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Den Banken und ihren Aktienstrategen gehen langsam aber sicher die Ideen aus. Zumindest ereilt einen die Vermutung, wenn man in diesen Tagen durch Strategiepapiere blättert. Galt das Interesse der Experten bis vor wenigen Monaten noch den dividendenstarken und kurz darauf den konjunkturabhängigen Aktien, so ist mittlerweile die Suche nach vermeintlichen Übernahmekandidaten angesagt. Man muss sich schliesslich immer wieder neu erfinden, um die Anlagekundschaft bei Laune zu halten.

BNP Paribas und Credit Suisse beackern dieses Thema schon eine ganze Weile. Beide Banken führen seit Jahren eine Liste mit den wahrscheinlichsten Zielen. Doch auch die Experten der MainFirst Bank widmen dem Thema immer mal wieder eine Studie.

Vor wenigen Tagen gelangte erstmals auch Kepler Cheuvreux mit einer solchen an die Öffentlichkeit. Neben Clariant zählten die Verfasser darin auch AMS und Lindt & Sprüngli zu den heissesten Übernahmezielen in der Schweiz.

Auf längere Sicht erwarten die Experten hierzulande aber auch eine Übernahme des Backwarenproduzenten Aryzta durch Nestlé, ein Kauf der Traditionsbank Julius Bär durch die Credit Suisse, ein Zusammengehen von Kaba mit dem Rivalen Assa Abloy, eine Übernahme von U-blox durch Infineon sowie, dass das Biotechnologiekonzern Actelion in die Hände von AstraZeneca und sein Rivale Basilea in jene des Partnerunternehmens Astellas fallen (siehe Kolumne vom 23. April).

Nun legt die Deutsche Bank aus aktuellem Anlass mit einer Strategiestudie zum Thema Firmenübernahmen und –zusammenschlüsse nach. Auf der 21 Namen starken Liste mit vermeintlichen Übernahmekandidaten stechen mir nur gerade deren zwei aus der Schweiz ins Auge.

Die mit einem Kursziel von 370 Franken zum Kauf empfohlenen Aktien von Syngenta sind aufgrund der auf lange Sicht strukturell intakten Wachstumsaussichten im Markt für Pflanzenschutzmittel auf der Liste zu finden. Den Studienverfassern zufolge befindet sich die weltweite Nachfrage nahe ihrem Zyklustief, was ein potenzieller Interessent gnadenlos ausnützen könnte. Zudem habe der Druck auf den Basler Agrarchemiehersteller nach mehreren Rückschlägen zugenommen, was ich nur bestätigen kann (siehe Kolumne vom letzten Donnerstag).

Mit Actelion setzen die Experten auf ein in diesem Zusammenhang immer wieder gerne genanntes Schweizer Unternehmen. Seit dem vergangenen Jahr seien grenzüberschreitende Firmenübernahmen in Mode, so schreiben die Studienverfasser. Dank des starken Dollar würden Käufer aus dem amerikanischen Raum über eine bessere Kaufkraft verfügen. Obschon das Schlüsselmedikament Tracleer schon bald den Patentschutz verliere, verfüge Actelion mit Opsumit und Uptravi über interessante weitere Präparate. Und anders als andere mittelgrosse Pharmaunternehmen biete die Aktionärsstruktur den Baslern keinen Schutz vor einer Übernahme. Auch die Aktien von Actelion werden bei der Deutschen Bank mit einem Kursziel von 130 Franken zum Kauf empfohlen.

Ich weiss nicht so recht, was ich von dieser Jagd nach vermeintlichen Übernahmekandidaten halten soll. Zwar sind die Aktienmärkte dringend auf neue Impulse angewiesen. Für gewöhnlich häufen sich die Übernahmen und Zusammenschlüsse aber erst in einer sehr späten Phase der Hausse. Unklar bleibt, ob die Aktienstrategen dem Ganzen nicht einfach nur vorgreifen. Falls nein, sind die jüngsten Übernahmespekulationen aus Anlegersicht letztendlich sogar kontraproduktiv.

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Seit dem Einstieg von Xavier Niel bei Orange Schweiz jagt ein Gerücht das nächste. Am vergangenen Donnerstag war es denn endlich soweit und die Nummer zwei im Schweizer Mobilfunkmarkt liess die Katze aus dem Sack. Neben einem neuen Marktauftritt wartete Orange Schweiz oder eben neu Salt auch mit einem neuen Angebot auf.

Wer sich allerdings eine Preisoffensive nach dem Vorbild des vom französischen Milliardär kontrollierten französischen Telekommunikationskonzerns Iliad erhofft hatte, wurde enttäuscht. Das neue Angebot liegt preislich im Rahmen jener von Sunrise oder Swisscom.

Von diesen beiden Anbietern und ihren Aktionären dürften die Neuigkeiten von vergangener Woche mit Erleichterung aufgenommen worden sein. Denn ein intensiverer Wettbewerb hätte ziemlich sicher auch Auswirkungen auf die Dividendenpolitik dieser beiden börsenkotierten Unternehmen.

Darf man den Branchenexperten der UBS Glauben schenken, dann bleibt ein Zusammenschluss von Salt mit Sunrise auch weiterhin ein Thema. Die Grossbank setzt deshalb auch weiterhin auf die Aktien des hiesigen Börsendebütanten Sunrise.

Ich wiederum schliesse nicht aus, dass Salt unter Xavier Niel zu einem späteren Zeitpunkt doch noch zu einer Preisoffensive ausholt. Der neue Marktauftritt und das neue Mobilfunkangebot werden nämlich nicht ausreichen, um den beiden anderen Rivalen Marktanteile streitig machen zu können.
 

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