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Noch im Februar gab man sich am Hauptsitz von Addex Therapeutics in Plan-les-Ouates zuversichtlich. Damals hiess es, die Finanzierung des Unternehmens sei bis Ende Jahr sichergestellt. Auch von einer Zweitkotierung der eigenen Aktien in New York zur Sicherstellung der langfristigen Überlebensfähigkeit war die Rede.

Auf die Umsetzung dieses Vorhabens warten die Aktionäre bis heute vergebens. Ende Mai zog der Verwaltungsrat allerdings überraschend die Reissleine: Im Kampf um das Überleben der Gesellschaft werden 17 von 19 Stellen gestrichen. Der Stellenabbau macht auch vor der Geschäftsleitung nicht halt. Bharatt Chowrira gibt den CEO-Posten interimistisch an Verwaltungsratspräsident André Mueller ab und CFO Tim Dyer arbeitet zukünftig im Mandat für das Unternehmen.

Die Finanzierung des Forschungsprojekts ADX71149 wird in Zukunft vollumfänglich von der Partnerfirma Janssen Pharmaceuticals getragen. Das fortgeschrittene Präparat Dipraglurant soll hingegen mit der Michael J. Fox Stiftung als Begleittherapie bei Parkinson weiterentwickelt werden.

Unnötig zu sagen, dass der Markt verstimmt auf diese Pläne reagierte und die Aktien von Addex Therapeutics vorübergehend auf Talfahrt schickte.

Unangenehmen Fragen wird sich vor allem der für Wedbush tätige Analyst stellen müssen. Anfang September nahm der Experte die Erstabdeckung der Aktien des Genfer Biotechnologieunternehmens mit «Outperform» und einem 12-Monats-Kursziel von 28 Franken auf. Ich kann mich erinnern, als wäre es gestern gewesen: Aufgrund des hohen Kursziels – die Aktien standen damals bei gerademal 7,80 Franken – wurde die Studie hierzulande zu einer kleineren Sensation.

Eine grosse Zukunft sagte man bei Wedbush insbesondere dem für die Parkinsonbehandlung vorgesehenen Medikament Dipraglurant vorher. Der Experte schätzte das jährliche Umsatzpotenzial auf mehr als 1,5 Milliarden Dollar und den risikobereinigten Wert des Entwicklungsprojekts auf nicht weniger als 20 Franken je Aktie. Die Differenz zum Kursziel lasse sich mit dem risikobereinigten Wert für das gemeinsam mit Janssen Pharmaceuticals entwickelte Schizophreniepräparat ADX71149 erklären.

Davon will der Experte mittlerweile jedoch nichts mehr wissen. In einer gestern erschienenen Studie rudert er zurück, stuft die Aktien von Addex Therapeutics von «Outperform» auf «Neutral» zurück und streicht das Kursziel auf 5 (28) Franken zusammen. Kursseitiges Aufwärtspotenzial bestehe erst dann wieder, wenn das Genfer Unternehmen seine Turnaroundpläne über die kommenden 3 bis 6 Monate umgesetzt habe.

Anders als im September beziffert der Experte den Wert des Schizophreniemedikaments ADX71149 nur noch mit 5 Franken je Aktie. Dass dem Präparat Dipraglurant bei Wedbush mittlerweile gar kein Wert mehr zugeschrieben wird, dürfte beim einen oder anderen institutionellen Grossinvestor Zähneknirschen auslösen. Denn wie mir im vergangenen September sowohl aus dem hiesigen Berufshandel als auch aus Übersee berichtet wurde, stiegen letztere damals vor allem aufgrund der bis dahin unterschätzten Aussichten für Dipraglurant bei Addex Therapeutics ein.

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Die Namenaktien der Credit Suisse notieren mittlerweile wieder deutlich unter ihren Mitte Mai erreichten Jahreshöchstständen. Dass die Schweizer Grossbank im laufenden Quartal an die Erfolge der ersten drei Monate anknüpfen dürfte, lässt die Anleger allem Anschein nach kalt.

Öl ins Feuer giesst heute Donnerstag die Berenberg Bank. In einer Studie zum europäischen Bankensektor machen die beiden Verfasser beim Eigenkapital ein gewaltiges Defizit aus. Die viel beachteten Experten schätzen den Kapitalbedarf europäischer Banken auf nicht weniger als 350 bis 400 Milliarden Euro.

Ein Problem habe diesbezüglich auch die Credit Suisse, so heisst es in der Studie. Die Aktien der Schweizer Grossbank werden denn auch weiterhin mit einem Kursziel von 13 Franken zum Verkauf empfohlen. Um die Eigenkapitalbasis der Erzrivalin UBS zu erreichen, müsste die Credit Suisse Eigenkapital im Umfang von 29 Milliarden Franken aufnehmen. Um die zukünftigen Eigenmittelanforderungen erfüllen zu können, würden immerhin noch 15 Milliarden Franken benötigt.

Interessant ist auch, dass die Experten mit ihren nächstjährigen Gewinnschätzungen um 35 Prozent unter den entsprechenden Konsensschätzungen liegen. Während die Schweizer Grossbank auf der Kostenseite Wort halten könne, werde sie sowohl im Private Banking als auch im Investment Banking bei der zukünftigen Ertragsentwicklung enttäuschen.

Bei keiner anderen europäischen Grossbank wird die Eigenkapitalbasis in Analystenkreisen unterschiedlicher beurteilt als bei der Credit Suisse. Dieser Umstand dürfte auch erklären, wieso diese Aktien noch immer die am stärksten leerverkauften in ganz Europa sind. Selbst gegen italienische und spanische Banken wird derzeit weniger heftig spekuliert. Es bleibt abzuwarten, ob die Schweizer Grossbank die Baissiers anlässlich der Quartalsergebnispräsentation von Ende Juli eines Besseren belehren kann.