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Es gibt Tage, da herrscht Nachrichtenflaute. Und dann sind da Tage wie der heutige Donnerstag, an denen man als Börsenkolumnist vor lauter Wortmeldungen aus dem Analystenlager schon fast in Schnappatmung verfällt.

Eine geradezu spektakuläre Kehrtwende macht der für AlphaValue tätige Analyst Kulwinder Rajpal. Er stuft die Aktien von Logitech von "Reduce" auf "Add" herauf und gibt das Kursziel neuerdings mit 93,70 (zuvor 65,30) Franken an. Im Wissen um den beeindruckenden Zahlenkranz vom Dienstag kann man ihm diesen Handtuchwurf nicht verübeln.

Rajpal sieht den Unterhaltungselektronikhersteller aus Lausanne auch künftig von Megatrends wie dem Arbeiten von zuhause aus oder dem Siegeszug von eSports profitieren.

Kursentwicklung der Logitech-Aktien rund um die Ergebnisveröffentlichung vom Dienstag (Quelle: www.cash.ch)

Der AlphaValue-Analyst war übrigens der letzte seiner Berufsgruppe, der eine Verkaufsempfehlung für den Börsenüberflieger Logitech ausstehend hatte.

In die andere Richtung geht eine Umstufung von Jefferies für die beliebten Aktien von Inficon. Analyst Martin Comtesse nimmt den enttäuschenden Zahlenkranz vom Vortag zum Anlass, um sein Anlageurteil für die Papiere des Halbleiterzulieferers von "Buy" auf "Hold" zu reduzieren. Das Kursziel lautet wie bis anhin 759 Franken, obwohl Comtesse seine operativen Gewinnschätzungen für die kommenden Jahre um bis zu 17 Prozent zusammenstreicht.

Sein Berufskollege Daniel Roeska bei Bernstein Research stuft hingegen die Aktien von Kühne+Nagel von "Outperform" auf "Market Perform" herunter. Er sei zwar weiterhin vom Geschäftsmodell des Transportunternehmens aus Schindellegi überzeugt, so hält der Analyst fest. Allerdings lässt das Kursziel von 180 (zuvor 170) Franken vorerst wohl keine höheren Kurse mehr zu.

Analyst Paul Verbraeken von Research Partners haben es hingegen die Aktien von Idorsia angetan. Er rät bei den Baselbietern neuerdings mit einem Kursziel von 28 Franken zum Einstieg. Dass das Gründer-Ehepaar Jean-Paul und Martine Clozel die gerade eben durchgeführte Kapitalerhöhung dazu nutzte, um die Beteiligung von 28,4 auf 29,2 Prozent auszubauen, erachtet Verbraeken als ermutigend.

Spannend finde ich, dass diese Umstufungen – mit Ausnahme jener für Inficon – bei den betroffenen Aktien nicht die eigentlich zu erwartende Börsenreaktion nach sich ziehen. Es macht schon fast ein bisschen den Anschein, als seien die Marktakteure der Flut an Wortmeldungen aus dem Analystenlager langsam überdrüssig...

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Vermutlich hatte sich Jörg Bantleon alles ganz anders vorgestellt, als er sich im April dieses Jahres mit etwas mehr als 3 Prozent bei GAM einkaufte und sein Paket danach in mehreren Schritten auf 10 Prozent ausbaute. Die Frage sei nicht ob, sondern vielmehr wann sich die Schlinge um den gestrauchelten Vermögensverwalter zuziehen werde, hiess es schon damals in Anspielung auf einen möglichen Verkauf des Unternehmens ins Ausland.

Auf einen solchen warten die Aktionäre allerdings bis heute. Und auch der Turnaround will sich nicht wie erhofft einstellen, wie der Zwischenbericht vom gestrigen Mittwoch verrät. Auch im dritten Quartal zogen Anleger unter dem Strich rund 2 Milliarden Franken aus Fonds des Vermögensverwalters ab.

Einst ein gefeierter Börsen-Star: Aktienkursentwicklung von GAM über die letzten fünf Jahre (Quelle: www.cash.ch)

Ob Bantleon über die Sommermonate weitere Aktien zusammenkaufte, ist nicht bekannt. Fakt ist, dass er sich erst kürzlich von seiner Beteiligung an der Bank am Bellevue getrennt hat. Vor gut vier Jahren eingestiegen, fliessen ihm geschätzte 32 Millionen Franken zu.

Da der deutsche Financier – ähnlich wie GAM - als Spezialist für sogenannte Total-Return-Strategien gilt, liegt auf der Hand, wo diese Millionen hinfliessen könnten. Zu aktuellen Kursen liesse sich die Beteiligung am Vermögensverwalter in etwa verdoppeln. Ob das ausreicht, um mehr Einfluss geltend zu machen, muss sich zeigen. Meine Vermutung ist jedenfalls, dass Bantleon nicht darum herum kommt, andere Mitaktionäre ins Boot zu holen. An unzufriedenen Anteilseignern dürfte es bei GAM nicht mangeln. Vielleicht ist die nicht gerade ruhmreiche jüngere Firmengeschichte des Vermögensverwalters aus Zürich ja schon bald um ein Kapitel reicher. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

 

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