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Dass Aktienanalysten keinen sonderlich guten Ruf geniessen, ist nicht neu. Es gibt allerdings Vertreter dieser Berufsgilde, die sich in erfrischender Weise vom Einheitsbrei ihrer Kollegen abheben. Zu dieser seltenen Spezies gehört der bei der Credit Suisse für Schweizer Industrieunternehmen verantwortliche Experte. Schon bei seinem früheren Arbeitgeber, der Bank Sarasin, hat er sich in jungen Jahren einen Namen gemacht.

Auch mit seinem neusten Werk könnte der Experte rückblickend wieder eine gute Nase beweisen. In der Sektorenstudie warnt er nämlich als einer der einzigen seiner Berufsgilde vor der mittlerweile exzessiv hohen Bewertung vieler Aktien.

Auf Basis der Konsensschätzungen für die nächsten zwölf Monate liege die Bewertung mehr als eine Standardabweichung über dem Durchschnitt vergangener Tage. Damit sei sie heute sogar höher als im Rekordjahr 2007.

Noch hält der Studienverfasser diese Entwicklung zwar nicht für besorgniserregend. Schliesslich helle sich das wirtschaftliche Umfeld dank der in Europa zu beobachtenden Erholung kontinuierlich auf. Allerdings hätten sich die Aktienkurse längst von den Konsensschätzungen für die Unternehmensgewinne abgekoppelt, so der Experte.

Sorgen würden ihm auch die jüngsten Währungsfluktuationen bereiten. Wichtige Schwellenländerwährungen hätten im Jahresvergleich deutlich an Wert verloren und auch der Dollar liege zum Franken mittlerweile 4 Prozent unter dem Stand von Anfang Jahr. Noch hätten diese Verschiebungen kaum Eingang in die Konsensschätzungen gefunden.

Die Botschaft des Studienverfassers ist denn auch unmissverständlich: Anleger sollten in die Aktien defensiv ausgerichteter Industrieunternehmen umschichten.

Dazu zählt der Experte die von Forbo, die er von "Neutral" auf "Outperform" hochstuft. Vom neu 1090 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel lässt sich ein Aufwärtspotenzial von 19 Prozent ableiten.

Auch die Aktien von Kaba würden sich geradezu anbieten, um Zuflucht zu suchen. Deshalb wird auch hier das Anlageurteil neu mit einem 12-Monats-Kursziel von 490 (410) Franken von "Neutral" auf "Outperform" angehoben.

Weiterhin Gefallen findet der viel beachtete Studienverfasser an den mit "Outperform" und einem 12-Monats-Kursziel von 260 Franken empfohlenen Valoren von Rieter. Dem Unternehmen seien seit der letzten Krise Fortschritte bei den Kosten gelungen, was sich in einem tieferen Break-even bemerkbar mache.

Zu Gewinnmitnahmen rät der Experte hingegen bei den Aktien von Sika und Autoneum. Erstere stuft er mit einem 12-Monats-Kursziel von 3200 (2700) Franken von "Outperform" auf "Neutral" und Letztere mit einem unverändert 180 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel von "Outperform" auf "Neutral" zurück.

Bei Sika werden nicht die soliden Aussichten, sondern der zu umfangreiche Bewertungsaufschlag in Frage gestellt. Autoneum wird hingegen als anfällig für Währungsfluktuationen sowie als stolz bewertet bezeichnet.

Ich muss dem Experten der Credit Suisse ein Kränzchen winden: Endlich spricht mal jemand die Abkoppelung der Aktienkurse von den stagnierenden Unternehmensgewinnen und die dadurch mittlerweile stolze Bewertung an. Man darf gespannt sein, ob weitere Berufskollegen diesem Beispiel folgen werden. Dennoch wage ich zu bezweifeln, dass Aktien wie jene von Kaba oder Forbo auch wirklich Schutz vor einem Rückschlag bieten.

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Über die letzten Jahre gerieten Lindt & Sprüngli immer mal wieder ins Zentrum von Übernahmespekulationen. Und nur allzu oft musste Nestlé als potenzieller Interessent herhalten.

Solchen Spekulationen verleiht heute Goldman Sachs in einer Studie zum europäischen Nahrungsmittelsektor Auftrieb. Obschon die Verfasser nicht explizit Nestlé als Interessenten nennen, rechnen sie sich eine Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent aus, dass Lindt & Sprüngli für den 18-fachen EV/EBITDA übernommen werden könnte.

Ein zünftiges Wort mitzureden hätte vermutlich der Fonds für Pensionsergänzungen, der mit 21,3 Prozent die Interessen der Mitarbeiter vertritt. Ausserdem gibt es kein besseres natürliches Abwehrdispositiv als die mittlerweile stolze Bewertung. Immerhin wird Lindt & Sprüngli schon heute nahezu mit dem von Goldman Sachs genannten 18-fachen EV/EBITDA bewertet.

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Aggressive Deckungskäufe beflügeln heute die Namenaktien von Logitech. Wie mir aus dem Berufshandel berichtet wird, treten vorwiegend ausländische Marktteilnehmer als Käufer in Erscheinung.

Schon am Montagnachmittag sorgte eine riesige ausserbörsliche Blocktransaktion am Markt für Aufsehen. Mit nur einer Transaktion wechselten ziemlich genau eine Million Titel ihren Besitzer. Vermutungen zufolge gingen die Aktien an einen Baissier.

Nachdem das amerikanische Kultunternehmen Apple auch vergangene Nacht keine Anstalten machte, über Beats Electronics hinaus in den Markt für Peripheriegeräte vorzustossen, sind die zu beobachtenden Deckungskäufe nur zu gut nachvollziehbar. Und wie heisst es in Handelskreisen doch so schön: "Short buyers are the best buyers."