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Wenn es hierzulande so etwas wie eine "Aktie der Stunde" gibt, dann ist es die von Leonteq. Seit der Publikumsöffnung im Oktober vor zwei Jahren hat sich der Börsenwert des Anbieters von strukturierten Produkten nahezu versechsfacht.

Seit gestern macht die Aktie von Leonteq ihrem Ruf wieder alle Ehre. Mit einer aggressiven Kaufempfehlung zündete die MainFirst Bank ein Kursfeuerwerk. Nicht ohne Grund, denn die mir zugespielte Unternehmensstudie hat es in sich: In Erwartung eines durchschnittlichen Gewinnwachstums von 40 Prozent über die nächsten Jahre errechnet der Studienverfasser neu ein Kursziel von 380 (300) Franken für die mit "Outperform" eingestuften Aktien. Davon abgeleitet errechnet sich selbst vom gestrigen Schlussstand aus noch ein Aufwärtspotenzial von knapp 40 Prozent.

Für den Experten steht fest: Das Unternehmen gehört zu den Gewinnern des Tiefzinsumfelds und der finanziellen Repression, insbesondere im Heimmarkt Schweiz. Zudem hält er die Wachstumsaussichten des Absatzkanals über den Partner Raiffeisen für unterschätzt.

Ich muss dem Experten der MainFirst Bank an dieser Stelle zuerst einmal ein Kompliment machen. Er deckt die Valoren von Leonteq seit dem 9. Dezember 2013 ab und empfiehlt sie seit damals zum Kauf. In dieser Zeit erfuhr der Aktienkurs nahezu eine Verdreifachung. Viele seiner Berufskollegen haben diese schlichtweg verschlafen oder aber zu früh das Handtuch auf ihren Kaufempfehlungen geworfen.

Vermutlich ist der Grund für die gestrige Kursreaktion auch beim beeindruckenden Leistungsausweis des Verfassers der mir vorliegenden Unternehmensstudie zu suchen. Um Deckungskäufe kann es sich übrigens nicht gehandelt haben, haben die Baissiers doch nur gerade im Umfang von 0,8 Prozent aller ausstehenden Aktien Wetten auf tiefere Kurse am Laufen.

Leonteq verfügt zweifelsohne über eine beneidenswerte Ausgangslage. Die technisch hochstehende Plattform zur Entwicklung strukturierter Produkte lässt sich über neue Partnerschaften beliebig auf neue Regionen oder Produktkategorien ausweiten. Dem Wachstum sind damit schier keine Grenzen gesetzt.

Allerdings scheint mir die Kaufempfehlung aus dem Hause MainFirst Bank doch etwas gar euphorisch. Denn was bringt es mir als Anleger, wenn ich schon heute für das zukünftige Wachstum bezahle und dabei kaum für Risiken, wie die in Zukunft vermutlich deutlich strengeren Vorschriften im Geschäft mit strukturierten Produkten, entschädigt werde?

Aggressive Wortmeldungen wie die mir vorliegende wecken bei mir Erinnerungen an den Höhepunkt der Technologieblase Ende der Neunzigerjahre, auch wenn es sich im vorliegenden Fall um ein Unternehmen aus dem Finanzsektor handelt.

In meinen Augen sind solche Kaufempfehlungen ein klares Indiz dafür, dass sich die Aktien-Hausse in einer weit fortgeschrittenen Phase befindet. Ein solches sind auch die gestrigen Spekulationen rund um AMS. Nachdem der niederländische Halbleiterhersteller NXP für 16,7 Milliarden Dollar den Rivalen Freescale übernehmen will, schossen auch die Aktien des hiesigen Börsenlieblings ohne kursrelevante Neuigkeiten um mehr als 5 Prozent in die Höhe. Alleine schon die Möglichkeit weiterer Übernahmen und Zusammenschlüsse in der Halbleiterindustrie reichte aus, um im grossen Stil Käufe loszutreten.

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Allen Unkenrufen zum Trotz fiel der von Transocean für das vierte und letzte Quartal des Geschäftsjahres 2014 veröffentlichte Zahlenkranz nicht ganz so schwach aus. Um ausserordentliche Wertberichtungen und Abschreibungen bereinigt wurden die Markterwartungen sogar recht deutlich übertroffen.

Zeit zum Aufatmen bleibt den Entscheidungsträgern beim in Zug niedergelassenen Ölserviceunternehmen allerdings nicht. Stummer Zeuge ist die Entwicklung der an der Schweizer Börse SIX gehandelten Namenaktien. Nach einem von Deckungskäufen begleiteten Kurssprung fielen die Papiere in alte Verhaltensmuster zurück.

Klare Worte findet der für J. Safra Sarasin tätige Experte. Er räumt zwar ein, dass das um Sonderfaktoren bereinigte Ergebnis im vierten Quartal besser als erwartet ausgefallen ist. Die Sorgen rund um die langfristige finanzielle Gesundheit von Transocean würden dadurch aber nicht nachlassen.

Das Unternehmen sei weiterhin hochverschuldet und die geringere Investitionsbereitschaft der Kundschaft lasse eine rasch nachlassende Barmittelgenerierung erwarten. Die von der Rating-Agentur Moody’s bekanntgegebene Rückstufung der Anleihen auf Ramsch-Niveau mache eine Rekapitalisierung ohne verwässernde Kapitalerhöhung schwierig, so der Experte weiter. Vor diesem Hintergrund scheint mir das weiterhin "Neutral" lautende Anlageurteil jedoch etwas gar inkonsequent.
 

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