Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

***

Die Tage von Brady Dougan bei der Credit Suisse sind mehr oder weniger gezählt. Nach acht Jahren an der Spitze der in Zürich beheimateten Grossbank muss Dougan seinen Sessel bis Ende Juni räumen. Nachfolger wird Tidjane Thiam.

Für den goldenen Fallschirm für Dougan ist auch schon gesorgt, haben seine Mitarbeiteraktien doch knapp 12 Prozent mehr wert als am Tag vor Bekanntgabe der Personalrochade.

Diese Vorschusslorbeeren hat sich Thiam verdient, kann sich sein Leistungsausweis bei Prudential doch sehen lassen. Bei seinem zukünftigen Arbeitgeber erwartet ihn allerdings eine ganze Menge Arbeit: Das auf das Investment Banking ausgerichtete Geschäftsmodell der Credit Suisse ist kapitalintensiv. Zudem wird das Unternehmen ständig wieder von der Vergangenheit eingeholt, wie vor wenigen Tagen in Form einer drei Milliarden schweren Schadensersatzklage in Italien.

Der neue starke Mann bei der Credit Suisse sei schon heute zum Erfolg verdammt, so schreibt der für Merrill Lynch tätige Bankenexperte in einem Kommentar. Schliesslich werde sein Arbeitgeber haute mehr als 20 Prozent höher bewertet als noch zu Jahresbeginn.

Allerdings wähnt der Verfasser des Kommentars Thiam in einem Dilemma. Unter seinem Vorgänger seien die risikogewichteten Aktiven im Investment Banking in den letzten Jahren um knapp 60 Prozent reduziert worden. Für 2015 sei eine weitere Gesundschrumpfung geplant. Damit riskiere die Grossbank materielle Marktanteilsverluste. Gleichzeitig müsse sie beim Jahresgewinn gewisse Abstriche machen, so der Experte.

Aufgrund des vergleichsweise tiefen Leverage Ratio und der noch drohenden Kosten zur Beilegung von Rechtsstreitigkeiten sieht er die Credit Suisse nicht um eine Kapitalerhöhung herum kommen. Denn nur mit einer gestärkten Eigenkapitalbasis erhalte Thiam den finanziellen Spielraum, seinen zukünftigen Arbeitgeber wieder auf den Wachstumskurs zurückzuführen.

In der mir vorliegenden Unternehmensstudie wird der Eigenkapitalbedarf auf stolze 7 Milliarden Franken beziffert. Vermutlich werden die Aktien bei Merrill Lynch vor allem deshalb mit "Underperform" und einem neu 22 (21) Franken lautenden Kursziel zum Verkauf empfohlen.

Meines Erachtens drängt sich das Umfeld derzeit geradezu für eine Kapitalerhöhung in Form einer weiteren Pflichtwandelanleihe auf. Der Wechsel an der Spitze der Credit Suisse ist nur ein erster Schritt. Auf diesen müsste als zweiter Schritt nun zwingend auch eine Stärkung der Eigenkapitalbasis folgen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine solche Massnahme vom Markt begrüsst und den Aktien der Grossbank ein weiteres Kursfeuerwerk bescheren würde. Dem war schliesslich auch schon im Sommer 2011 so.

***

Dividendenstarke Aktien stehen noch immer besonders hoch in der Gunst der Anleger. Doch bei so manchem Unternehmen kann der Schein auch trügen.

In einer Strategiestudie schreiben die für die Citigroup tätigen Verfasser, dass sie über die kommenden Wochen und Monaten mit grösseren Umschichtungen aus europäischen Anleihen in dividendenstarke Aktien rechnen. Gleichzeitig äussern die Experten allerdings die Befürchtung, dass viele Firmen in Zukunft einen geringeren Anteil des Jahresgewinns an die Aktionäre ausschütten werden.

Die Strategen haben deshalb eine Liste grosser europäischer Unternehmen zusammengestellt, bei welchen in den nächsten drei Jahren sogar mit einer Erhöhung der Ausschüttungsquote zu rechnen ist.

Mit Ausnahme der in London gehandelten Aktien von Glencore findet sich, für mich überraschend, nicht eine einzige Schweizer Dividendenperle auf der Liste. Letztere setzt sich aus den Papieren von 3i Group, Aberdeen Asset Management, Aviva, Axa, Crédit Agricole, Deutsche Post, DNB, Société Générale, IMI, Investor B, Land Securities, Marks & Spencer, Meggitt, Red Electrica, Rexam, Rio Tinto, Scor, Smiths Group und Vinci zusammen.

Auf dieser Liste sind auffällig viele Finanzwerte zu finden, weshalb ich mich mit den Ausschüttungsanteilen hiesiger Banken und Versicherungen auseinandergesetzt habe.

Bei den Versicherungsaktien stechen jene von Bâloise positiv hervor. Auf Basis der diesjährigen Konsensschätzungen errechnet sich eine ansprechende Dividendenrendite von 4,1 Prozent. Gleichzeitig schüttet das Unternehmen nur 32 Prozent des Jahresgewinns an die Aktionäre aus, was Raum nach oben lässt. Ähnlich ist die Situation bei Swiss Life mit einer Rendite von 4 Prozent und einer Ausschüttungsquote von 37 Prozent des Jahresgewinns.

Die Credit Suisse zahlt sogar nur gut einen Viertel des Jahresgewinns an die Aktionäre aus. Da die Grossbank beim Eigenkapital nicht auf Rosen gebettet ist, wird sich daran so schnell jedoch nichts ändern. Aussichtsreicher sind da schon die Aktien von Julius Bär mit einem Ausschüttungsanteil von 37 Prozent des Jahresgewinns.

Die Strategen der Citigroup hätte daher ruhig auch die eine oder andere Schweizer Aktie auf die Liste setzen können.

 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.