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An der Schweizer Börse treffen in diesen Tagen zwei Welten aufeinander: Hier die Unternehmen, welche die Wachstumsflaute in den Schwellenländern zu spüren bekommen und dort jene, die fest im Sattel sitzen.

Mit Richemont und Geberit haben vergangene Woche nicht nur die ersten zwei Vertreter aus dem Swiss Market Index (SMI) den Quartalsumsatz vorgelegt, sondern auch zwei Vertreter jeweils einer dieser beiden Welten.

Nach mehreren Ergebnisenttäuschungen in Folge kam der vom Ostschweizer Sanitärtechnikkonzern veröffentlichte Umsatz gut an. Vor allem dank der organischen Wachstumsbelebung schossen die Aktien an diesem Tag um 4 Prozent nach oben. Anders die Valoren des in Genf beheimateten Luxusgüterherstellers. Sie wurden abgestraft und haben seither einen schweren Stand.

Schon morgen wird mit SGS ein weiteres Unternehmen aus dem SMI den Zahlenkranz vorlegen. Dass viele Kunden aus dem Bergbau sowie aus der Öl- und Gasindustrie mit Problemen zu kämpfen haben, dürfte nicht spurlos am Genfer Warenprüfkonzern vorübergegangen sein.

Zumindest für die Experten von Morgan Stanley steht fest: Die Aktionäre müssen sich morgen auf ein eher enttäuschendes Jahresergebnis und vermutlich gleich auch noch auf einen vorsichtigen Ausblick einstellen. Denn selbst die unter der anderer Berufskollegen liegende Annahme eines organischen Umsatzwachstums von 2,8 Prozent für dieses Jahr könnte sich als zu optimistisch erweisen.

Obschon die Aktien bei Morgan Stanley offiziell mit "Equal-weight" und einem Kursziel von 1930 Franken eingestuft werden, rät die amerikanische Grossbank im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichung zu Leerverkäufen.

Deutlich positiver wird die Situation beim Börsendebütanten Sunrise Communications eingeschätzt. In Erwartung einer Stabilisierung beim operativen Gewinn (EBITDA) und eines geringeren Investitionsbedarfs im neuen Jahr trauen die Analysten den mit "Overweight" und einem Kursziel von 84 Franken empfohlenen Aktien kurzfristig steigende Notierungen zu.

Raum für Überraschungen sehen sie übrigens auch bei der Dividende. Nach einer Ausschüttung von 3 Franken je Aktie für das zurückliegende Geschäftsjahr halten die Experten sogar für möglich, dass der Telekommunikationskonzern eine Erhöhung der Dividende um 20 Prozent auf 3,60 Franken erahnen lässt.

An dieser Stelle sei allerdings davor gewarnt, dass sich die Prognosen der nebst anderen Banken mit dem Börsengang betrauten amerikanischen Grossbank bislang stets als zu hoch erwiesen haben. Darüber darf auch das nicht weniger als 50 Prozent über den aktuellen Notierungen liegende Kursziel nicht hinwegtäuschen.

Neben den Aktien von Sunrise Communications nennt Morgan Stanley die Papiere von Temenos als weitere Wette auf einen besser als erwarteten Zahlenkranz. Das kommt nicht ganz von ungefähr, übertraf der ebenfalls in Genf beheimatete Bankensoftwarehersteller die Erwartungen doch schon in den beiden vorangegangenen Quartalen ziemlich deutlich. Darüber hinaus dürfte das bei Anlegern sehr beliebte Unternehmen von einer tiefen Vergleichsbasis aus dem Vorjahr profitieren. Damals waren die Lizenzeinnahmen prozentual zweistellig gefallen. Offiziell werden die Papiere von Temenos mit "Equal-weight" und einem Kursziel von 50 Franken eingestuft.

Eine Wette auf gute oder schlechte Unternehmensergebnisse, wie sie Morgan Stanley in den vorliegenden Fällen empfiehlt, ist nicht ohne. Denn selbst wenn man den Zahlenkranz richtig vorausgesagt hat, reagieren die Aktien nicht selten anders als erhofft.

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Bei ABB dürften die Leerverkäufer heute zweimal leer schlucken. In der schwedische Wirtschaftszeitung "Dagens Industri" wird auf einen Verkauf des neugeschaffenen Bereichs Stromnetze spekuliert. Dieses Sorgenkind könnte für 12 bis 15 Milliarden Dollar an einen Interessenten wie die State Grid Corporation of China, Mitsubishi Hitachi Power Systems, Toshiba oder die Shanghai Electric Group gehen, so heisst es im Artikel.

Prompt liessen von Panik begleitete Deckungskäufe nicht lange auf sich warten und die Aktien des in Zürich niedergelassenen Industriekonzerns in der ersten Handelsstunde zeitweise um mehr als 4 Prozent nach oben klettern.

Was ich einem Kommentar aus dem Aktienhandel von Kepler Cheuvreux entnehme, könnte bei den Leerverkäufern tatsächlich für Nervosität sorgen. Diesem lässt sich nämlich entnehmen, dass der Autor des Artikels einen besser informierten Eindruck als bei früheren Gelegenheiten macht. Interessant auch: Der angebliche Verkaufspreis wird in Dollar und nicht wie sonst üblich in Kronen umgerechnet ausgewiesen.

Fakt ist: Die beiden Grossaktionäre Investor AB und Cevian Capital haben in den vergangenen Wochen viel Geld auf ihren Aktienpaketen verloren. Es würde deshalb nicht überraschen, wenn sie den Druck auf den Verwaltungsrat von ABB verstärken. Ob sich mit einem Verkauf des Bereichs Stromnetze Aktionärswerte schaffen lassen, ist allerdings nicht zuletzt auch eine Frage des Preises.
 

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