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Merrill Lynch zählt zu den mächtigsten Investmentbanken der Welt. Anders als die meisten Rivalen nutzen die Amerikaner ihre breite Kundenbasis allerdings für regelmässige Erhebungen - beispielsweise für die jeweils medial ausgeschlachtete monatliche Umfrage bei Fondsmanagern und Vermögensverwaltern.

Interessante Einblicke liefert allerdings auch der Chefstratege für den amerikanischen Aktienmarkt. Jeweils einmal die Woche berichtet er über die Handelstätigkeit seiner Grosskunden. Diese werden im Fachjargon gerne auch als "Smart Money" bezeichnet, sind sie anderen Marktakteuren doch meist einen entscheidenden Schritt voraus.

Was der Chefstratege in seinem aktuellsten Kommentar zu berichten weiss, ist an Brisanz kaum zu übertreffen. Bankeigenen Erhebungen zufolge haben institutionelle Kunden, vermögende Privatkunden und Hedgefonds vergangene Wochen netto Aktien im Gegenwert von 3,8 Milliarden Dollar auf den Markt geworfen.

Während der breit gefasste S&P-500-Index an der Börse in New York in die Nähe seines bisherigen Rekordhochs kletterte, trennten sich die Grosskunden von Merrill Lynch netto zum zwölften aufeinanderfolgenden Mal von Aktien.

Wenn institutionelle Kunden, vermögende Privatkunden und Hedgefonds der Kurserholung der letzten Wochen nicht trauen und diese sogar zur Verringerung ihrer Aktienengagements nutzen - wer kauft dann? Vermutlich sind vor allem die amerikanischen Unternehmen über ihre Aktienrückkaufprogramme Käufer in den eigenen Aktien. Schätzungen zufolge waren sie im letzten Jahr für 8 bis 10 Prozent der gesamten Aktiennachfrage verantwortlich.

Interessant ist übrigens auch, was mir aus Übersee berichtet wird: Angeblich ist der Marktanteil aktiv bewirtschafteter Aktienfonds innerhalb von gerademal 18 Monaten von 63 auf 58 Prozent gefallen. Im Gegenzug scheint jener passiv verwalteter Aktienfonds von 37 auf 42 Prozent gestiegen zu sein. Über die letzten 12 Monate seien 179 Milliarden Dollar aus aktiv bewirtschafteten Aktienfonds abgezogen und davon 110 Milliarden Dollar in passiv verwaltete Fonds umgeschichtet worden, so heisst es weiter. Das wiederum lässt tief blicken...

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In den letzten Jahren wurde dem Mischkonzern BASF immer wieder ein Interesse an W.R. Grace nachgesagt. Mit dem Verkauf von Unternehmensteilen an den amerikanischen Rivalen dürften diese Spekulationen verstummen. Obschon keine der beiden Parteien Angaben zum Transaktionspreis macht, schätzen Branchenkenner diesen auf umgerechnet gut 200 Millionen Dollar.

Darf man dem Chemieanalysten von Helvea Glauben schenken, dann könnte BASF in einem nächsten Schritt das verbleibende Katalysatorengeschäft mit einer Übernahme der ähnlich gelagerten Geschäftsaktivitäten von Clariant stärken.

Im vergangenen Jahr setzte der Spezialitätenchemiehersteller in diesem Produktbereich gut 700 Millionen Franken um und erzielte dabei einen operativen Gewinn (EBITDA) vor Sonderbelastungen von 177 Millionen Franken. Auf Basis der Verkaufspreisschätzungen für die an W.R. Grace veräusserten Unternehmensteile könnten BASF oder andere Interessenten bis zu 1,8 Milliarden Franken für das Katalysatorengeschäft von Clariant zu bezahlen bereit sein - bei einem Börsenwert von gut 5 Milliarden Franken alles andere als ein Apropos.

Morgen Donnerstag werden die Basler den Zahlenkranz für das erste Quartal vorlegen. Die Firmenvertreter müssen sich an der am Nachmittag stattfindenden Analystenkonferenz vermutlich die eine oder andere in diese Richtung gehende Frage gefallen lassen.

Fakt ist: Die Chemieindustrie gleicht schon seit Jahren einem Haifischbecken. Fressen oder gefressen werden, so lautet die Devise. Diese Erfahrung musste zuletzt auch der ebenfalls in Basel beheimatete Agrarchemiehersteller Syngenta machen.

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Schon seit Tagen wird bei Novartis auf einen Verkauf des an Roche gehaltenen Aktienpakets spekuliert. Zuerst hiess es, die Basler hätten eine oder mehrere Investmentbanken mit der Platzierung des Aktienpakets beauftragt. Dann war zu vernehmen, dass nun doch kein unmittelbarer Verkauf bevorstehe (siehe meine gestrige Kolumne).

Mittlerweile wird sogar Roche selber ein Interesse am Paket nachgesagt. Der Grund: Die zwei verschiedenen Titelkategorien erschweren es dem Pharma- und Diagnostikkonzern, ein Aktienrückkaufprogramm ins Leben zu rufen.

Bei der MainFirst Bank wird nicht ausgeschlossen, dass die Verkaufsabsichten des Grossaktionärs Novartis bei Roche sogar den Weg in Richtung einer Vereinfachung der in die Jahre gekommenen Kapitalstruktur ebnen könnten. Die Einführung einer Einheitsaktie wäre meines Erachtens sehr zu begrüssen - doch auch ohne eine solche erachte ich die Bons auf dem aktuellen Kursniveau als kaufenswert.
 

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