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Seit wenigen Tagen hat der Dollar eher wieder einen schweren Stand. Sowohl gegen den Euro als auch zum Franken ist er von seinen Mehrjahreshöchstständen zurückgefallen. Noch wäre es allerdings voreilig, beim Greenback bereits das Handtuch zu werfen.

Dieser Meinung sind auch die Devisenstrategen von Morgan Stanley. Die amerikanische Investmentbank sorgte in den vergangenen Wochen gleich mehrfach mit aufsehenerregenden Prognosen für die heimische Währung für Schlagzeilen.

In ihrem jüngsten Kommentar geben sich die Experten ungewohnt kleinlaut und warnen vor einem bevorstehenden Rückschlag. Nach dem massiven Anstieg der letzten Monate brauche es beim Dollar nun eine gesunde Marktbereinigung.

Die Verfasser der mir zugespielten Studie schreiben es zwar nicht explizit, lassen allerdings durchblicken, dass sie in einem solchen Rückschlag vermutlich die letzte Chance für einen günstigen Einstieg sehen.

Den Euro sehen die Devisenstrategen über die kommenden Monate auf 1,18 Dollar fallen, was aus heutiger Sicht einem Minus von 6 Prozent entspräche. Bis Ende nächsten Jahres sagen die Experten der europäischen Einheitswährung sogar einen Rückgang um 10 Prozent auf 1,12 Dollar vorher.

Noch extremer sind die Prognosen für den Franken. Aufgrund der vom Mindestkurs der Schweizerischen Nationalbank (SNB) für den Euro ausgehenden Wechselwirkung wird im Laufe des kommenden Jahres mit einem Anstieg des Dollars auf 1,17 Franken gerechnet. Davon lässt sich ein Aufwärtspotenzial von nicht weniger als 20 Prozent ableiten.

Wie der Studie zu entnehmen ist, haben mehr als die Hälfte der Notenbanken führender Wirtschaftsnationen zuletzt Massnahmen gegen die drohende Deflation getroffen. Sollte es zu einer solchen kommen, sei der Euro neben der schwedischen Krone am verletzbarsten, so die Verfasser.

Mittelfristig raten sie ihrer Anlagekundschaft deshalb zu gezielten Wetten auf den Dollar und gegen den Euro. Der Franken spielt dabei aus Sicht der Amerikaner nur eine untergeordnete Rolle, was in Anbetracht der geradezu atemberaubenden Prognosen doch sehr überrascht.

Vermutlich hat man bei Morgan Stanley den Wetterbericht gelesen. Derzeit kämpfen gleich mehrere US-Bundesstaaten mit einem frühen und nicht weniger harschen Wintereinbruch. Die aus Übersee eintreffenden Berichte lassen Erinnerungen an die ersten Monate dieses Jahres aufkommen. Damals wurde die amerikanische Wirtschaft durch die ungewöhnlich frostigen Witterungsbedingungen regelrecht ausgebremst. Zu allem Unglück naht nun auch noch das wichtige Weihnachtsgeschäft.

Dass der Wirtschaft in Übersee Ungemach droht, ist nicht von der Hand zu weisen. Wie schon im Frühjahr sollte sich der Stau beim Konsum und den Investitionen früher oder später wieder lösen und die US-Notenbank am eingeschlagenen Kurs festhalten.

Gerade diese transatlantischen Unterschiede bei der Zins- und Geldpolitik sprechen für einen gegenüber dem Euro genauso wie dem Franken stärkeren Dollar.

Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang die Mitte September von Kepler Cheuvreux kommunizierten Gewinner eines starken Greenbacks (siehe Kolumne vom 17. September). Die für das Bankinstitut tätigen Strategen unterscheiden zwischen Unternehmen, die bei der Umsatzentwicklung vom festen Dollar profitieren und solchen mit hohen Erträgen aus dem Dollar-Raum und hohen in Franken anfallenden Kosten.

Zur ersten Gruppe zählt der Experte den Halbleiterhersteller AMS, den Detailhandelskonzern Dufry, den Softwarehersteller Temenos, die Industriekonzerne OC Oerlikon und ABB, die Credit Suisse, den Rückversicherer Swiss Re, das Genfer Traditionsunternehmen Givaudan sowie die beiden Luxusgüterhersteller Swatch Group und Richemont.

Die zweite Gruppe setzt sich mit Actelion, Lonza, Tecan, Sonova und Nobel Biocare vor allem aus Firmen aus dem Gesundheitssektor zusammen. Darüber hinaus fallen die Namen AMS, Givaudan, Julius Bär, Swatch Group und Temenos. Alle diese Unternehmen verfügen über eine hohe Kostenbasis im Franken oder im Euro und einen überproportional hohen Ergebnisbeitrag aus dem Dollar-Raum.

Mir scheinen die Aktien der zweiten Gruppe die elegantere Wette auf einen nachhaltig erstarkten Dollar. Voraussetzung ist natürlich, dass sich diese Firmen nicht gegen Währungsfluktuationen abgesichert haben.

Auf währungsseitige Impulse ist unser Aktienmarkt nach der jüngsten Rekordjagd denn auch dringend angewiesen. Denn im Zuge der Unternehmensberichterstattung für das dritte Quartal wurden die Gewinnerwartungen alles in allem noch einmal nach unten revidiert.

Ein Ass im Ärmel hiesiger Dollar-Haussiers bleibt die unter Druck stehende SNB. Zu welchem Mittel zur Schwächung des Frankens die Entscheidungsträger auch immer greifen werden, es dürfte dank dem vor drei Jahren zur Stützung des Euros eingeführten Mindestkurses auch dem Greenback Kursgewinne bescheren.