrill Lynch tätigen Experten, dass sich diese früher oder später wieder aufhellen wird. Fantasie geht meines Erachtens auch vom Wechsel an der Konzernspitze aus.

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In den letzten Wochen ist es sichtlich ruhig um den Franken geworden. Umso mehr erstaunt, dass die Devisenstrategen von Julius Bär in einem Kommentar zu gezielten Baissespekulationen gegen unsere Währung aufrufen.

Der Franken habe sich zuletzt gegen den Dollar gefestigt und auch gegen den Euro etwas an Terrain zurückgewonnen. Die Strategen raten der eigenen Anlagekundschaft zu einem Aufbau von Dollar-Engagements, sei doch spätestens von der Schlüsselunterstützung bei 0,92 Franken aus mit einer Gegenbewegung zu rechnen.

Solange sich die Situation im umliegenden Europa nicht wieder verschärft, spricht tatsächlich nichts gegen einen schwächeren Franken. Von zentraler Bedeutung bleibt, was die Schweizerische Nationalbank mit ihren weiterhin exzessiv hohen Fremdwährungsreserven im Sinn hat. Unsere Währungshüter befinden sich nämlich in einem Dilemma: Nutzen sie schwächere Tage zur Reduktion der Fremdwährungsreserven, spricht sich das am Markt innerhalb weniger Minuten herum.

Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass der Markt zu gegebener Zeit sogar positiv reagieren wird. Denn eine Reduktion der SNB-Fremdwährungsreserven käme einem Vertrauensbeweis für Europa und die europäische Einheitswährung gleich.

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Seit dem Spätsommer vergangenen Jahres führt das Private Banking der Credit Suisse eine Liste möglicher Übernahmekandidaten. Und dies durchaus erfolgreich, haussierten die auf der Liste aufgeführten Aktien durchschnittlich doch um 34 Prozent. Zum Vergleich: Der Weltaktienindex von Morgan Stanley konnte in derselben Zeitspanne nur gerade um 22 Prozent zulegen.

Derzeit sind gleich mehrere Schweizer Unternehmen prominent auf der Liste vertreten. Neben Meyer Burger, Temenos und Transocean zählt der von mir sehr geschätzte Stratege auch Actelion und Basilea zu den potenziellen Übernahmekandidaten.

Die Biotechnologieindustrie befinde sich in einer Konsolidierungsphase. Die Aussicht auf Fusionen und Übernahmen bleibe gut, würden grosse Unternehmen doch versuchen, ihre Forschung und Entwicklung durch gezielte Zukäufe zu erweitern.

Bei beiden Branchenvertretern ist allerdings Geduld gefragt. Denn bei Actelion wird sich im Schlussquartal dieses Jahres die Marktzulassung von Opsumit entscheiden. Das Nachfolgemedikament für den derzeitigen Hauptumsatzträger Tracleer dürfte einen gewaltigen Einfluss auf den zukünftigen Unternehmenswert haben.

Ähnliches ist bei Basilea der Fall, wo wichtige Studienergebnisse für das Pilzmedikament Isavuconazol anstehen. Als Forschungs- und Vertriebspartner für dieses Projekt wird die japanische Astellas schon seit geraumer Zeit als potenzieller Interessent gehandelt.