Es ist in den vergangenen Wochen ruhig um Syngenta geworden. Dennoch geniesst der Basler Agrachemiehersteller hierzulande noch immer den Ruf eines Börsenlieblings. Seit ihrem Absturz vom Sommer 2011 konnten sich die Namenaktien denn auch nahezu im Kurs verdoppeln. Der seit damals zu beobachtende Aufwärtstrend sucht seinesgleichen.

In einem Kommentar sagt der für die UBS tätige Verfasser dem Börsenliebling allerdings wieder schwierigere Zeiten vorher. Im Hinblick auf die Veröffentlichung der diesjährigen Anbauprognosen des US-Landwirtschaftsministeriums vom kommenden Donnerstag rät der viel beachtete Experte seiner Anlagekundschaft zur Vorsicht. In Erwartung einer Normalisierung der Witterungsverhältnisse und der Ernteerträge sei im Jahresverlauf mit einem einschneidenden Preiszerfall beim Mais zu rechnen, so schreibt er. Und für gewöhnlich gehe der Kursverlauf der Aktien von Syngenta Hand in Hand mit mit den Preisen für Mais. Denn gerade im Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln reagiere der Volumenabsatz ziemlich schnell auf Veränderungen bei den Getreidepreisen.

Aufgrund von Vorbestellungen im Hinblick auf die anlaufende Anbausaison sei das diesjährige Ergebnis bei den Baslern so gut wie im Sack. Enttäuschungspotenzial macht der Experte deshalb vor allem im Hinblick auf das kommende Jahr aus. Auf Basis der bankeigenen Prognosen für die Entwicklung der Maispreise schreibt der Experte von einem Abwärtspotenzial von zwischen 15 und 20 Prozent bei den nächstjährigen Konsensschätzungen. Bei der UBS werden die Aktien von Syngenta weiterhin mit einem 12-Monats-Kursziel von 330 Franken zum Verkauf empfohlen.

Seit dem Rückschlag unter die psychologisch wichtige Marke von 400 Franken bekunden die Papiere des Börsenlieblings sichtlich Mühe. Zur Entscheidung kommt es allerdings erst bei 385 Franken. Denn dort verläuft derzeit nicht nur eine im Laufe des Februars gleich zweimal erfolgreich verteidigte Unterstützungsmarke, sondern auch das untere Ende eines seit mehr als 20 Monate andauernden Aufwärtstrends.

Auch wenn ich riskiere, dass mir immer mehr der Ruf eines Schwarzmalers anhaftet: Ohne bahnbrechende neue Impulse halte ich das Risiko für gross, dass dieser Aufwärtstrend gebrochen wird. Vergleichbare Rückschläge waren beim Basler Unternehmen in den vergangenen Jahren nämlich immer wieder an der Tagesordnung.

Über die langfristigen Wachstumsaussichten von Syngenta muss man sich indes nicht mit mir streiten. Aufgrund des Bevölkerungswachstums, dem steigenden Wohlstand und der dadurch immer eiweisshaltigeren Ernährung in den Schwellenländern und dem vermehrten Einsatz von Biokraftstoffen ist die Landwirtschaft geradezu zu Produktivitätssprüngen verdammt. Und der Basler Agrarchemiehersteller zählt zweifelsohne zu den grossen Gewinnern dieser Megatrends.

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Die Namenaktien von Meyer Burger reagieren nur noch mit einem moderaten Kursrückgang auf die anlässlich der heutigen Ergebnisveröffentlichung angekündigte Kapitalerhöhung. Das im bernischen Gwatt beheimatete Solarzulieferunternehmen will die eigene Bilanz im Rahmen einer Bezugsrechtsemission um 150 Millionen Franken stärken.

Aus dem Berufshandel wird mir seit dem frühen Vormittag von einer Mischung aus Deckungskäufen und spekulativen Anlagekäufen berichtet. Dies, obschon wichtige Fragen unbeantwortet bleiben. Mich überrascht vor allem, dass der in Ungnade gefallene Börsenliebling nicht auch gleich noch ausserordentliche Abschreibungen auf dem für die Übernahme von Roth & Rau aktivierten Goodwill ins Jahresergebnis mit eingepackt hat. So bleibt die Gefahr ausserordentlicher Abschreibungen allgegenwärtig.

Auch die Bedingungen für die geplante Kapitalerhöhung sind noch nicht bekannt. Meyer Burger will den Markt diesbezüglich erst kurz vor der Generalversammlung vom 25. April informieren. Dadurch wird der Verwässerungseffekt für die bisherigen Aktionäre nur schwer abschätzbar. In einem Kommentar errechnet Kepler Capital Markets auf dem Kursniveau vom späten Freitag eine Verwässerung von 45 Prozent. Vermutlich liegt der Bezugspreis jedoch darunter, sodass der Verwässerungseffekt noch verheerender ausfallen könnte.

Für die Baissiers öffnen sich bei den Aktien von Meyer Burger damit Tür und Tor. Denn geraten die Papiere aufgrund gezielter Baisse-Spekulationen im Vorfeld der geplanten Kapitalerhöhung noch einmal unter Druck, hätte dies negative Folgen für den Bezugspreis und die damit verbundene Verwässerung für die Altaktionäre.

Ich persönlich erwarte die günstigsten Einstiegsgelegenheiten deshalb erst in den Tagen vor der Generalversammlung. Dass die diesjährige Prognose eines Nettoumsatzes von rund 400 Millionen Franken deutlich unter den bei 560 Millionen Franken liegenden Konsensschätzungen liegt, deutet darauf hin, dass die Auftragsflaute noch nicht ausgestanden ist. Auch den künftigen neuen Aktionärinnen und Aktionären dürfte deshalb einiges an Geduld und guten Nerven abverlangt werden.

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Am späten Freitagnachmittag lief die Meldung über die Nachrichtenticker, dass eine Kommission der europäischen Arzneimittebehörde die Marktzulassung für Tecfidera empfiehlt. Hierzulande fand diese Meldung zu meiner Überraschung kaum Beachtung.

Kursrelevant ist die Zulassungsempfehlung der MS-Pille nämlich gleich für zwei am Schweizer Aktienmarkt gehandelte Unternehmen: Die Berner Pharmagruppe Galenica ist von Biogen Idec mit der Herstellung des Wirkstoffs für Tecfidera beauftragt. Das Unternehmen ist geradezu auf eine reibungslose Marktzulassung der MS-Pille angewiesen, um die wegbrechenden Umsätze und Lizenzeinnahmen auffangen zu können.

Negativ ist die Zulassungsempfehlung vom späten Freitagnachmittag hingegen für Novartis. Mit Gilenya hat der Basler Pharmakonzern das erste in Pillenform verabreichbare MS-Medikament auf dem Markt. Dass mit Tecfidera ernst zu nehmende Konkurrenz vor der Tür steht, ist in Analystenkreisen zwar kein Geheimnis. Und obschon Biogen Idec das eigene Produkt zuerst noch kommerziell von Gilenya abheben muss, weckt die Zulassungsempfehlung bei Novartis Ängste.

Meines Erachtens ist man sich in Analystenkreisen den von Tecfidera ausgehenden Gefahren durchaus bewusst. Möglicherweise sind die zukünftigen Umsatzschätzungen für Gilenya von Novartis sogar absichtlich vorsichtig gehalten. Ich rate den Aktionären des Basler Traditionsunternehmens daher davon ab, die Flinte aufgrund der von der MS-Pille von Biogen Idec ausgehenden Konkurrenz voreilig ins Korn zu werfen. Auch wenn die US-Gesundheitsbehörde dem Präparat voraussichtlich schon in den kommenden Tagen die Marktzulassung erteilen wird.