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Von wegen defensiv und langweilig: Auch im zurückliegenden dritten Quartal stellte der Schweizer Aktienmarkt viele andere europäische Börsenbarometer in den Schatten. Mitte September kletterte der breit gefasste Swiss Performance Index sogar noch einmal auf neue historische Höchststände.

Weder geopolitische Störfeuer wie der Konflikt auf der Krim oder der Vorstoss islamistischer Extremisten in Syrien und im Irak, noch die einmal mehr ziemlich ernüchternde Berichterstattung für das erste Halbjahr konnten die Rekordjagd bremsen.

Für Rückenwind sorgte die Europäische Zentralbank (EZB), welche sich innerhalb von wenigen Wochen gleich zweimal zu einer Reduktion ihrer Leit- und Einlagezinsen veranlasst sah. Darüber hinaus kündigten die Entscheidungsträger um Notenbankchef Mario Draghi ein nicht unumstrittenes Rückkaufprogramm für verbriefte Forderungsansprüche an. Damit weckten sie die Hoffnung auf eine ultralockere Geldpolitik nach amerikanischem Vorbild. Die für die US-Notenbank tätigen Kollegen grenzten ihre Anleihenkäufe hingegen auf monatlich 15 Milliarden Dollar weiter ein.

Anders als in der ersten Jahreshälfte fiel das Handelsgeschehen im zurückliegenden dritten Quartal spürbar selektiver. Dementsprechend unterschiedlich schnitten meine Ende Dezember kommunizierten Schweizer Aktienfavoriten ab. Unter Berücksichtigung entrichteter Dividenden und Sonderdividenden gewann meine Titelauswahl bis Ende September ziemlich genau 11 Prozent. Was sich auf den ersten Blick durchaus sehen lassen kann, relativiert sich vor dem Hintergrund des um 12,6 Prozent festeren Swiss Performance Index allerdings ein bisschen.

Am besten Schnitten die Aktien von AMS mit einem satten Plus von 77 Prozent ab, überraschend gefolgt von den um 18,4 Prozent höheren Papieren der Zurich Insurance Group. Das Schlusslicht bildeten hingegen die Aktien von Syngenta mit einem Minus von 10,3 Prozent. Auch die um 6,2 Prozent tieferen Papiere von Basilea erwiesen sich als bremsend für die Entwicklung meiner Schweizer Aktienfavoriten.

Standardwerte:

Holcim

Für die Aktionäre von Holcim erwiesen sich die Monate seit dem geplanten Zusammenschluss mit dem Rivalen Lafarge als Nullsummenspiel. Der Aktienkurs steht heute wieder dort, wo er sich am Tag der Bekanntgabe befand. Und das obschon die beiden heiratswilligen Zementhersteller alles daran setzen, von den Wettbewerbshütern möglichst rasch grünes Licht für ihr Vorhaben zu erhalten. Ausserdem ist aus dem Umfeld von Holcim und Lafarge zu hören, dass reges Interesse an den zum Abverkauf vorgesehenen Geschäftsaktivitäten bestehe.

Das Wachstum in den für Holcim wichtigen Schwellenländern hat sich weiter verlangsamt, was nicht von der Hand zu weisen ist. Die noch im Frühjahr beobachteten Währungsturbulenzen haben sich allerdings längst wieder gelegt. Da die Aktien des Ostschweizer Unternehmens nicht mehr länger Vorschusslorbeeren für die Synergien aus dem geplanten Zusammenschluss mit Lafarge erhalten, erachte ich jegliche Rückschläge in die Region von 65 Franken als günstige Einstiegsgelegenheit.

Nestlé

Anders als die beiden anderen Indexschwergewichte Roche und Novartis konnten die Aktien von Nestlé gerademal mit dem breiten Markt Schritt halten. Schon heute gilt so gut wie sicher, dass der Westschweizer Nahrungsmittelhersteller einen eher enttäuschenden Zahlenkranz für das dritte Quartal vorlegen wird. In Anbetracht der Wachstumsverlangsamung in den Schwellenländern und dem konjunkturell vor sich hin darbenden Südeuropa ist das allerdings auch kein Wunder. Vermutlich wird Nestlé die mittelfristige Zielbandbreite von 5 bis 6 Prozent einmal mehr knapp verfehlen.

Das Anfang September begonnene Aktienrückkaufprogramm ist im Vorfeld der Ergebnispräsentation seit ein paar Tagen ausgesetzt und wird vermutlich erst danach wieder aufgenommen. Der vergleichsweise stolzen Bewertung wegen rate ich zu aktuellen Kursen von Zukäufen ab.

SGS

Die Aktien von SGS wurden über die letzten Wochen gleich mehrfach für verhaltene Zahlenfakten von Rivalen wie Intertek oder Bureau Bureau Veritas in Sippenhaft genommen. Verhaltenere wirtschaftliche Rahmenbedingungen in Europa und der Spardruck der öffentlichen Hand treffen die drei grossen Warenprüfunternehmen zu einem eher ungünstigen Zeitpunkt. Denn im Bergbau, in der Landwirtschaft und im Öl- und Gasbereich gestaltet sich die Nachfragesituation auch sonst eher verhalten. Dass SGS wie gewohnt keine Neunmonatszahlen vorlegt, bietet verständlicherweise Raum für Spekulationen.

Die längerfristigen Aussichten des Genfer Traditionsunternehmens bleiben dennoch intakt und das Geschäft höchst barmittelgenerierend. Darüber hinaus verfügt SGS über einen beeindruckenden Leistungsausweis bei kleineren und ergänzenden Firmenübernahmen.

Syngenta

Die Enttäuschung sitzt tief und die Abfolge schwächer als erwarteter Ergebnisausweise will nicht abreissen. Die im Vorfeld der Neunmonatsumsatzzahlen aus dem Analystenlager eintreffenden Schätzungsreduktionen lassen bei Syngenta einen weiteren schwachen Zahlenkranz vermuten. Zudem wurden die Aktien des Basler Agrarchemieherstellers in den letzten Tagen vom Markt für die eine oder andere Gewinnwarnung amerikanischer Zulieferunternehmen für die Landwirtschaft in Sippenhaft genommen. Nicht ohne Grund, lassen diese Warnungen doch negative Rückschlüsse auf die Investitionsbereitschaft von Landwirtschaftsbetrieben zu. Sie ist eine Folge der schon seit Monaten stark rückläufigen Getreidepreise, welche auch Syngenta treffen könnten.

Nach dem gescheiterten Zusammenschluss mit dem US-Rivalen Monsanto sind die Entscheidungsträger am Hauptsitz in Basel gefordert. Bleibt aus Aktionärssicht zu hoffen, dass sich diese endlich zu einem strategischen Befreiungsschlag in Form einer Annäherung an die ähnlich ausgerichteten Geschäftsaktivitäten von DuPont oder Dow Chemical durchringen.

Zurich Insurance Group

Entgegen anders lautenden Erwartungen liessen die Aktien der Zurich Insurance Group in den letzten Wochen ihre Muskeln spielen. Dabei dürfte es sich um erste Vorschusslorbeeren für den von Swiss Re abgeworbenen und mittlerweile in derselben Funktion als Finanzchef tätigen George Quinn handeln. Er gilt bei seinem früheren Arbeitgeber als Wegbereiter für die grosszügigen Sonderausschüttungen an die Aktionäre. Und tatsächlich erhöhte in den letzten Tagen erstmals ein Versicherungsanalyst seine Dividendenprognosen für die Zurich Insurance Group. Einer seiner ebenfalls angelsächsischen Berufskollegen erwartet hingegen ein mehrjähriges Aktienrückkaufprogramm.

Ich selber bleibe nach den jüngsten Kursavancen und der Aufholjagd gegenüber anderen Schweizer Versicherungsaktien eher vorsichtig für jene der Zurich Insurance Group. Mir fehlt das Optimierungspotenzial auf der Kostenseite. Gerne lasse ich mich vom neuen Finanzchef jedoch eines Besseren belehren.

Nebenwerte:

AMS

Die Aktien von AMS erwiesen sich im bisherigen Jahresverlauf als einer der Rettungsanker für meine diesjährigen Schweizer Aktienfavoriten. Dank einem neuen Produktezyklus kennen die Papiere des Halbleiterherstellers schon seit Monaten nur eine Richtung: Die nach oben. Branchenexperten zufolge sind beim iPhone 6 des Grosskunden Apple betragsmässig mehr Teile von AMS verbauen als beim vorangehenden Modell. Zumindest anhand der Vorbestellungen lässt sich schon heute sagen, dass das iPhone 6 ein kommerzieller Erfolg werden könnte.

AMS wird des öfteren als Ziel einer Übernahme aus Übersee genannt. Ein Interesse wird grossen Halbleitergiganten wie Texas Instruments, Microchip Technology oder Analog Devices nachgesagt. Sollte die davon ausgehende Fantasie nachlassen, ist bei diesen "Aktien der Stunde" durchaus ein Rückschlag möglich.

Basilea

Obschon Basilea mit dem Zulassungsantrag für das Medikament Isavuconazol bei der US-Gesundheitsbehörde FDA ein weiterer wichtiger Meilenstein erreichen konnte, liegen die Aktien des Basler Pharmaunternehmens seither im Angebot. Der Meilenstein löst eine Zahlung des Partnerunternehmens Astellas im Umfang von 12 Millionen Franken aus. Der geplante Alleingang und der Aufbau einer eigenen Vertriebsorganisation für die Präparate Ceftobiprole und Isavuconazol ausserhalb der USA ist aus Sicht der Aktionäre zwar mit höheren Risiken verbunden. Auf längere Sicht könnte sich dieses Vorgehen allerdings ausbezahlt machen. Mit anderen Worten: Mit der Transformation zum vollintegrierten Pharmahersteller sollte Basilea deutlich mehr Aktionärswerte generieren als über Vertriebspartnerschaften. Ich bleibe daher bei meiner positiven Einschätzung der Aktien.

BCV

Die Folgen des Ausscheidens aus dem viel beachteten Stoxx Europe 600 Index scheinen bei den Aktien der BCV verdaut. So richtig gewürdigt wurde das überzeugende Halbjahresergebnis der Westschweizer Kantonalbank dennoch nicht. Selbst unter Berücksichtigung einer hohen Vergleichszahlung im Steuerstreit mit den USA bleibt die Eigenkapitalbasis sehr ordentlich. Dasselbe gilt für die damit verbundenen Dividendenaussichten. Immerhin errechnet sich noch immer eine Rendite von knapp 7 Prozent. Auch wenn es noch nicht nach steigenden Zinsen aussieht, bleiben die Papiere eine interessante Wette auf ebensolche.

Micronas

Den Aktien von Micronas ist es bisher nicht gelungen, ihr Mauerblümchen-Dasein abzuschütteln. Währungsverschiebungen, namentlich der durch die Geldpolitik der Bank of Japan geschwächte Yen, bleiben aus Sicht des Halbleiterherstellers besorgniserregend. Zwar hat das Unternehmen in der Vergangenheit Massnahmen ergriffen, um sich gegen die Folgen der japanischen Geldpolitik zu rüsten. Mehr als erste scheue Erfolge konnte das Unternehmen bislang aber nicht verbuchen.

Micronas muss zuerst unter Beweis stellen, dass die Massnahmen auch den gewünschten Effekt liefern. Erst dann ist mit einer grundlegenden Neubeurteilung und –bewertung der Aktien durch den Markt zu rechnen. Bis dahin wird den Aktionären wohl noch einiges an Geduld abverlangt.