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Bei Swiss Re ticken die Uhren anders. Die Aktionäre werden nämlich nicht erst an Weihnachten beschert, sondern schon im April. Und diese Bescherung fiel in den vergangenen Jahren übertrieben grosszügig aus: Zusätzlich zur regulären Dividende gab es jeweils einen weiteren Zustupf. Das Ganze hat mittlerweile beinahe schon Tradition.

Für morgen lädt der in Zürich beheimatete Rückversicherungskonzern zum alljährlichen Investorentag nach Rüschlikon. Wie ein Blick auf die Traktandenliste verrät, wird dem Thema Kapitalverwendung hohe Priorität eingeräumt und dieses noch im Laufe des Vormittags behandelt.

Nachdem die Wirbelsturmsaison an der Südwestküste der USA vor wenigen Wochen ohne grössere Zwischenfälle zu Ende gegangen ist, stehen die Vorzeichen für ein weiteres Geldgeschenk an die Aktionäre gut.

Anders als in früheren Jahren dürfte das Geschenk als Erhöhung des milliardenschweren Aktienrückkaufprogramms verpackt daherkommen. Denn während sein Vorgänger George Quinn als Ziehvater der Sonderdividende in die Firmengeschichte eingeht, gilt der amtierende Finanzchef David Cole als vehementer Verfechter von Aktienrückkäufen.

Das scheint auch bei den Analysten angekommen zu sein, wird doch mit einem Ausbau des erst im November gestarteten Aktienrückkaufprogramms nicht aber mit einer weiteren Sonderdividende gerechnet. Uneinig ist man sich hingegen, wie viel es bei Swiss Re zu verteilen gibt. Die mir vorliegenden Schätzungen für das Überschusskapital reichen von 2,5 bis 4,5 Milliarden Dollar, nicht zuletzt wegen der im September bekanntgegebenen Übernahme von Guardian Financial Services.

Es ist vermutlich mehr als nur ein Zufall, dass in den letzten Tagen gleich mehrere Banken ihre Kursziele für die Aktien des Rückversicherungskonzerns in den dreistelligen Frankenbereich erhöht haben.

Firmenchef Michel Liès dürfte am morgigen Investorentag auf den Spuren von EZB-Präsident Mario Draghi wandeln. Allerdings mit einem grundlegenden Unterschied: Swiss Re lässt nicht einfach die Notenpresse laufen, sondern schüttet den Aktionären hart verdiente Milliardengewinne aus.

Bleibt zu hoffen, dass die Aktien den Kurszielen der Analysten in nichts nachstehen und endlich in den dreistelligen Frankenbereich vorstossen können.

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Selten wurde mehr über den Franken geschrieben als in den letzten Tagen - gefühlt nicht einmal im Nachgang zur überraschenden Kapitulation der Schweizerischen Nationalbank (SNB) von Mitte Januar.

Seit dem vergangenen Donnerstag wissen wir: Das Schreckensszenario vieler Experten rund um den geldpolitischen Entscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) ist nicht eingetreten.

Es musste kommen, wie es kommen musste: EZB-Präsident Mario Draghi baute über Wochen hinweg eine Erwartungshaltung auf, der er letztendlich gar nicht mehr gerecht werden konnte. In der Folge wurde der Euro gegenüber dem Franken nicht schwächer, sondern nur noch stärker.

Aufatmen darf man fürs erste auch bei der SNB. Schliesslich hat die europäische Einheitswährung die inoffizielle Komfortzone unserer Währungshüter zwischen 1,05 und 1,10 Franken schon seit Monaten nicht mehr verlassen.

Darf man den Charttechnikexperten von Julius Bär Glauben schenken, dann wird sich der Franken weiter abschwächen. In der aktuellsten Ausgabe der "Technical Investment Strategy" empfehlen die Autoren den Euro zum Kauf und sehen diesen innerhalb nützlicher Frist auf 1,1350 Franken klettern. Die Stop-Loss-Limite setzen die Experten bei 1,0650 Franken.

Ihre Schlüsselbotschaft: Der Franken neigt charttechnisch gegen zwei Drittel der 17 wichtigsten Währungen zur Schwäche. Ob dem nach den Kursverschiebungen vom Donnerstagnachmittag noch immer so ist, sollte uns die nächste Ausgabe der "Technical Investment Strategy" verraten.

Was die Bedienung von Schulden der öffentlichen Hand über die Notenpresse anbetrifft, so verurteile ich diese weiterhin aufs Schärfste. Mit ihrer Politik des billigen Geldes stellt die EZB den Glauben an dessen Werthaltigkeit aufs Spiel. Kommt den Bürgerinnen und Bürgern dieser Glauben abhanden, dürfte die hohe Staatsverschuldung noch unser kleinstes Problem sein. Unglücklicherweise hat sich die SNB mit ihrer Geldpolitik in den letzten Jahren in eine hohe Abhängigkeit der EZB hineinmanövriert und ist dieser nun auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.

 

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