Schon seit Tagen wird mir bei den Namenaktien von Clariant aus dem Berufshandel von guten Käufen aus dem In- und Ausland berichtet. Seit dem späten gestrigen Abend kursieren am Markt Gerüchte, wonach der Basler Spezialitätenchemiehersteller mit den geplanten Spartenverkäufen mächtig Dampf mache.

Darf man den Gerüchten Glauben schenken, dann kommt der Verkaufsprozess zügig voran. Bis Ende Januar werde das Unternehmen drei der fünf zur Disposition stehenden Sparten an den Mann oder die Frau gebracht haben, so heisst es.

Offiziell gibt sich Clariant bis Ende nächsten Jahres Zeit, um sich von den zum Verkauf stehenden Geschäftsaktivitäten zu trennen. Es macht ganz den Anschein, als ob gleich mehrere industrielle Käufer und Interessenten aus der Finanzindustrie bei den Baslern Schlange stehen.

Ein rascher Vollzug des Devestitionsvorhabens ist aus Sicht der Aktionärinnen und Aktionäre durchaus zu begrüssen. Ob sich mit den geplanten Spartenverkäufen ein Mehrwert schaffen lässt, hängt allerdings vielmehr vom Verkaufserlös und von dessen zukünftiger Verwendung ab.

Auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sprechen bei Clariant derzeit nicht gerade für höhere Kurse. In einer heute erschienenen Sektorstudie zählt die Credit Suisse die mit «Underperform» und einem 12-Monats-Kursziel von 8,50 Franken eingestuften Aktien des Basler Unternehmens zu den Schlüsselverkaufsempfehlungen des kommenden Jahres.

2013 sei bestenfalls mit einer leichten Verbesserung des Wirtschaftsumfelds zu rechnen. Die dadurch geringe Auslastung der Produktionskapazitäten spreche für eine weitere Beeinträchtigung der Margen. Gleichzeitig glauben die Studienverfasser nicht an Fortschritte auf der Kostenseite. Und auch durch die geplanten Devestitionen seien keine materiellen Margenverbesserungen zu erwarten.

Auch ich glaube, dass die bei den Aktien von Clariant in den vergangenen Wochen und Monaten beobachtete Kurserholung über das Ziel hinaus schiesst. Solange die Fantasie früher als erwarteter Spartenverkäufe anhält, ist ein substanzieller Rückschlag dennoch unwahrscheinlich.

***

Die Inhaberaktien von Kudelski erfreuen sich am frühen Donnerstagnachmittag einer regen Nachfrage. In Branchenkreisen zeigt man Verständnis für die von den Westschweizern in den USA gegen den dortigen Mitbewerber Netflix eingereichte Patentklage.

Auch hierzulande begrüsst Helvea in einem Kommentar die Tatsache, dass Kudelski das Patentportfolio der US-Tochter OpenTV neuerdings konsequenter einfordert. Dazu habe das Unternehmen vor wenigen Monaten gezielt Experten angeheuert.

Der für Helvea tätige Studienverfasser bezeichnet die gegen Netflix eingereichte Patentklage als substanziell. Aufgrund der breiten Nutzung intellektueller Besitztümer und der derzeitigen Basis von mehr als 30 Millionen Nutzern winke Kudelski im Erfolgsfall ein zweistelliger Millionenbetrag. Und obschon das Ausmass, der Zeitpunkt und ein Sieg als solches in den Sternen stünden, seien die Chancen der Westschweizer gar nicht mal so schlecht, so der Experte weiter.

Kudelski hat gute Presse dringend nötig, gelangte die UBS doch erst vergangene Woche mit einer negativen Unternehmensstudie an den Markt. In der Studie warnte die Schweizer Grossbank vor einem schwierigen 2013. Aufgrund einer erwarteten Intensivierung des Wettbewerbs seien die Ertragsaussichten eher mässig. Auf Stufe des nächstjährigen EBIT liegt der Studienverfasser denn auch um knapp 10 Prozent unter den entsprechenden Konsensschätzungen. Dieser Umstand spiegelt sich auch in der Verkaufsempfehlung und im 8 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel für die Aktien wider.

***

OC Oerlikon sind in den vergangenen 12 Monaten gewaltige Fortschritte gelungen. Unter dem meines Erachtens sehr fähigen CEO Michael Buscher trennte sich das in Zürich niedergelassene Industriekonglomerat sowohl vom Solargeschäft als auch von Teilen des Textilmaschinengeschäfts.

Nach diesen beiden Spartenverkäufen werden OC Oerlikon am Markt verständlicherweise Übernahmegelüste nachgesagt. Neben der Sulzer-Tochter Metco wird dem Unternehmen mittlerweile auch ein Interesse an Pfeiffer Vacuum nachgesagt. Der deutsche Rivale bringt allerdings eine Börsenkapitalisierung von umgerechnet über einer Milliarde Franken auf die Waage und wäre deshalb finanziell nicht einfach so mir-nichts-dir-nichts zu stemmen.

Wahrscheinlicher scheint mir deshalb ein Verkauf von Sulzer Metco an OC Oerlikon. An einer solchen Firmentransaktion dürfte auch der russische Milliardär Viktor Vekselberg interessiert sein. Über seine Schweizer Beteiligungsgesellschaft Renova ist Vekselberg sowohl an Sulzer als auch an OC Oerlikon massgeblich beteiligt.

Der beeindruckende Leistungsausweis der Firmenverantwortlichen lässt darauf schliessen, dass sich die Aktionärinnen und Aktionäre von OC Oerlikon auf weitere gute Neuigkeiten freuen können – auch wenn die Aktien des Unternehmens vom Markt bereits einiges an Vorschusslorbeeren erhalten haben.