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Seit gestern Nachmittag steht fest: Der umstrittene kanadische Pharmahersteller Valeant erhält mit Joseph Papa einen neuen Chef. Auf den zuvor für den Rivalen Perrigo tätigen Papa wartet allerdings keine einfache Aufgabe. Er wird das Geschäftsmodell seines zukünftigen Arbeitgebers neu erfinden müssen, sind die Tage des über fremdfinanzierte Firmenzukäufe erzielten Wachstums doch gezählt.

Und als ob das nicht schon genug wäre, sieht sich der zukünftige Chef von Valeant einer erdrückenden Schuldenlast gegenübergestellt. Im Zuge der aggressiven Akquisitionspolitik seines Vorgängers haben sich Schulden von über 30 Milliarden Dollar aufgetürmt - kein Wunder werden die Gläubiger zusehends nervös.

Angeblich hat der kanadische Pharmakonzern gleich mehrere Investmentbanken mit dem Verkauf von Unternehmensteilen beauftragt. Neben Firmen aus der Private Equity Industrie wird auch Nestlé ein Interesse an einigen dieser Geschäftsaktivitäten nachgesagt. Angetan haben dürfte es den Westschweizern vor allem das Dermatologieportfolio von Valeant.

Allerdings muss Nestlé auf der Hut sein. Denn mit teils substanziellen Preiserhöhungen hat der kanadische Pharmahersteller in den USA eine öffentliche Kontroverse um ausufernde Medikamentenpreise losgetreten. Schon seit Monaten wird diese von den Präsidentschaftskandidaten medienwirksam ausgeschlachtet. Auch Nestlé und andere Interessenten könnten damit zur Zielscheibe der "Classe Politique" in Washington werden. Was das für Folgen haben kann, mussten schon unsere beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse schmerzhaft am eigenen Leib erfahren.

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Die Aktie von Sunrise Communications gilt als Dividendenperle - und das nicht ohne Grund. Erst vor wenigen Wochen schüttete die Nummer zwei unter den Mobilfunkanbietern aus der Schweiz den Anteilseignern 3 Franken je Aktie aus, was einer Rendite von ziemlich genau 5 Prozent entspricht.

"Nimm das Geld und laufe davon", dürfte sich der Grossaktionär GIC gedacht haben. Wie einer gestern veröffentlichten Offenlegungsmeldung entnommen werden kann, hat der grössere der beiden Staatsfonds von Singapur seine Beteiligung auf unter 3 Prozent reduziert.

Wie mir berichtet wird, haben nicht nur GIC, sondern auch andere institutionelle Grossinvestoren den Dividendentermin abgewartet, um sich dann von Sunrise-Aktien zu trennen. Noch immer trete der Staatsfonds von Singapur bei Kursen über 60 Franken als Verkäufer in Erscheinung, so heisst es weiter. Stimmen die Berichte, hätte das negative Signalwirkung für diese Papiere.

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Seit dem Wochenende wird darüber spekuliert, ob und wann sich der Basler Pharmakonzern Novartis endlich von seiner Beteiligung am Platzrivalen Roche trennt. Zuerst hiess es, Novartis habe eine oder mehrere Investmentbanken mit der Platzierung des Aktienpakets beauftragt. Anders als in der Vergangenheit werde kein Paketaufschlag mehr angestrebt. Dann war allerdings zu hören, dass kein unmittelbarer Verkauf bevorstehe.

Interessantes zu diesem Thema entnehme ich nun einem Kommentar aus dem Hause Barclays Capital. Berechnungen der britischen Grossbank zufolge trug die Roche-Beteiligung bei Novartis im letzten Jahr rund 7 Prozent zum Kerngewinn bei. Aufgrund des Patentablaufs beim Leukämiepräparat Glivec und den Problemen bei der Tochter Alcon dürfte der Gewinnbeitrag in diesem Jahr sogar auf 8 Prozent steigen. Obschon der Autor des Kommentars einen Verkauf des Aktienpakets grundsätzlich begrüsst, errechnet er eine Gewinnverwässerung von 7 Prozent im Falle eines solchen Befreiungsschlags.

Da Novartis in Europa noch in diesem Jahr mit einer eigenen Version des Brustkrebsmedikaments Rituxan von Roche auf den Markt drängt, wäre ein Ausstieg beim Platzrivalen aus Basel eigentlich die logische Schlussfolgerung. Ob damit Aktionärswerte geschaffen werden können, bleibt jedoch höchst fraglich. Die Vorschusslorbeeren für die Aktien von Novartis sind deshalb mit Vorsicht zu geniessen.
 

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