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Nachdem die letztjährige Generalversammlung von Transocean im Zeichen eines erbitterten Schlagabtauschs zwischen dem in Zug niedergelassenen Ölserviceunternehmen und seinem Grossaktionär Carl Icahn stand, dürfte die diesjährige Versammlung in sehr viel ruhigeren Bahnen verlaufen.

Im vergangenen November erzielten die beiden Streithähne eine Einigung. Und ein Blick auf die Traktandenliste für die bevorstehende Generalversammlung verrät: In Zukunft sollen jährlich 1,1 Milliarden Dollar oder 3 Dollar je Aktie über Quartalsdividenden an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

Gerade weil die Aktionäre in den letzten Jahren nicht viel zu Lachen hatten, dürfen sie sich nun wenigstens vier Mal im Jahr auf eine Quartalsdividende von 0,75 Dollar je Aktie freuen. Auf das Gesamtjahr betrachtet entspricht das einer ansehnlichen Rendite von knapp 7,3 Prozent, auch wenn die Dividende aufgrund des seit Jahresbeginn beobachteten Kurszerfalls zum berühmten Tropfen auf den heissen Stein verkommt.

Immerhin haben die Aktien von Transocean aus Sicht eines in Dollar rechnenden Anlegers über die letzten Monate mehr als 16 Prozent verloren und dem erfolgsverwöhnten Grossaktionär Carl Icahn einen Verlust von 125 Millionen Dollar auf seinem Beteiligungspaket beschert.

Darf man den für die UBS tätigen Verfassern einer Studie zur Ölserviceindustrie Glauben schenken, dann droht dem US-Milliardär und seinen Mitaktionären weiteres Ungemach. Insbesondere bei der Ölförderung auf hoher See sei die Nachfrage stark rückläufig. Unter den Anbietern sei deshalb ein regelrechter Bieterstreit ausgebrochen, um Förderkapazitäten möglichst am Leben zu halten.

Eigenen Angaben zufolge sind die Experten aufgrund dieses Streits bisher von um 25 bis 30 Prozent rückläufigen Tagessätzen ausgegangen. Nachforschungen hätten jedoch ergeben, dass die Tagessätze über die Zeit sogar um bis zu 45 Prozent fallen könnten.

In der Folge streichen die Studienverfasser ihre Gewinnschätzungen für Transocean um bis zu 16 Prozent. Neu liegen die Annahmen der Experten für die kommenden Jahre zwischen 29 und 35 Prozent unter den jeweiligen Konsensschätzungen ihrer Berufskollegen. Die Aktien werden allerdings weiterhin mit «Neutral» und einem 12-Monats-Kursziel von 40 Dollar eingestuft.

Was die UBS in der Sektorenstudie zur zukünftigen Dividendenpolitik schreibt, dürfte Carl Icahn und seinen Mitaktionären so gar nicht passen. Denn für die vorangetriebenen Investitionen in neue Förderkapazitäten benötige Transocean über die nächsten drei Jahre geschätzte 5,7 Milliarden Dollar an neuen Mitteln, von den Instandhaltungsinvestitionen gar nicht erst zu sprechen. Darüber hinaus drohe eine Vergleichszahlung im Zusammenhang mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, welche die Experten auf 780 Millionen Dollar schätzen. Das Ölserviceunternehmen werde deshalb vermutlich frühestens ab dem Jahr 2018 einen positiven Cash Flow schreiben.

Lange Rede kurzer Sinn: Die Studienverfasser hegen Zweifel an der Nachhaltigkeit der geplanten Dividende von 3 Dollar je Aktie und relativieren letztere. Vermutlich werden in den kommenden Tagen und Wochen auch andere Berufskollegen der Experten über ihre Bücher gehen, was bei den Aktien von Transocean zumindest auf kurze Sicht auf die Kursentwicklung drücken könnte. Ich frage mich ernsthaft, wann die Firmenverantwortlichen endlich zum erhofften strategischen Befreiungsschlag ausholen.

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Gestern wartete die Credit Suisse einmal mehr mit einem enttäuschenden Quartalsergebnis auf. Anders als über weite Strecken des letzten Jahres war nicht das Private Banking, sondern das Investment Banking Schuld an der Misere. Nicht nur im Geschäft mit Festverzinslichen, auch im ansonsten starken Aktienhandel schnitt die kleinere der beiden Schweizer Grossbanken schlechter als andere Mitbewerber ab.

Kein Wunder, muss sich die Credit Suisse seit gestern wieder die zuvor verstummte Kritik am Geschäftsmodell gefallen lassen.

In einem Kommentar schreibt die Berenberg Bank, dass der Zahlenkranz gnadenlos den signifikanten Restrukturierungsbedarf im Investment Banking aufdecke. Die Schweizer Grossbank zögere nur hinaus, was letztendlich unvermeidlich sei: Eine Redimensionierung der Geschäftsaktivitäten nach dem Vorbild der UBS.

Bis dahin werden die Namenaktien bei der Berenberg Bank mit einem optisch tiefen Kursziel von 16 Franken zum Verkauf empfohlen.

Was der Verfasser des Kommentars nicht schreibt ist, dass die Bruttomarge im Private Banking in den letzten drei Monaten erneut rückläufig war. Mit einer strategischen Abkehr vom Investment Banking liessen sich zwar Aktionärswerte schaffen. Dem allgemein schwierigeren Branchenumfeld kann sich allerdings auch die Credit Suisse nicht entziehen.

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Alle Jahre wieder bekunden die Namenaktien der Zurich Insurance Group aufs Neue ihre liebe Mühe, den grosszügigen Dividendenabgang wieder wettzumachen. Das laufende Jahr scheint da keine Ausnahme zu machen.

Auch in Analystenkreisen fristen die Papiere des Versicherungskonzerns schon seit Wochen ein Mauerblümchen-Dasein. Nur gerade der für JP Morgan tätige Experte bricht in einem aktuellen Kommentar eine Lanze für die mit «Overweight» und einem Kursziel von 330 Franken empfohlenen Aktien.

Der Verfasser des Kommentars beurteilt die vom Unternehmen über die letzten Jahre verfolgte Reservepolitik als konservativ. Diese erlaube in Zukunft Reserveauflösungen von jährlich bis zu 800 Millionen Dollar.

Über die Reservepolitik der Zurich Insurance Group lässt sich meines Erachtens streiten. In den vergangenen Jahren musste der Versicherungskonzern mehrmals Nachreservierungen für das deutsche Sachversicherungsgeschäft vornehmen. Ich rate diesbezüglich lieber zu konservativen Annahmen und hoffe, dass man sich bei JP Morgan nicht verrennt.

Obschon ich auf längere Sicht zuversichtlich für die Aktien der Zurich Insurance Group bleibe, sehe ich vorderhand kaum Gründe, die für einen höheren Aktienkurs sprechen würden. Wie viele andere Aktionäre warte ich noch immer auf den längst überfälligen strategischen Befreiungsschlag.