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Alle Jahre wieder werden mir im Dezember beinahe täglich neue Ausblicke auf das kommende Börsenjahr zugespielt. Bei dieser Fülle von verschiedenen Einschätzungen und Prognosen den Überblick zu behalten, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Das mag nicht zuletzt auch mit der ermattend einheitlichen Meinung der Banken und ihrer Anlagestrategen zu tun haben. Wäre ich Lehrer und die Experten meine Schulklasse, ich würde die Arbeit wegen gegenseitigen Abschreibens wiederholen lassen. Mit einer Ausnahme: den Strategen der Credit Suisse.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich der Ausblick der kleineren der beiden Schweizer Grossbanken zwar nicht grossartig von jenen anderer Banken. Wenig überraschend wird der Leserschaft zu einem Übergewicht bei Aktien geraten, wenn auch nur zu einem Geringfügigen. Allerdings machen die Autoren keinen Hehl daraus, dass sie so vorsichtig sind wie seit dem Höhepunkt der Finanzkrise von 2008 nicht mehr.

Sorgen bereitet den Strategen die Leitbörse in New York. Und das nicht nur aufgrund steigender Risikoaufschläge für qualitativ fragwürdige Anleihen. Die Experten stossen sich auch an der Überhitzung bei den Firmenübernahmen und –zusammenschlüssen, der rückläufigen Marktbreite sowie am schwachen Gewinnmomentum amerikanischer Unternehmen.

Dem breit gefassten S&P-500-Index traut man bis Mitte des kommenden Jahres bestenfalls einen Anstieg bis auf 2150 Punkte zu. Diese Prognose deckt sich übrigens mit dem nächstjährigen Jahresendziel der Credit Suisse. Dass der amerikanische Markt in den Wertschriftenportfolios der Grossbank untergewichtet wird, brauche ich an dieser Stelle nicht zu erwähnen.

Eine alte Faustregel besagt, dass, wenn die amerikanische Leitbörse zu Husten beginnt, es die europäischen Aktienmärkte mit einer Grippe ins Bett verschlägt. Gerade deshalb überrascht die optimistische Haltung der Credit Suisse für Aktien aus dem alten Kontinent.

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Gestern meldete die Nachrichtenagentur Reuters, dass die milliardenschwere Kapitalerhöhung der Credit Suisse wie am Schnürchen laufe. Dabei kamen zwei voneinander unabhängige Quellen zu Wort: Ein unabhängiger Vermögensverwalter liess verlauten, dass alle seine Kunden ihre Bezugsrechte ausüben, und eine mit der Platzierung betraute Person liess durchblicken, dass die Transaktion so gut wie gelaufen sei.

Gerade die Aussage dieser Person ist an Spitzfindigkeit nicht zu überbieten. Denn Fakt ist: Bei einer Kapitalerhöhung über Bezugsrechte können Aktionäre diese verkaufen, wollen sie keine neuen Aktien beziehen. Anders die Käufer der Bezugsrechte: Sie können gar nicht anders, als die Bezugsrechte nach Handelseinstellung auszuüben oder aber diese wertlos verfallen zu lassen.

Entgangen zu sein scheint Reuters und anderen Nachrichtenagenturen auch eine Offenlegungsmeldung der Credit Suisse. Darin setzt sie die Schweizer Börse SIX davon in Kenntnis, dass der von der Olayan Group gehaltene Stimmenanteil im Zuge der Kapitalerhöhung von 14,66 auf 11,36 Prozent zusammengeschrumpft sei. Meldepflichtig wurde die saudische Beteiligungsgesellschaft, weil der direkt über Aktien gehaltene Anteil unter den Schwellenwert von 5 Prozent gefallen ist.

Mit anderen Worten: Der langjährige saudische Schlüsselaktionär hat sich der Kapitalerhöhung verweigert und seine Bezugsrechte über den offenen Markt veräussert. Das erklärt auch den jüngsten Verkaufsdruck in den Aktien der Credit Suisse über die Bezugsrechte.

Obschon sich über die Beweggründe dieser Verweigerung bloss spekulieren lässt, ist der Entscheid der Olayan Group an Signalwirkung nicht zu überbieten. Die Annahme, dass die milliardenschwere Kapitalerhöhung wie am Schnürchen laufe, ist damit schlichtweg falsch.

Aus Sicht der wenig erfolgsverwöhnten Publikumsaktionäre scheint das Schlimmste bei den Valoren der Credit Suisse jedoch überstanden. Hält die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken Wort, dann ist über die nächsten Jahre mit deutlich höheren Kursnotierungen zu rechnen. Die jüngsten Spekulationen rund um eine substanzielle Kürzung des Bonus-Pools lassen ebenfalls hoffen.

 

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