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Die Aktionäre von Basilea können aufatmen. Nach jahrelangem Seilziehen mit den Behörden, erteilte die europäische Arzneimittelbehörde dem Antibiotikum Ceftobiprole gestern überraschend die Marktzulassung. Bei den Namenaktien fiel die Reaktion allerdings recht mager aus, was sich mit der seit Jahresbeginn starken Kursentwicklung erklären lässt.

Für das in Basel beheimatete Pharmaunternehmen ist die Marktzulassung von Ceftobiprole in der Europäischen Union zweifelsfrei ein Meilenstein, steht ein Entscheid der US-Gesundheitsbehörde FDA doch weiterhin aus. Letztere spielt schon seit Jahren auf Zeit, obschon ein dringender Bedarf an neuartigen Antibiotika vorhanden ist. Und auch dem zweiten Schlüsselpräparat Isavuconazole könnte der Entscheid der europäischen Arzneimittelbehörde den Weg auf den Markt ebnen.

In einem Kommentar wird das Umsatzpotenzial von Ceftobiprole in Europa vom für Kepler Cheuvreux tätigen Verfasser auf 113 Millionen Franken beziffert. Der Experte leitet alleine davon schon einen Nettobarwert für das Antibiotikum von 25 Franken je Aktie ab. Sollte Ceftobiprole auch in den USA die Zulassung erhalten, hält der Verfasser des Kommentars sogar einen Spitzenumsatz von 200 Millionen Franken für möglich.

Aufgrund kürzlich veröffentlichter Studienergebnisse erhöht der Experte die Zulassungswahrscheinlichkeit für das Pilzmedikament Isavuconazole auf 90 Prozent. Der Vertriebspartner werde das Präparat voraussichtlich Anfang 2015 auf den Markt bringen, so heisst es im Kommentar. Der Experte bekräftigt deshalb seine Kaufempfehlung für die Aktien von Basilea und erhöht das Kursziel substanziell auf 160 (110) Franken.

Wurden Übernahmespekulationen im Frühjahr noch in Frage gestellt, so sollten sich nach dem gestrigen Tag nun eigentlich potenzielle Käufer zu erkennen geben. Neben den Partnerunternehmen Astellas und GlaxoSmithKline wird auch Actelion ein mögliches Interesse an Basilea nachgesagt.

Liegt der für Kepler Cheuvreux tätige Experte mit seinen Einschätzungen richtig, dann dürften sich die Aktien der Basler allerdings auch ohne diese Übernahmespekulationen im Kurs verdoppeln.

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Dass Holcim in gut zwei Wochen einen schwachen Zahlenkranz vorlegen wird, ist am Markt längst kein Geheimnis mehr. Nach den ernüchternden Quartalszahlen von ACC und Ambuja Cement müssen viele Analysten möglicherweise jedoch noch einmal mit dem Rotstift über ihre Schätzungen gehen.

Bei beiden indischen Tochtergesellschaften haben rückläufige Absatzpreise und ein weiterer Anstieg bei den Kosten im zurückliegenden dritten Quartal tiefe Spuren im Geschäftsergebnis hinterlassen. Für das Zürcher Mutterhaus verkommt die einst gefeierte Präsenz in den Schwellenländern immer mehr zum Bumerang.

Als einer der ersten seiner Berufsgilde reagiert der für Kepler Cheuvreux tätige Experte auf die Neuigkeiten aus Indien. Er kürzt seine Prognose für den diesjährigen Ergebnisbeitrag von ACC und Ambuja Cement auf Stufe EBITDA um nicht weniger als 30 Prozent und jene für das kommende Jahr um 24 Prozent. Dadurch reduzieren sich die Schätzungen bei Holcim um 6 bis 7 Prozent.

Weitere Analysten dürften in den kommenden Tagen mit ähnlichen Abwärtsrevisionen aufwarten. Allerdings trägt der Kurszerfall der letzten Wochen bei den Aktien von Holcim den noch immer zu hohen Konsensschätzungen bereits weitestgehend Rechnung. Kommt es im Vorfeld der Quartalsergebnispräsentation von Anfang November zu Übertreibungen nach unten, eröffnen sich daher günstige Einstiegsgelegenheiten.

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Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen in Folge sind die Erwartungen an die Zurich Insurance Group an einem Tiefpunkt angekommen. Ein stummer Zeuge davon ist die ernüchternde Entwicklung der Namenaktien.

Umso mehr überrascht mich ein Kommentar aus dem Hause Kepler Cheuvreux. Darin traut der Verfasser dem in Ungnade gefallenen Versicherungskonzern ein solides Quartalsergebnis zu. In Erwartung einer deutlichen Erholung beim technischen Ergebnis rechnet der Experte mit einem gegenüber dem Vorquartal um 21 Prozent höheren operativen Gewinn. Letzterer werde im Jahresvergleich sogar um 57 Prozent zulegen. Bei Kepler Cheuvreux werden die Aktien der Zurich Insurance Group deshalb weiterhin mit einem Kursziel von 295 Franken zum Kauf empfohlen.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass das Bankinstitut die Aktien des Unternehmens schon seit Jahren anpreist. Ausbezahlt gemacht hat sich dies in dieser Zeit allerdings nicht.

Ob die Zurich Insurance Group zur Abwechslung tatsächlich einmal positiv überraschen kann, wird sich erst Mitte November zeigen. Der von Travelers am letzten Dienstag veröffentlichte Zahlenkranz lässt zwar hoffen. Der amerikanische Mitbewerber übertraf die Markterwartungen im zurückliegenden dritten Quartal einmal mehr sehr deutlich. Gleichzeitig wurde das Aktienrückkaufprogramm um weitere 5 Milliarden Dollar ausgebaut, was den Aktien ein kleineres Kursfeuerwerk bescherte. Doch obschon Tavelers wie die Zurich Insurance Group auch über ein starkes Standbein im amerikanischen Firmenkundengeschäft verfügt, erwiesen sich Rückschlüsse zwischen den beiden Unternehmen in der Vergangenheit allerdings als wenig zuverlässig.