Der cash Insider ist unter @cashInsider auch auf Twitter aktiv. Lesen Sie börsentäglich von weiteren brandaktuellen Beobachtungen am Schweizer Aktienmarkt.

***

Schon seit Tagen bietet sich den erfolgsverwöhnten Anlegern ein ungewohntes Bild: Der breit gefasste Swiss Performance Index (SPI) entfernt sich immer weiter von seinem Ende Mai erklommenen Rekordhoch. Deswegen in Tränen auszubrechen, wäre allerdings übertrieben. Seit Jahresbeginn errechnet sich schliesslich immer noch ein Plus von 5 Prozent - und das selbst nach Aufgabe des SNB-Euro-Mindestkurses von Mitte Januar.

Nicht nur die schon seit Wochen wild um sich greifenden Übernahmespekulationen lassen erahnen, dass sich die Hausse auch bei uns in einem weit fortgeschrittenen Stadium befindet. Auch die schon seit Tagen eintreffenden Kaufempfehlungen für zurückgebliebene Aktien lassen aufhorchen.

Alleine am Dienstag wurden hierzulande drei im Berufshandel als "geradezu sträflich vernachlässigt" bezeichnete Papiere von solchen Empfehlungen erfasst.

Das für seine Geschäftsverbindungen zu namhaften Hedgefonds bekannte amerikanische Bernstein Research heizte den Aktien von Straumann mit einer Hochstufung von "Market Perform" auf "Outperform" und einem Kursziel von neu 300 (235) Franken ein. Bei Börsenschluss notierten die Papiere des in Basel beheimateten Dentalimplantateherstellers gut 5 Prozent über dem Schlussstand vom Vortag.

Die stolze Bewertung hielt die Amerikaner bislang genauso wie die Angst vor den Folgen des intensiven Wettbewerbs von einer optimistischeren Einschätzung ab. In Erwartung eines neuen Produktezyklus' werden diese Vorbehalte nun über Bord geworfen.

Bis unmittelbar vor der aus Übersee eintreffenden Kaufempfehlung notierten die Valoren von Straumann nach einer mehrmonatigen Seitwärtsbewegung auf dem Stand von Anfang Jahr. Vermutlich trug auch dieser Umstand zum Umdenken im Hause Bernstein Research bei.

Noch offensichtlicher sind die Beweggründe für die Kaufempfehlung von J. Safra Sarasin für die Aktien von ABB. In der mir zugespielten Unternehmensstudie macht der Autor keinen Hehl daraus, dass er sein Anlageurteil vor allem aufgrund der unterdurchschnittlichen Kursentwicklung der vergangenen 17 Monate von "Neutral" auf "Buy" anhebt. Das Unternehmen weise gleich auf Basis mehrerer Kennzahlen einen Bewertungsabschlag von gut 10 Prozent gegenüber vergleichbaren Rivalen auf, so schreibt er. Diesen Abschlag hält der Experte in Anbetracht der überdurchschnittlich guten Auftragslage für übertrieben. Ganz nebenbei wird die Kaufempfehlung auch noch mit der soliden Bilanz und dem finanziellen Spielraum für Dividenden und Aktienrückkäufe begründet.

Gestern liess ausserdem eine Meldung, wonach sich mit Cevian Capital ein bekannter Investor mit 3,1 Prozent bei ABB eingekauft habe, den Aktienkurs nach oben springen. Wie mir Händler berichten, liegt der Einstandspreis dieser Beteiligung gerüchtehalber in der Nähe von 20,90 Franken je Aktie.

Ein kleineres Kursfeuerwerk zündete RBC Capital Markets am Dienstag bei den Aktien der Credit Suisse. Wie mir berichtet wird, erwischte die kanadische Grossbank die Baissiers mit ihrer Hochstufung von "Sector Perform" auf "Outperform" auf dem falschen Fuss.

In Erwartung, dass der neue CEO ab dem kommenden Monat für frischen Wind sorgt, errechnet die für die Schweizer Grossbank tätige Analystin neu ein Kursziel von 29 (26) Franken. Sie geht von einer Kapitalerhöhung im Umfang von 4 Milliarden Franken und einem Rückzug aus wenig rentablen Bereichen des Investment Bankings aus.

Mit ABB und Credit Suisse sind die Banken auf zwei Aktien aufmerksam geworden, denen auch ich in meiner Kolumne vom 28. Mai einen gewissen Nachholbedarf zugetraut habe.

***

Zur Fasnachtszeit gilt Basel als die Hauptstadt der Schweiz. Mit Vontobel musste sich gestern allerdings eine Zürcher Traditionsbank den Ruf der "alten Fasnacht" gefallen lassen. Es bedurfte schon Spekulationen rund um eine Gegenofferte durch BASF, damit der langjährige Experte die Namenaktien von Syngenta von "Hold" auf "Buy" hochstuft und das Kursziel auf 500 (430) Franken nachzieht.

Mit dem Auftritt des deutschen Chemiekonzerns werde der Widerstand der Öffentlichkeit geringer ausfallen, der Druck auf Monsanto in Bezug auf eine Angebotsnachbesserung steigen und die Wahrscheinlichkeit für einen Bieterkampf zunehmen, so die Begründung für das überraschende Umdenken bei Vontobel.

Der Experte hätte allerdings besser erst einmal einen Kommentar seines für Merrill Lynch tätigen Berufskollegen gelesen. Denn für diesen ist eine Übernahme von Syngenta durch BASF höchst unwahrscheinlich. Der strategische Nutzen einer solchen Firmentransaktion sei ziemlich überblickbar und die wettbewerbsrechtlichen Hürden seien äusserst hoch, so schreibt er. Dazu kämen Probleme bei der Finanzierung, müssten die Deutschen doch die Hälfte des Kaufpreises in Aktien begleichen. Es ist allgemein bekannt, dass BASF schon seit 1865 keine Kapitalerhöhung mehr durchgeführt hat.

Für wahrscheinlicher hält man bei Merrill Lynch, dass die Deutschen nach einer Übernahme von Syngenta durch Monsanto für gewisse zum Verkauf kommende Geschäftszweige bieten wird.

Vermutlich wurde das jüngste Kapitel im Übernahmekampf von Monsanto um den Basler Agrarchemiehersteller von den Wirtschaftsmedien etwas gar voreilig geschrieben. Darüber hinaus gibt es mittlerweile Anhaltspunkte für erneute Vorbehalte im Verwaltungsrat von Syngenta, was die wettbewerbsrechtlichen Hürden eines Zusammenschlusses mit dem amerikanischen Rivalen anbetrifft. Dies meldete zumindest die Nachrichtenagentur Reuters vergangene Nacht. Ob die bei den Banken und ihren Aktienanalysten schon seit Wochen ziemlich beliebten Wetten auf steigende Syngenta-Aktien aufgehen, wird sich zeigen müssen (siehe Kolumne vom 3. Juni).
 

Der cash Insider nimmt Marktgerüchte sowie Strategie-, Branchen- oder Unternehmensstudien auf und interpretiert diese. Marktgerüchte werden bewusst nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft. Gerüchte, Spekulationen und alles, was Händler und Marktteilnehmer interessiert, sollen rasch an die Leser weitergegeben werden. Für die Richtigkeit der Inhalte wird keine Verantwortung übernommen. Die persönliche Meinung des cash Insiders muss sich nicht mit derjenigen der cash-Redaktion decken. Der cash Insider ist selber an der Börse aktiv. Nur so kann er die für diese Art von Nachrichten notwendige Marktnähe erreichen. Die geäusserten Meinungen stellen keine Kauf- oder Verkaufsempfehlungen an die Leserschaft dar.