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Mittwochnacht konnten sich die Vertreter der US-Notenbank zu einer weiteren Drosselung des Rückkaufprogramms für amerikanische Staatsanleihen und verbriefte Hypothekarkredite durchringen. Ab Mai werden monatlich nur noch Schuldtitel im Gegenwert von 45 Milliarden Dollar über den offenen Markt erworben.

Zudem liessen die Verantwortlichen durchblicken, dass das Rückkaufprogramm im Herbst ganz eingestellt wird. Mit ersten Zinserhöhungen rechnen sie allerdings erst in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres.

Der geldpolitische Kurswechsel der US-Notenbank hätte dem Dollar eigentlich längst zu einem Höhenflug verhelfen müssen. Einem Kommentar aus dem Hause Commerzbank entnehme ich, weshalb dem vorerst nicht so ist.

Durch den Kauf von Wertpapieren erhöhe die Notenbank die Geldbasis, welche sich aus dem im Umlauf befindlichen Bargeld sowie den Guthaben der Geschäftsbanken bei der Notenbank zusammensetzt, so der Verfasser des Kommentars. Unter der Annahme, dass der Bargeldbestand nicht monatlich um den Betrag der zurückgekauften Wertpapiere steige, wachse das Guthaben der Geschäftsbanken bei der Notenbank an.

Die Verzinsung dieses Guthabens sei derzeit alles andere als attraktiv. Den Banken bleibe in der Folge nichts anderes übrig, als selber Wertpapiere zu kaufen oder aber den Dollar zu verkaufen und in ausländische Vermögenswerte zu investieren. Da sich in den USA Zinserhöhungen abzeichnen würden, seien amerikanische Staatsanleihen nicht attraktiv. Die Geschäftsbanken dürften deshalb verstärkt nach ausländischen Anlagemöglichkeiten suchen, was den Greenback belaste.

Die Drosselung des Rückkaufprogramms für amerikanische Staatsanleihen ändere nichts daran, dass die Banken Monat für Monat mehr an Guthaben bei der Notenbank halten müssten und die Alternativen immer teurer und damit unattraktiver würden. Die Tatsache, dass die Reduktion der Anleihenrückkäufe Zinserhöhungserwartungen ausgelöst habe und den Anleihenmarkt dadurch unattraktiv mache, habe die Geldpolitik erst richtig zu einer Belastung für den Dollar werden lassen.

Lese ich richtig zwischen den Zeilen, dann sollten sich die positiven Auswirkungen des geldpolitischen Kurswechsels allerdings bloss verzögern. Interessantes schreibt der für die Bank J. Safra Sarasin tätige Devisenstratege. Der Experte vermutet, dass die Europäische Zentralbank im Falle einer weiteren Aufwertung des Euros gegen den Dollar intervenieren wird. Aufgrund des von der Schweizerischen Nationalbank zur Rettung des Euros eingeführten Mindestkurses leite sich für den Greenback ein Abwärtspotenzial auf 0,86 Franken ab. Gleichzeitig traut der Währungsexperte dem Greenback ein Erholungspotenzial bis auf 0,96 Franken zu, auch wenn die Entwicklung der Kaufkraftparität für den Franken spreche.

Obschon die Schweizerische Nationalbank mit der Einführung des Euro-Mindestkurses vor zweieinhalb Jahren richtig gehandelt hat, befindet sie sich deswegen in einer ungemütlichen Situation. Noch immer sitzt sie auf Devisenreserven im Gegenwert von knapp 450 Milliarden Franken.

Und sollte die Europäischen Zentralbank Massnahmen zur Schwächung des Euros beschliessen, würden wohl auch unsere Währungshüter und ihr Mindestkurs von den Märkten noch einmal auf die Probe gestellt.

Ich gehe mit dem Experten der Bank J. Safra Sarasin einig, dass das Abwärtspotenzial beim Dollar für in Franken rechnende Anleger sehr überblickbar ist. Die Kaufkraftparität des Greenbacks liegt hingegen weiterhin knapp unter einem Franken. Meines Erachtens drängt sich der Dollar deshalb geradezu auf.

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In den letzten Tagen hat der amerikanische Aktienmarkt die Rekordjagd wieder aufgenommen. Und am Swiss Performance Index gemessen steht unser Heimmarkt ihm in nichts nach.

Zumindest bei den Aktionären von Transocean dürfte dennoch keine Freude aufkommen. Schon seit Monaten bekunden die Aktien des in der Schweiz niedergelassenen Ölserviceunternehmens sichtlich Mühe.

Mitte April stellte die UBS in einer Sektorenstudie die Dividendenaussichten des einstigen Börsenlieblings in Frage. Bei der Ölförderung auf hoher See sei die Nachfrage stark rückläufig. Unter den Anbietern sei deshalb ein regelrechter Bieterstreit ausgebrochen, um Förderkapazitäten möglichst am Leben halten zu können.

Die für die Schweizer Grossbank tätigen Experten befürchten in der Folge stark rückläufige Tagessätze. Diese und die vorangetriebenen Investitionen in neue Förderkapazitäten stelle bei Transocean die Nachhaltigkeit der Dividendenpolitik in Frage. Die Aktien werden deshalb wie bis anhin mit «Neutral» und einem 12-Monats-Kursziel von 42 Dollar eingestuft.

Dass Transocean ausgerechnet die UBS für eine Charme-Offensive in Form einer Road-Show vor Investoren ausgewählt hat, ist vermutlich kein Zufall. Auf der Road-Show versuchte CEO Steven Newman die Wogen zu glätten, rechnet er doch nur mit einer vorübergehenden Nachfrageverlangsamung. Ausserdem sei das Interesse an den zum Verkauf stehenden Teilen der Förderflotte überraschend gut. Auch beim geplanten MLP-Konstrukt für Teile der Flotte sei das Unternehmen auf Zielkurs.

Bei Transocean zeichnet sich damit zwar ein strategischer Befreiungsschlag ab. Ob die seit dem Einstieg des US-Milliardärs Carl Icahn sehr viel grosszügigere Dividendenpolitik aufrecht behalten werden kann, wage ich dennoch zu bezweifeln. Und ob die Nachfrageschwäche bei der Ölförderung auf hoher See ein vorübergehendes Phänomen ist, bleibt ebenfalls mit Fragezeichen verbunden.