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Schon seit Monaten bereitet die US-Notenbank die Finanzmärkte auf eine Drosselung, wenn nicht gar auf einen Ausstieg aus dem Rückkaufprogramm für amerikanische Staatsanleihen und verbrieften Hypothekarkredite vor. Vergangene Woche wurde der schon bald abtretende Notenbank-Chef Ben Bernanke nun erstmals etwas konkreter: Demnach wollen die Währungshüter das Rückkaufprogramm schon in der zweiten Hälfte dieses Jahres drosseln.

An den Rohstoffmärkten schlugen diese Neuigkeiten wie eine Bombe ein. In der Folge fiel das Gold nicht nur unter die bisherigen Mehrjahrestiefststände von Mitte April, sondern auch gleich noch unter die psychologisch wichtige Marke von 1300 Dollar die Unze. Wie mir Rohstoffhändler in Übersee berichten, wurden dabei sowohl in den Futures als auch bei den börsengehandelten Goldfonds einige grössere Stopp-Loss-Aufträge losgetreten.

Während hierzulande einige Banken beim Gold schon vor Wochen «klar Schiff» gemacht haben, warf die UBS ihr Handtuch erst nach der Rede von Notenbank-Chef Ben Bernanke.

Die für das Investment Banking der Schweizer Grossbank tätigen Strategen kürzen ihre Prognosen auf einen Anlagehorizont von einem Monat auf 1250 (1425) Dollar und jenen auf 3 Monate auf 1350 (1500) Dollar je Unze. Den Durchschnittspreis sehen die Experten im laufenden Jahr hingegen neu bei 1440 (1600) Dollar die Unze.

Den Strategen zufolge zeichnet sich bei der US-Notenbank ein Kurswechsel ab. Zum einen sei schon in der zweiten Jahreshälfte mit einer Drosselung der milliardenschweren Anleihenkäufe zu rechnen, sollten dies die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zulassen. Zum anderen sei mit einem Ende der Anleihenkäufe zu rechnen, sobald die Arbeitslosenrate unter 7 Prozent falle. Beides führe beim Gold zu einer Verschlechterung der sonst schon angeschlagenen Investorenstimmung, so die Experten.

Ihre für das Wealth Management tätigen Berufskollegen gehen sogar noch einen Schritt weiter. Sie nehmen beim Edelmetall nahezu eine Halbierung der bisherigen 12-Monats-Prognose auf 1050 (1750) Dollar je Unze vor. Darüber hinaus doppeln die Strategen nach und raten der eigenen Anlagekundschaft gezielt zum Verkauf bisher nicht gegen eine rückläufige Preisentwicklung abgesicherter Goldanlagen.

Bei der UBS wird man sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, ziemlich spät auf das veränderte Umfeld an den Edelmetallmärkten reagiert zu haben. Interessant ist, dass im Wealth Management die Grenzkosten für die Produktion einer zusätzlichen Gold-Unze auf 1150 Dollar geschätzt wird. Meiner Meinung nach müsste sich das gelbe Metall auf längere Sicht spätestens dort einpendeln.

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Vielen meiner Leserinnen und Leser dürfte Bill Gross ein Begriff sein. Der Anleihenexperte ist für die Allianz-Tochter Pimco tätig und verwaltet dort den 285 Milliarden Dollar schweren Pimco Total Return Fund.

Wie ich einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg entnehme, hat der Pimco Total Return Fund alleine in der zweiten Hälfte vergangener Woche 1,6 Prozent verloren. Für einen Anleihenfonds ist das innerhalb so kurzer Zeit doch einiges. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Minus sogar auf 2,8 Prozent, womit der Fonds in seiner Kategorie gerademal auf Rang 19 von 20 liegt.

Es ist beruhigend zu sehen, dass auch Grossinvestoren vom Kaliber eines Bill Gross manchmal völlig falsch liegen. Denn an den Finanzmärkten kochen alle nur mit Wasser – dies gilt insbesondere für kleine Kolumnisten wie mich.

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Mittlerweile steht der Swiss Market Index deutlich unter seinen Mitte Mai erreichten Mehrjahreshöchstständen. Und gerade deshalb ist die Prognose der für die Bank Sarasin tätigen Strategen umso mutiger: Denn diese sagen dem Börsenbarometer ins kommende Jahr hinein einen Anstieg auf 9000 Punkte vorher. Unter gewissen Umständen sei sogar ein Vorstoss in fünfstelliges Terrain möglich.

Die Experten rechnen aufgrund der tiefen Zinsen mit einer Jagd nach Rendite. Diese Jagd werde die Bewertung des hiesigen Aktienmarktes im besten Fall bis auf das Zwanzigfache der hiesigen Unternehmensgewinne ansteigen lassen. Gleichzeitig werde sich der Franken abschwächen, was die im Ausland erzielten Gewinne stärker wachsen lasse. Für Kaufgelegenheiten werde das kommende dritte Quartal sorgen, so heisst es bei der Bank Sarasin weiter.

Ich halte die Prognosen der Strategen für den Swiss Market Index für mutig, standen doch schon die letzten 12 Monate im Zeichen einer Bewertungsausweitung. Mit einer weiteren Ausweitung bis auf das Zwanzigfache der hiesigen Unternehmensgewinne hätten wir hierzulande beinahe schon amerikanische Verhältnisse. Im aktuellen Marktumfeld bleiben die Prognosen der Bank Sarasin deshalb vor allem eines: Wunschdenken und Zweckoptimismus.