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Zu defensiv, zu langweilig und erst noch viel zu teuer – so lautete die geradezu vernichtende Kritik angelsächsischer Strategen, wenn sie sich über den Schweizer Aktienmarkt ausliessen.

Allerdings verstummt diese Kritik zunehmend. Mit Merrill Lynch brach Mitte Februar erstmals eine Grossbank aus dem angelsächsischen Raum eine Lanze für die Aktien hiesiger Unternehmen.

Mit HSBC wechselt nun ein weiteres prominentes Bankinstitut aus dem Lager der Baissiers in jenes der Haussiers. In einer aktuellen Strategiestudie stufen die Verfasser den Schweizer Aktienmarkt von "Underweight" auf "Overweight" hoch. Dass die Experten den Swiss Market Index bis Ende Jahr nur um 4 Prozent höher bei 8800 Punkten sehen, lässt vor allem taktische Überlegungen hinter diesem Schritt vermuten.

Denn für den Weltaktienindex findet man bei der HSBC derzeit keine allzu ermutigenden Worte. Sofern sich das wirtschaftliche Umfeld aufhelle, sei im Jahresverlauf zwar mit einer Erholung der Unternehmensgewinne um durchschnittlich 10 Prozent zu rechnen. Diese Erholung decke sich jedoch schon heute mit den Markterwartungen. Und auch die Bewertungen seien nicht mehr länger günstig, lägen diese mittlerweile doch über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.

Die Situation sei mit den Jahren 1994 und 2005 vergleichbar, so die Strategen. Auch damals habe die US-Notenbank am Anfang einer restriktiveren Zins- und Geldpolitik gestanden. In den beiden Jahren seien die höheren Unternehmensgewinne von einer rückläufigen Bewertung zunichte gemacht worden. Ähnliches drohe dem Weltaktienindex auch dieses Mal.

Der Schweizer Aktienmarkt kann sich den schwachen Vorgaben aus Übersee heute nicht entziehen. Aus dem Berufshandel wird mir in die deutlich tieferen Kurse hinein von Gelegenheitskäufen berichtet. Im gleichen Atemzug heisst es allerdings, dass es nicht die starken Hände seien, die als Käufer in Erscheinung treten. Davon leite ich ab, dass die Korrektur mit dem heutigen Rückschlag vermutlich noch nicht ausgestanden ist.

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Nichts wird für Logitech je wieder so sein, wie es war. Dessen ist man sich nicht nur am Hauptsitz in Lausanne bewusst, sondern auch an den Märkten. Nachdem das Unternehmen von der Börse in der Spitze mit knapp sieben Milliarden Franken bewertet wurde, bringt es heute noch gut zwei Milliarden Franken auf die Waage.

Dennoch scheint der seit Anfang letzten Jahres als CEO amtierende Bracken Darrell aus heutiger Sicht der richtige Mann am richtigen Platz zu sein. Wie rasch er das Ruder im operativen Geschäft herumreissen konnte, ist so überraschend wie beeindruckend.

Wenn Logitech in knapp zwei Wochen den Zahlenkranz für das Fiskaljahr 2013/14 veröffentlicht, rechnen einige Analysten schon heute mit positiven Überraschungen. Dass die Westschweizer die Erwartungen das letzte Jahr Quartal für Quartal teilweise deutlich übertreffen konnten, rächt sich nun. Denn auch bei den Aktionären kommt der Hunger meistens erst mit dem Essen.

Hunger verspürt auch Apple. Nach dem Ableben des Übervaters Steve Jobs stösst das amerikanische Kultunternehmen immer mehr an seine Wachstumsgrenzen. Die Smartphones und Tablet-PC finden zwar immer noch reissenden Absatz. Die kommerziellen Differenzierungsmerkmale werden von Generation zu Generation weniger und die Produkte der Konkurrenz immer ausgefeilter. Apple wird deshalb immer öfter ein Vorstoss in den Markt für Fernseher oder in den für elektronische Uhren nachgesagt.

Die Amerikaner könnten es sich allerdings auch einfacher machen und sich den Markt für Peripheriegeräte erschliessen. Denn eine markentreuere Kundschaft als die von Apple gibt es nicht.

Von Anhaltspunkten für einen solchen Vorstoss weiss der für die UBS-Investmentbank tätige Experte zu berichten. Wie er schreibt, hat sich das Unternehmen Ende März den Patentschutz für eine mit zahlreichen Funktionen ausgestattete iPad-Abdeckung gesichert. Ein solches Patent bedeute zwar nicht, dass Apple auch gleich mit einem eigenen Produkt aufwarte, so der Experte. Eine Wahrscheinlichkeit sehe er allerdings, lasse sich der mit Tablet-PC erzielte Umsatz mit eigenen Abdeckungen doch um geschätzte 20 Prozent steigern.

Für Logitech käme ein solcher Vorstoss inmitten des Turnarounds zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Dem Kommentar aus dem Hause UBS entnehme ich, dass bei den Westschweizern mittlerweile jeder zehnte Franken mit Peripheriegeräten für Tablet-PC erwirtschaftet wird und die Strategie nicht zuletzt auf einen Ausbau dieses Produktsegments abzielt.

Die Gefahr eines Vorstosses von Apple in den Markt für Peripheriegeräte schwebt schon eine ganze Weile wie ein Damoklesschwert über Logitech. Machen die Amerikaner ernst, dann wären die ambitiösen Mittelfristziele der Westschweizer in Frage zu stellen. Dasselbe würde auch für die mittlerweile stolze Bewertung ihrer Aktien gelten.