Regelmässige Leserinnen und Leser meiner Kolumne wissen, dass der wöchentliche Kommentar aus der Feder des für die Société Générale tätigen Albert Edwards zu meinen Pflichtlektüren gehört. Auch wenn ich die meist ziemlich pessimistische Meinung des Strategen nur bedingt teile, so liefert sie doch immer auch interessante Aspekte.

Den gestern Nachmittag erschienenen Kommentar will ich meinen Leserinnen und Lesern keinesfalls vorenthalten, sagt Edwards darin doch ein Auseinanderbrechen Europas vorher.

Die Idee der Europäischen Union funktioniere wunderbar. Zumindest wenn man die Situation aus dem Augen von Deutschland betrachte, so der Stratege. Denn obschon Deutschland anderen Ländern immer wieder zu Hilfe eilen müsse, befinde sich die Arbeitslosigkeit auf dem tiefsten Stand seit der Wiedervereinigung im Jahre 1989.

Seitdem sich die Krise in Zypern zuspitze, nehme die Spannung zwischen Schuldner- und Gläubigernationen stetig zu. Genau diese Spannung werde Europa früher oder später auseinanderbrechen lassen. Edwards ist sich sicher, dass die Schuldnernationen ihre Defizitziele in Zukunft reihenweise verfehlen werden und die Gläubigernationen dadurch noch tiefer in ihren Brieftaschen graben müssen. Ob einzelne Staaten die Europäische Union verlassen werden, sei deshalb nicht ein wirtschaftlicher, sondern ein politischer Entscheid. Gleichzeitig warnt der Stratege, dass die Zeit wider anders lautenden Erwartungen nicht für, sondern ganz klar gegen Europa laufe.

Auch ich beobachte die jüngsten Entwicklungen im umliegenden Europa und die Rettung Zyperns mit einem unguten Gefühl im Bauch. Denn rund vier Wochen nach den Wahlen in Italien hat das südeuropäische Land noch immer keine Regierung. Scheitert die Regierungsbildung in Italien, drohen Neuwahlen. Und gemäss aktuellen Umfragen haben die beiden Parteien von Silvio Berlusconi und Beppe Grillo in den vergangenen Wochen weiter Auftrieb erhalten. Ein klarer Sieg der beiden Oppositionsparteien wiederum würde den Verbleib des Landes in der Europäischen Union in Frage stellen und wäre deshalb wohl ein Schock für die Finanzmärkte. Noch ist es allerdings für mich zu früh, den Teufel an die Wand zu malen.

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Im Gold tobt auch am Donnerstag wieder ein erbitterter Kampf zwischen Haussiers und Baissiers. Beide Lager verfügen derzeit zweifelsfrei über schlagende Argumente für einen höheren oder tieferen Unzenpreis.

Einem Kommentar aus dem Hause UBS entnehme ich, dass viele Zentralbanken weiterhin dem Lager der Haussiers zuzurechnen sind. Neusten Marktstatistiken zufolge hätten die Zentralbanken in den Monaten Januar und Februar noch einmal im grossen Stil Gold gekauft. Südkorea habe alleine im Monat Februar 20 Tonnen des Edelmetalls erworben. Und neben Russland und Kasachstan seien erstmals auch Indonesien, Bosnien und Herzegowina sowie Aserbaidschan als Käufer in Erscheinung getreten.

Ich bin gespannt, ob die Goldstatistiken des Internationalen Währungsfonds für den Monat März diesen seit dem vergangenen September zu beobachtenden Trend bestätigen werden. Denn das Edelmetall benötigt dringend frische Impulse, um sich aus der schon seit Wochen zu beobachtenden Lethargie befreien zu können.

Die charttechnische Ausgangslage spricht allerdings zunehmend dafür, dass sich die Seitwärtsbewegung bis weit ins zweite Quartal hineinzieht. Auf kurze Sicht betrachtet könnte nur ein Anstieg über die Widerstandsmarke bei 1620 Dollar je Unze etwas daran ändern. In der Folge müsste das gelbe Metall dann aber auch noch die Hürde bei 1665 Dollar die Unze nehmen. Erst damit würde die Bodenbildungsphase der letzten Wochen erfolgreich abgeschlossen.

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Noch bis vor wenigen Wochen standen die Namenaktien von OC Oerlikon hoch in der Anlegergunst. Insbesondere bei institutionellen Grossinvestoren erfreuten sich die Papiere des in Zürich niedergelassenen Industriekonglomerats reger Beliebtheit.

Seit dem überraschenden Rücktritt von CEO Michael Buscher von Mitte Monat befinden sich die Papiere des Börsenlieblings allerdings auf Talfahrt. Verübeln kann man dies dem Markt nicht, gilt Buscher doch als einer der Mitverantwortlichen für den beeindruckenden Turnaround der vergangenen zwei Jahre. Buscher wurde vor seinem Rücktritt in Analystenkreisen denn auch für die erfolgreiche Umsetzung der Restrukturierungsmassnahmen und der Anpassungen im Firmenportfolio frenetisch gefeiert.

Im gestrigen Handel fielen die Aktien von OC Oerlikon vorübergehend auf die charttechnisch höchst brisante Schlüsselunterstützung bei 11 Franken zurück und auch heute wird die Unterstützung einem Test unterzogen. Für die Baissiers hat sich diese Unterstützungsmarke seit Mitte Januar immer wieder als unüberwindbar erwiesen und ich bin relativ zuversichtlich, dass die Haussiers die Marke weiterhin erfolgreich verteidigen können.

Interessantes entnehme ich auch einem Kommentar aus dem Handel der UBS. Wie der Verfasser des Kommentars schreibt, befinden sich die bankeigenen Schätzungen für die Jahre 2014 und 2015 am unteren Ende der Mittelfristziele. Kommt die EBIT-Marge am oberen Ende der firmeneigenen Zielbandbreite zu liegen, sieht der Verfasser des Kommentars ein Aufwärtspotenzial bei den Gewinnschätzungen des hauseigenen Analysten von 15 bis 20 Prozent.