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Als die Strategen der UBS vor gut einer Woche ihr Jahresendziel für den Stoxx Europe 600 Index kürzten und den europäischen Bankensektor von "Overweight" auf "Neutral" herunterstuften, ging ein Aufschrei durch die Finanzgemeinde (siehe Kolumne vom 12. Juli).

Nun legen die Experten nach und raten im Hinblick auf die zweite Jahreshälfte sogar zu einer Untergewichtung europäischer Bankaktien. In einem von Deflationsrisiken und Negativzinsen geprägten Umfeld wollen sie von diesen nichts mehr wissen.

Nachdem die Strategen ihre diesjährigen Gewinnschätzungen über die letzten zwölf Monate bereits um bis zu 18 Prozent zusammengestrichen haben, sehen sie gegebenenfalls weiteren Anpassungsbedarf.

Während diesen zwölf Monaten rieten die Experten ihrer vorwiegend institutionellen Anlegerkundschaft über weite Strecken zu einem Übergewicht in den europäischen Banken. Ein Blick auf den Unterindex für Bankaktien beim Swiss Performance Index (SPI) verrät, dass viel Geld verloren hat, wer diesem Ratschlag folgte. Denn obschon das Branchenbarometer mittlerweile über seinen Mehrjahrestiefstständen von Anfang Monat notiert, errechnet sich im Jahresvergleich noch immer ein Minus von fast 40 Prozent. Zum Vergleich: Der SPI selber büsste in dieser Zeit etwas mehr als 8 Prozent ein.

Es überrascht deshalb nicht, dass die zweite Herunterstufung für den europäischen Bankensektor innerhalb von gerade mal einer Woche im Umfeld der UBS mit Missmut zur Kenntnis genommen wird.

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Als etwas gar voreilig erwies sich auch die am 19. Mai ausgesprochene Kaufempfehlung der UBS für die Aktien der Credit Suisse. Damals lautete das 12-Monats-Kursziel noch 18 Franken und der Aktienkurs lag mit 13,32 Franken um knapp 17 Prozent über dem Stand von heute. Obschon er den Valoren der Erzrivalin über die nächsten zwölf Monate mittlerweile nur noch einen Anstieg auf 13 Franken zutraut, hält der für die grössere der beiden Schweizer Grossbanken tätige Experte unbeirrt an seiner Empfehlung fest.

Wie er in einem Ausblick auf die Quartalsergebnispräsentation vom Donnerstag in einer Woche durchblicken lässt, könnte der Zahlenkranz Überraschungen bergen. So richtig in die Karten blicken lässt sich der Autor allerdings nicht. Dass seine Ertragsprognosen um nicht weniger als 6 Prozent unter den jeweiligen Konsensschätzungen liegen, lässt eher auf ein schwaches zweites Quartal schliessen – wären da nicht die um 7 Prozent tieferen Kostenschätzungen des Experten. Sie könnten zumindest teilweise für die schwächeren Erträge aufkommen.

Rückblickend ist man meist klüger - auch an der Börse. Bleibt aus Sicht der wenig erfolgsverwöhnten Aktionäre der Credit Suisse zu hoffen, dass sich Konzernchef Tidjane Thiam endlich den zahlreichen Problemen innerhalb der Bank stellt.

Wenn nicht er, dann womöglich eines Tages sein Nachfolger. Es dürfte mehr als nur ein Zufall sein, dass seit letzter Woche gerüchteweise der ehemalige Commerzbank-Chef Martin Blessing als Ersatzkandidat für Thiam gehandelt wird. Allerdings hat Blessing meines Wissens schon vor Wochen einen Arbeitsvertrag als Konzernleitungsmitglied bei der UBS unterschrieben.

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Die Aktien von Syngenta trennen noch immer 19 Prozent von der rechnerischen Barofferte von ChemChina. Für gewöhnlich reiben sich amerikanische Arbitrageure bei solchen Diskrepanzen die Hände. Im vorliegenden Fall üben sie sich allerdings in diskreter Zurückhaltung, was damit zu tun haben dürfte, dass sie sich der Macht des Komitees für Auslandsinvestitionen in den Vereinigten Staaten (CFIUS) bewusst sind. Denn dieses befindet letztendlich über das Zustandekommen der milliardenschweren Firmenübernahme.

Doch es kommt noch dicker: In den letzten Wochen haben die Leerverkäufer in New York ihre Wetten gegen die dort gehandelten ADR von Syngenta um 57 Prozent erhöht. Es gibt kaum ein deutlicheres Misstrauensvotum.

Nicht so recht in dieses Bild will die Heraufstufung der Aktien von "Market Perform" auf "Outperform" durch Raymond James passen. Der für die traditionsreiche Bank tätige und als gut vernetzt geltende Experte rechnet mit einem erfolgreichen Verkauf von Syngenta nach China. Diesem Umstand trägt er mit einer Erhöhung seines Kursziels auf 453 Franken Rechnung.

Selbst wenn die milliardenschwere Firmenübernahme abgesagt werden sollte, traut man den Papieren bei Raymond James ein leichtes Aufwärtspotenzial auf 384 Franken zu.

Nachdem ich Mitte Juni im Rahmen meiner Schweizer Aktienfavoriten für 2016 bei 382 Franken auf meiner Syngenta-Position ausgestoppt worden bin, steige ich jetzt wieder ein. Dem Mutigen gehört schliesslich die Welt.

 

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