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Unter der Leitung von Hariolf Kottmann hat sich Clariant neu erfunden: Mit der Übernahme von Süd-Chemie stiess der Basler Spezialitätenchemiehersteller in hochmargige Geschäftsfelder vor. Anschliessend wurden auf der Lunge schwache Geschäftsaktivitäten verkauft oder aufgegeben.

Aus Sicht der Aktionäre sind die mageren Jahre nun gezählt. Ihnen winken spätestens nach Abschluss der Neuausrichtung fette Dividenden.

Dieser Meinung ist zumindest Morgan Stanley. In einer Unternehmensstudie schreibt der für das amerikanische Bankinstitut tätige Verfasser von einem Doppeleffekt der Neuausrichtung. Zum einen könne sich das Unternehmen in Zukunft auf Wachstum und Innovation konzentrieren und zum anderen werde das mittelfristige Ziel einer EBITDA-Marge von 17 Prozent bis Ende 2015 realistischer.

Die alles entscheidende Frage sei, ob Clariant die Margenverbesserungen in eine umfangreichere Barmittelgenerierung ummünzen könne. Gelinge den Baslern dieses Vorhaben, sei mit einer sehr viel grosszügigeren Dividendenpolitik als in der Vergangenheit zu rechnen. Der Experte rechnet damit, dass das Unternehmen bis Ende 2015 ein Überschusskapital von mehr als einer Milliarde Franken anhäufen wird. Dies entspreche rund 20 Prozent der derzeitigen Börsenkapitalisierung. Bei Morgan Stanley werden die Aktien von Clariant deshalb mit einem neu 19 (15,20) Franken lautenden Kursziel zum Kauf empfohlen.

Für mich lassen sich die Argumente des Studienverfassers durchaus nachvollziehen. Nach dem starken Kursanstieg der letzten Wochen und Monate rate ich dazu, Rückschläge für einen Einstieg abzuwarten.

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Seit Juli ist bekannt, welche Unternehmen hierzulande in die Aktienindizes aufgenommen werden und welche Platz machen müssen. Diese Anpassungen erhalten am kommenden Freitag nach Börsenschluss ihre Gültigkeit.

Nicht betroffen sind für einmal der Swiss Market Index (SMI) sowie der Swiss Performance Index (SPI). Bei beiden Börsenbarometern bleibt alles beim Alten. Anders beim mittlerweile viel beachteten Swiss Leaders Index (SLI) bei welchem die ausscheidenden Aktien von Sulzer durch jene von Dufry ersetzt werden.

Im Aktienhandel der UBS schätzt man, dass sich indexorientierte Marktteilnehmer bei Sulzer bis am Freitagabend von 120000 Aktien trennen müssen. Dies entspricht etwas mehr als einem durchschnittlichen Tagesvolumen. Bei Dufry müssen die Marktteilnehmer hingegen 110000 Aktien oder ein halbes durchschnittliches Tagesvolumen zukaufen.

Beim Swiss Market Index Midcap (SMIM) zählt der Neuling Ems-Chemie zu den Gewinnern. Berechnungen der UBS zufolge müssen indexorientierte Marktteilnehmer 140000 Aktien erwerben, was knapp sechs durchschnittlichen Tagesvolumen entspricht. Auch AMS wird neu in dieses Börsenbarometer aufgenommen. In diesem Zusammenhang ist eine Nachfrage von 240000 Aktien oder knapp zwei durchschnittlichen Tagesvolumen zu erwarten. Im Gegenzug scheiden Meyer Burger und Pargesa aus. Dadurch werden 1,66 Millionen respektive 560000 Aktien frei. Im Fall von Meyer Burger sind das eineinhalb und bei Pargesa gut sieben durchschnittliche Tagesvolumen.

Im einen oder anderen Fall wurden in den letzten Tagen schon erste Umschichtungen vorgenommen. Nur so lassen sich beispielsweise die bei Meyer Burger zu Wochenbeginn beobachteten ausserbörslichen Blocktransaktionen erklären. Gut möglich, dass die aus den Aktienindizes ausscheidenden Aktien im Wochenverlauf unter Druck geraten. Im Gegenzug sollten die zur Aufnahme vorgesehenen Aktien Avancen verbuchen. Für gewöhnlich normalisiert sich die Situation in den darauf folgenden Handelstagen jedoch wieder.

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Die Namenaktien von Nestlé vollziehen am frühen Donnerstagnachmittag einen Kurssprung. Händler berichten mir von Anlagekäufen aus dem angelsächsischen Raum.

Vermutlich stehen letztere im Zusammenhang mit einer Unternehmensstudie aus dem Hause First Global. Darin nimmt der Verfasser die Erstabdeckung der Papiere mit «Outperform» und einem Kursziel von 82 Franken auf.

Der Experte begründet seine Zuversicht mit der starken Marktstellung des Unternehmens, mit dem über die kommenden Jahre steigenden Umsatzanteil aus den Schwellenländern sowie mit der attraktiven Bewertung. Unter Ausklammerung der an L'Oréal gehaltenen Beteiligung seien die Aktien von Nestlé günstiger als jene der anderen europäischen Nahrungsmittel bewertet, so der Experte. Interessant ist auch, dass First Global den Firmenverantwortlichen am Hauptsitz in Vevey dazu rät, an der L'Oréal-Beteiligung festzuhalten.

Nestlé dürfte im Hinblick auf den im kommenden Jahr auslaufenden Aktionärsbindungsvertrag alle Möglichkeiten prüfen. Was die Schaffung von Aktionärswerten angeht, verfügen die Westschweizer über einen tadellosen Leistungsausweis. Ich bin mir deshalb sicher, dass das Unternehmen auch diesmal die richtige Entscheidung fällen und sich nicht von Aussenstehenden drein reden lassen wird.