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In eigener Sache:

Ich wünsche allen meinen Leserinnen und Lesern «ä schönä erschtä Ougschte». Die nächste Kolumne erscheint feiertagsbedingt am Dienstag, 2. August 2016, um 12.30 Uhr.

Der cash Insider

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Während sich die Leerverkäufer am Schweizer Aktienmarkt schon seit Tagen die Wunden lecken (siehe gestrige Kolumne), scheint Blackrock bei uns im grossen Stil Geld vom Tisch zu nehmen. Dies lassen zumindest unzählige Offenlegungsmeldungen an die Schweizer Börse SIX vermuten.

Als Herr über die astronomische Summe von 4600 Milliarden Dollar ist der grösste Vermögensverwalter der Welt kein unbeschriebenes Blatt. Zum Vergleich: Als weltweite Nummer zwei verwaltet die UBS mit 2,2 Billionen Dollar gerade mal halb so viel an Kundenvermögen.

Da Blackrock bei fast allen Schweizer Publikumsgesellschaften die Finger im Spiel hat, gehören Offenlegungsmeldungen an die Börsenbetreiberin SIX zum Tagesgeschäft. Es vergeht kaum ein Tag, ohne dass die Amerikaner bei irgendeinem Unternehmen einen Schwellenwert verletzen und damit meldepflichtig werden.

So etwas wie gestern und heute gab es allerdings noch nie: Nicht weniger als 15 Beteiligungsreduktionen gingen dem weltgrössten Vermögensverwalter wegen bei der Schweizer Börse SIX ein.

Anders als in den vergangenen Monaten macht Blackrock erstmals auch bei grossen Unternehmen wie LafargeHolcim, Swiss Life oder Swiss Re Kasse.

Am auffälligsten ist dabei die Beteiligungsreduktion bei Swiss Life. In zwei Schritten ist der Stimmenanteil der Amerikaner am Lebensversicherungskonzern aus Zürich zwischen dem 21. und dem 25. Juli von 5,58 auf 4,95 Prozent gesunken. Eine unmissverständliche Sprache spricht auch, dass die über die Aktien selbst gehaltene Beteiligung von über 5 auf nunmehr 3,89 Prozent gefallen ist.

Nicht weniger umfangreich fielen die Aktienverkäufe bei Swiss Re aus. Im Zuge derer schmolz der Stimmenanteil von Blackrock von 5,1 auf 4,65 Prozent. Es macht ganz den Anschein, als habe der Grossaktionär den durchwachsenen Zahlenkranz von heute schon vor Tagen erahnt.

Die Beteiligungsreduktion zieht sich wie ein roter Faden durch das "Wer ist wer" der hiesigen Unternehmenswelt: Beim erfolgreichen Baustoffhersteller Sika fiel der Stimmenanteil von 5,1 auf 4,75 Prozent, wobei die Amerikaner nur noch 4,23 Prozent in Form von Inhaberaktien halten. Für die Differenz sind Derivatpositionen verantwortlich. Bei Georg Fischer sind es neu noch 2,71 Prozent, wobei der meldepflichtige Schwellenwert von 3 Prozent verletzt wurde. Selbst beim Fondsanbieter GAM trennte sich Blackrock von Aktien. Neu kontrolliert der Vermögensverwalter nicht mehr 5,81 sondern nur noch 4,75 Prozent der Stimmen, 4,03 Prozent über die Aktien selber.

Die Liste liesse sich so fortsetzen und würde sich über so bekannte Firmennahmen wie Aryzta, Ascom, Clariant, Galenica, Julius Bär und LafargeHolcim erstrecken.

Interessant ist übrigens, dass die Amerikaner im Gegenzug beim Nahrungsmittelkonzern Nestlé kräftig Aktien zugekauft haben - vermutlich mit einem Teil des Verkaufserlöses. Im Zuge dessen stieg der Stimmenanteil von 3,7 auf 4,57 Prozent. Zu erkennen geben musste sich Blackrock nur, weil beim über Aktien kontrollierten Anteil der Schwellenwert von 3 Prozent nach oben durchschritten wurde.

Blackrock steht übrigens nicht alleine da. Auch andere ausländische Grossinvestoren haben sich hierzulande in den letzten Wochen aus Unternehmen zurückgezogen. Red Rocks reduzierte bei HBM Healthcare auf 2,96 (3,09) Prozent, die Capital Group bei Meyer Burger auf 2,87 (4,94) Prozent und der Versicherungskonzern Allianz bei den dividendenstarken Aktien von Cembra Money Bank auf 4,87 (5,83) Prozent.

Erst vor drei Wochen stufte Blackrock die europäischen Aktienmärkte von "Neutral" auf "Underweight" herunter, was einer Verkaufsempfehlung gleichkommt (siehe Kolumne vom 7. Juli). Damals trennte sich der weltgrösste Vermögensverwalter aber schon rund eine Woche zuvor von Aktienbeteiligungen aus der Schweiz (siehe Kolumne vom 5. Juli). Alleine schon die Zahl der Offenlegungsmeldungen an die Börsenbetreiberin SIX lässt hellhörig werden und ist an Signalkraft kaum zu überbieten.

Sollte sich am hiesigen Aktienmarkt tatsächlich ein Rückschlag anbahnen, droht diesmal vor allem den Nebenwerten Ungemach. Nicht wenige von ihnen sind über die letzten Wochen und Monaten in hohe Sphären gestiegen (siehe Kolumne vom 13. Juli).
 

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