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Noch immer gelten die Inhaberaktien von Richemont hierzulande als Aktien der Stunde. Viele Analysten sagen dem Westschweizer Luxusgüterhersteller eine Belebung in den Absatzmärkten und deshalb schon heute dreistellige Kursnotierungen vorher.

Spätestens nach dem durchzogenen Halbjahresergebnis vom letzten Freitag machen sich allerdings erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Die erfolgsverwöhnten Aktionäre sind sich Enttäuschungen nicht gewohnt. Als belastend erweist sich aber auch, dass das Unternehmen nichts mehr von einer Bereinigung des Firmenportfolios wissen will. Noch im Frühjahr hiess es, man prüfe einen Verkauf von Geschäftsbereichen wie Lancel, Alfred Dunhill oder Chloé.

Gestern Nachmittag notierten die Aktien von Richemont erstmals seit mehreren Wochen wieder unter 90 Franken. Begleitet wurde dieser Rückschlag von regen Handelsaktivitäten. Ausserdem waren grössere ausserbörsliche Blocktransaktionen zu beobachten. Letztere gehen, so vermute ich zumindest, auf das Konto ausländischer Momentum-Investoren.

Aufgeschreckt haben dürfte sie die charttechnische Ausgangslage der Papiere. Denn mit einem Rückschlag auf unter 90 Franken wurde auch gleich eine über die vergangenen Monate entstandene Keil-Formation verletzt. Gemäss Lehrbuch droht nun ein Rückschlag in die Region von 80 bis 82 Franken. Ungemütlich wird es vor allem dann, wenn das Zwischentief von Ende August bei 87,30 Franken unterschritten werden sollte.

Noch ist nichts entschieden. Die Anhaltspunkte häufen sich allerdings, dass der Börsenliebling Richemont vorübergehend in Ungnade fallen könnte. Bleibt aus Sicht der Aktionäre zu hoffen, dass nach den Momentum-Investoren nicht auch noch die Baissiers auf die angeschlagene charttechnische Situation aufmerksam werden.

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Nach dem Anstieg in dreistellige Kurssphären bekunden die Namenaktien von Basilea schon seit Tagen Mühe. Darf man dem für Kepler Cheuvreux tätigen Experten Glauben schenken, dann werden die Papiere schon bald weiterziehen.

In einer Unternehmensstudie bekräftigt der viel beachtete Verfasser sowohl seine Kaufempfehlung als auch das Kursziel von 160 Franken.

Seit Anfang Oktober habe sich das Risikoprofil beim Basler Biotechnologieunternehmen deutlich verbessert. Zuerst in Form positiver Studienergebnisse für das Pilzmedikament Isavuconazole und danach in Form der Marktzulassung des Antibiotikums in Europa.

In Erwartung eines operativen Break-evens ab 2015 sieht der Experte trotz der im bisherigen Jahresverlauf starken Kursentwicklung ein weiteres Aufwärtspotenzial von knapp 60 Prozent. Bei Kepler Cheuvreux wird Basilea deshalb weiterhin als möglicher Übernahmekandidat bezeichnet.

Auch ich schliesse nicht aus, dass die Suche des Unternehmens nach einem Vertriebspartner für das Antibiotikum Ceftobiprole letztendlich sogar in einem Übernahmeangebot an die Publikumsaktionäre endet. Denn neben den fortgeschrittenen Entwicklungsprojekten Isavuconazole und Ceftobiprole verfügt Basilea über hohe steuerlich absetzbare Verlustvorträge.

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Nicht zum ersten Mal lag die MainFirst Bank goldrichtig: Ende September stufte das Bankinstitut die Namenaktien von Schmolz+Bickenbach noch während der Kapitalerhöhung von «Underperform» auf «Outperform» hoch. Gleichzeitig veranschlagten die beiden verantwortlichen Experten ein Kursziel von 1,30 Franken.

Damals notierten die Papiere des in Emmenbrücke beheimateten Edelstahlherstellers um die Bezugsrechte bereinigt bei 0,90 Franken. Seither kletterte der Aktienkurs vorübergehend auf 1,34 Franken und damit über das Kursziel der MainFirst Bank.

In einem aktuellen Kommentar rät die MainFirst Bank der eigenen Anlagekundschaft auf die Ergebnispräsentation vom 20. November hin zum Ausstieg. Da sich die Investmentthese auf einen erfolgreichen Turnaround abstütze, benötige sie 12 bis 24 Monate, um sich entfalten zu können. Allerdings nehme der Markt mittlerweile einen guten Teil der zukünftigen Fortschritte vorweg.

Grundsätzlich hält das Bankinstitut noch einmal höhere Kurse für möglich. Sofern sich die Absatzmärkte ins kommende Jahr hinein stabilisieren, sei eine höhere Bewertung gerechtfertigt. Und sofern sich die Dinge bei Schmolz+Bickenbach in die richtige Richtung entwickeln würden, seien auf Stufe EBITDA auch steigende Konsensschätzungen möglich.

Allerdings wartet man bei der MainFirst Bank jetzt erst einmal Fortschritte unter der neuen Unternehmensleitung sowie Anhaltspunkte hinsichtlich der Rentabilität und des Ausblicks ab.

Diese Haltung macht durchaus Sinn. Denn spätestens seit dem ernüchternden Ergebnis des Rivalen Voestalpine im Geschäft mit Edelstahl von vergangener Woche drängen sich Gewinnmitnahmen bei den Aktien von Schmolz+Bickenbach geradezu auf.